In Anlehnung an eine Untersuchung von Blair & Banaji (1996) gingen wir der Frage nach, ob die sozialen Kategorien "Tuerkisch" und "Deutsch" durch die Vorgabe assoziierter Eigenschaften, Objekte oder Rollen direkt aktiviert werden koennen.
In einer Voruntersuchung forderten wir deutsche ProbandInnen (n=20) auf, moeglichst viele Eigenschaften, Objekte und Rollen frei niederzuschreiben, die ihrer Meinung nach als typisch tuerkisch bzw. als typisch deutsch gelten (unabhaengig davon, ob sie diese Meinung teilten). Die am haeufigsten genannten Attribute wurden in einem nachfolgenden Experiment als semantische Primes verwendet.
Im diesem Experiment gaben wir deutschen ProbandInnen (n=18) die Aufgabe, gelaeufige tuerkische und deutsche Vornamen nach Nationalität zu beurteilen. Bevor ein Name auf dem Bildschirm erschien, wurde fuer 150 ms ein Attribut aus einer der Kategorien "Tuerkisch", "Deutsch" oder "Neutral" gezeigt. Nach einem Intervall von 100 ms wurde ein tuerkischer oder deutscher Vorname gezeigt. Die ProbandInnen hatten 1000 ms Zeit, um mit einem Tastendruck zu entscheiden, ob es sich um einen tuerkischen oder deutschen Vornamen handelte.
Die Ergebnisse zeigen, dass deutsche Vornamen schneller erkannt wurden, wenn vorher eine Prime aus der Kategorie "Deutsch" gezeigt wurde, und tuerkische Vornamen schneller erkannt wurden, wenn vorher ein Prime aus der Kategorie "Tuerkisch" gezeigt wurde. Fuer neutrale Primes ergaben sich keine Unterschiede.
In Uebereinstimmung mit den Untersuchungen von Blair & Banaji (1996) zu Geschlechterstereotypen zeigt sich, dass auch die sozialen Kategorien "Tuerkisch" und "Deutsch" automatisch durch assoziierte stereotype Attribute aktiviert werden.
Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Kategorisierung und Gruppenprozesse I, Montag, 29. März 1999, 11:00, HS 18
