§ 16. Die Assoziationen.

    l. Der Begriff der Assoziation ist in der neueren Entwicklung der Psychologie einem notwendigen und sehr eingreifenden Bedeutungswandel unterworfen worden, der freilich noch nicht überall durchgedrungen ist, da die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs namentlich von denjenigen Psychologen festgehalten wird, die auch heute noch den Grundanschauungen, aus denen die Assoziationspsychologie erwuchs, zugetan sind (§ 2, 4 f.). Indem nämlich diese Psychologie, ihrer vorherrschend intellektualistischen Richtung gemäß, nur den Vorstellungsinhalt des Bewußtseins berücksichtigte, beschränkte sie zunächst den Begriff der Assoziation auf die Verbindungen zwischen Vorstellungen. In diesem Sinne führten Hartley und Hume, die beiden Begründer der Assoziationspsychologie, denselben sogleich in der speziellen Bedeutung der "Ideenassoziation" ein, wobei nach englischem Sprachgebrauch das Wort "Idee" unserem Begriff "Vorstellung" entspricht. Indem man ferner die Vorstellungen als Objekte oder doch als Vorgänge betrachtete, die in derselben Beschaffenheit, in der sie zum erstenmal in dem Bewußtsein entstanden sind, auch in diesem sich wieder erneuern könnten (§ 2), sah man in der Assoziation das Erklärungsprinzip für die sogenannte "Reproduktion" der Vorstellungen. Und indem man es endlich nicht für nötig hielt, über die Entstehungsweise der zusammengesetzten Vorstellungen mit Hilfe einer psychologischen Analyse Rechenschaft zu geben, da man annahm, die physische Verbindung der Eindrücke bei der Sinneswahrnehmung erkläre auch ohne weiteres deren psychische Zusammensetzung, so beschränkte man den Assoziationsbegriff überdies auf diejenigen Formen der Reproduktion, bei denen die assoziierten Vorstellungen zeitlich aufeinander folgen. In der Unterscheidung der Hauptformen dieser sukzessiven Assoziationen bediente man sich aber eines schon von Aristoteles für die Erinnerungsvorgänge aufgestellten logischen Schemas. Gemäß dem Prinzip der Zweiteilung nach Gegensätzen wurden einerseits die Assoziationen nach Ähnlichkeit und Kontrast, und anderseits die nach Gleichzeitigkeit und Sukzession unterschieden. Diese durch logische Dichotomie gewonnenen Gattungsbegriffe schmückte man mit dem Namen der "Assoziationsgesetze". Die neuere Assoziationslehre hat dann meistens die Zahl dieser Gesetze zu reduzieren gesucht. Den Kontrast sah man als einen Grenzfall der Ähnlichkeit an, da nur solche kontrastierende Vorstellungen sich assoziieren, die zugleich einer und derselben allgemeinen Gattung angehören; und die Verbindungen nach Gleichzeitigkeit und Sukzession faßte man unter dem Begriff der äußeren oder Berührungsassoziation zusammen, die nun der inneren oder Ähnlichkeitsassoziation gegenübergestellt wurde. Von dieser Vereinfachung auf zwei Formen aus meinten schließlich manche Psychologen noch zu einer Reduktion auf ein einziges "Assoziationsgesetz" fortschreiten zu können, indem sie entweder die Berührung für eine Spezialform der Ähnlichkeit oder, und dies häufiger, die Ähnlichkeit für eine Wirkung gewisser Berührungsverbindungen erklärten. In beiden Fällen führte man übrigens die Assoziation meistens auf das allgemeine Prinzip der Übung und Gewöhnung zurück.

    2. Dieser ganzen Betrachtungsweise wird durch zwei Tatsachen, die sich der experimentellen Beobachtung der Vorstellungsprozesse mit zwingender Gewalt aufdrängen, der Boden entzogen. Die erste besteht in dem allgemeinen Ergebnis der psychologischen Analyse der Wahrnehmungen, daß jene zusammengesetzten Vorstellungen, welche die Assoziationspsychologie als unzerlegbare psychische Einheiten voraussetzt, selbst schon aus Verbindungsprozessen entstehen, die offenbar mit den gewöhnlich Assoziationen genannten komplexeren Verbindungen innig zusammenhängen. Die zweite Tatsache besteht in dem Ergebnis der experimentellen Untersuchung der Erinnerungsvorgänge, wonach es eine Reproduktion im eigentlichen Sinne, insofern man nämlich darunter die unveränderte Erneuerung einer früher dagewesenen Vorstellung versteht, überhaupt nicht gibt. Denn die bei einem Erinnerungsakt neu in das Bewußtsein eintretende Vorstellung ist von der früheren, auf die sie bezogen wird, immer verschieden, und ihre Elemente pflegen über mehrere vorausgegangene Vorstellungen verteilt zu sein.

