Erkennung eigener Handlungen anhand der Kinematik von Zeichentrajektorien

Günther Knoblich & Wolfgang Prinz

Abteilung Kognition und Handlung, Max-Planck-Institut für psychologische Forschung
Leopoldstr. 24, 80802 München
E-Mail: knoblich@mpipf-muenchen.mpg.de

Enthaelt die Kinematik von Zeichentrajektorien Aspekte, welche die Wiedererkennung eigener Handlungen ermoeglichen?
Wir führten drei Experimente durch, um festzustellen, ob eine Erkennung eigener Handlungen ueberhaupt moeglich ist und welche Aspekte der Kinematik zur Selbstidentifikation genutzt werden koennen. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zeichneten in einer ersten Sitzung eine Vielzahl bekannter und unbekannter Zeichen. Sie erhielten weder visuelles feedback ueber die erzeugte Trajektorie noch sahen sie die Hand, mit der gezeichnet wurde. In einer zweiten Sitzung sahen sie zwei moving point light displays in zufaelliger Reihenfolge. Eines reproduzierte die Kinematik einer selbsterzeugten Trajektorie, das jeweils andere die Kinematik einer nicht selbsterzeugten Trajektorie. Die Aufgabe war, mit einem Tastendruck zu entscheiden, ob das erste oder das zweite display eine selbsterzeugte Trajektorie reproduzierte.
Die Ergebnisse der Experimente zeigen, (1) dass selbsterzeugte Trajektorien wiedererkannt werden; (2) dass Trajektorien, die unbekannte Zeichen reproduzieren, genauso gut erkannt werden, wie Trajektorien, die unbekannte Zeichen reproduzieren; (3) dass geometrische Eigenschaften der Vorlage, mit denen drastische Geschwindigkeitsveraenderungen in der Trajektorie einhergehen (Ecken und Schleifen), zu einer hoeheren Erkennungsrate fuehren;
Unsere Vermutung ist, dass die Selbsterkennung deswegen moeglich ist, weil waehrend des Wiedererkennens einer Trajektorie aehnliche Antizipationen generiert werden, wie waehrend der Ausführung der eigentlichen Zeichenbewegungen. Die Erkennung eigener Handlungen wuerde dann auf dem match zwischen Antizipation und dem tatsaechlich Beobachteten basieren.

Referat in der Gruppe Psychomotorik III, Mittwoch, 31. März 1999, 10:30, HS 20

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