Zugriff auf syntaktische Information ohne phonologische Aktivierung?

Herbert Schriefers, Jörg D. Jescheniak & Ansgar Hantsch

Nijmegen Institute of Cognition and Information, Universität Nijmegen
P.O. Box 9104, NL-6500 HE Nijmegen, Niederlande
E-Mail: schriefers@nici.kun.nl

Modelle der Sprachproduktion unterscheiden den Zugriff auf semantisch-syntaktische Information (das sogenannte Lemma) vom Zugriff auf phonologische Information (das sogenannte Lexem). Die meisten Modelle nehmen darüber hinaus an, daß der Zugriff auf syntaktische Information, beispielsweise das grammatische Genus von Nomen, unabhängig vom Zugriff auf die phonologische Form des Nomens erfolgt. In einer Reihe von Experimenten haben wir diese Hypothese unter Verwendung einer Variante des cross-modalen Bild-Wort-Interferenz-Paradigmas überprüft. Unsere Probanden benannten ein Zielbild (z.B. einen Mantel) entweder mittels einer pronominalen Äußerung (z.B. "Er ist groß") oder mittels eines Nomens (z.B. "Der Mantel ist groß"). Wenn der Zugriff auf Genusinformation nur die Aktivierung des Lemmas nicht aber des Lexems voraussetzt, sollte bei der Generierung von Pronomen ein Inhibitionseffekt durch Ablenker, die dem Objektnamen semantisch ähnlich sind, auftreten, aber kein Effekt durch Ablenker, die dem Objektnamen phonologisch ähnlich sind. Im Gegensatz dazu sollten beide Effekte bei der Generierung von Nomen beobachtbar sein. Unsere Ergebnisse stützen diese Hypothesen. Sie demonstrieren eine natürliche Dissoziation von semantischer und phonologischer Aktivierung bei der Produktion von genusmarkierten Pronomen.

Referat in der Gruppe Sprache I, Montag, 29. März 1999, 10:30, HS 17

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