    Aus der ersten dieser Tatsachen folgt, daß den gewöhnlich allein so genannten Assoziationen zusammengesetzter Vorstellungen elementarere Assoziationsprozesse zwischen ihren Bestandteilen vorausgehen. Die zweite Tatsache aber beweist, daß jene gewöhnlichen Assoziationen selbst nur die komplexen Produkte solcher elementarer Assoziationen sein können. Mit dieser doppelten Folgerung schwindet dann zugleich jede Berechtigung, diejenigen elementaren Verbindungen, deren Produkte nicht sukzessive, sondern simultane Vorstellungen sind, von dem Begriff der Assoziation auszuschließen; und ebenso liegt durchaus kein Grund für die Beschränkung dieses Begriffs auf die Vorstellungsprozesse vor. Lehrt doch die Existenz der zusammengesetzten Gefühle, der Affekte usw., daß die Gefühlselemente nicht minder regelmäßige Verbindungen eingehen, die sich überdies, wie uns die Entstehung der zeitlichen Vorstellungen (§ 11, Pkt. 7) gezeigt hat, mit den Assoziationen der Empfindungselemente zu komplexeren Produkten verbinden können.

    3. Der Begriff der Assoziation kann unter diesen Umständen nur dann eine feste, für jeden einzelnen Fall eindeutig anzugebende Bedeutung gewinnen, wenn jede Assoziation auf elementare Prozesse zurückgeführt wird, die sich uns an den realen psychischen Vorgängen immer nur in mehr oder minder verwickelter Zusammensetzung darbieten, so daß die elementaren Assoziationen selbst aus diesen ihren komplexen Produkten erst durch psychologische Analyse gewonnen werden können. Die gewöhnlich so genannten Assoziationen (die sukzessiven) sind nur einzelne, und zwar die losesten unter diesen Verbindungsprodukten. Ihnen stehen als die im allgemeinen festesten diejenigen gegenüber, aus denen die verschiedenen psychischen Gebilde selbst entspringen. Sie sind eben wegen der Innigkeit der Verbindung schon oben als Verschmelzungen bezeichnet worden (§ 9 ff.). Diesen schließen sich als nächste Stufe diejenigen simultanen Assoziationen an, die in der Veränderung gegebener psychischer Gebilde durch die Einwirkung von Elementen anderer Gebilde bestehen: wir nennen sie nach den bei ihnen stattfindenden Elementarprozessen Assimilationen. Dazu kommen dann endlich die im allgemeinen ebenfalls simultanen Assoziationen psychischer Gebilde disparater Sinnesgebiete, die schon von Herbart so genannten Komplikationen. Auf sie folgen erst die Assoziationen psychischer Gebilde zu einer zeitlichen Aufeinanderfolge: wir bezeichnen diese am leichtesten zu beobachtende und darum ursprünglich allem berücksichtigte Form als sukzessive Assoziationen.

A. Die Verschmelzungen.

    4. Die verschiedenen Formen, in denen Verschmelzungen psychischer Elemente vorkommen können, sind im einzelnen bereits sämtlich bei der Untersuchung der Entstehung ihrer Produkte, der psychischen Gebilde, geschildert worden. Es bedarf darum hier nur noch einer kurzen zusammenfassenden Betrachtung zum Behuf ihrer Einreihung in die Gesamtheit der Assoziationsvorgänge. In dieser Beziehung besteht der gemeinsame Charakter aller Verschmelzungen darin, daß sie feste Assoziationen psychischer Elemente sind, wobei einzelne dieser Elemente zwar in andern Verbindungen, niemals aber isoliert vorkommen können. Demnach sind die Verschmelzungen diejenigen Prozesse, durch die alle in unserem Bewußtsein wirklich vorhandenen psychischen Gebilde überhaupt erst entstehen, da isolierte Elemente niemals in demselben vorkommen (§ 5, 6a). Auf die Existenz dieser einfachsten Assoziationsprozesse kann übrigens, auch abgesehen von den direkten Zeugnissen, die der Analyse der verschiedenen Formen psychischer Gebilde zu entnehmen sind, schon aus der Existenz der zusammengesetzteren Assoziationen geschlossen werden. Denn es würde kaum begreiflich sein, wie sich zwischen den komplizierten Gebilden bestimmte Verbindungen herstellen sollten, wenn nicht die Anlage dazu schon in ihren Elementen gelegen wäre. In der Tat wird sich zeigen, daß die Assoziationen der zusammengesetzten Gebilde durchweg auf solche zwischen ihren Elementen zurückführen (§ 16, 10).

    5. Als Hauptformen psychischer Verschmelzung lassen sich nun nach den in Abschnitt II erörterten Erscheinungen die folgenden unterscheiden: l) Intensive Verschmelzungen. Sie zerfallen wieder in Empfindungs- und in Gefühlsverschmelzungen, wobei zu den ersteren die Klanggebilde (§ 9), zu den letzteren die zusammengesetzten Gefühle (§ 12) die Hauptbeispiele liefern. Sie sind, abgesehen von den in der Natur und den Verhältnissen der Elemente begründeten spezifischen Unterschieden, sämtlich durch zwei Merkmale charakterisiert: durch die Zusammensetzung aus Empfindungs- und Gefühlsbestandteilen, die einem und demselben Sinnesgebiet angehören, z. B. die Klangverschmelzungen dem Tongebiet, das Gemeingefühl dem Tastgebiet; und durch das Hervortreten dominierender Elemente, wie des Haupttons eines Klanges, des dominierenden Gefühls in einem Totalgefühl. 2) Extensive Verschmelzungen. Zu ihnen gehören die räumlichen, die zeitlichen Vorstellungen, die Affekte und die Willensvorgänge. Sie sind schon deshalb verwickelter aufgebaut als die intensiven Verschmelzungen, weil sie stets Verbindungen disparater Elemente enthalten. Dabei sind aber auch bei ihnen herrschende Elemente zu beobachten, die den entstehenden Produkten ihren einheitlichen Charakter verleihen. Hierher gehören bei den räumlichen Gebilden die äußeren Tast- und Gesichtsempfindungen, bei den Zeitvorstellungen die Spannungs- und Lösungsgefühle, bei den Affekten und Willensvorgängen hauptsächlich die aus diesen und den Erregungs- und Beruhigungsgefühlen entstehenden Partialgefühle (§ 11 Pkt. 9, § 13 Pkt. 10, § 14 Pkt. 7). Hinsichtlich ihrer Zusammensetzung bilden alle diese Gebilde eine Stufenfolge: die räumlichen Vorstellungen stehen als reine Empfindungsvorstellungen, die aber gegenüber den intensiven Klangverbindungen einen komplikativen Charakter besitzen, am Anfang. Dann kommen die zeitlichen Vorstellungen, die Empfindungs- und Gefühlselemente gleichzeitig enthalten, und bei denen bestimmte Empfindungen so innig mit den dominierenden Gefühlen verschmelzen, daß bei ihnen noch der Vorstellungscharakter, d. h. die Beziehung auf Empfindungseindrücke, überwiegt. Den Schluß bilden die Affekt- und Willensvorgänge, die, weil sie sich nur in den abschließenden Prozessen unterscheiden, durchaus zusammengehören. Sie sind übrigens insofern schon Übergänge zu den zusammengesetzteren Assoziationen, als immer bereits komplexe Gebilde, räumliche und zeitliche Vorstellungen, zusammengesetzte Gefühle, als Nebenbestandteile in ihren Verlauf eingehen. Hiernach besitzen alle diese mit den Zeitvorstellungen als ihrer einfachsten Form beginnenden und mit den Willensvorgängen als ihrer verwickeltsten abschließenden Verschmelzungen ebenfalls einen komplikativen Charakter; zugleich enthalten sie aber schon wesentliche Elemente der sukzessiven Assoziation in sich. Auf diese Weise sind die unten zu erörternden zusammengesetzteren Assoziationsformen sämtlich in den verschiedenen Verschmelzungsformen bereits vorgebildet: die Assimilationen in den intensiven Verschmelzungen, die Komplikationen in den extensiven räumlichen, endlich die sukzessiven Assoziationen in den zeitlichen Verschmelzungen und in den als weitere Komplikationen der letzteren sich darstellenden Affekt- und Willensvorgängen. Auch können demnach die intensiven und die räumlichen Verschmelzungen mit den Assimilationen und Komplikationen als simultane, die Zeitvorstellungen, Affekt- und Willensvorgänge mit den unten zu besprechenden Erinnerungs- und verwandten Vorgängen als sukzessive Assoziationen zusammengefaßt werden.

B. Die Assimilationen.

    6. Die Assimilation ist eine namentlich bei der Bildung intensiver und räumlicher Vorstellungen fortwährend zu beobachtende und den Prozeß der Verschmelzung ergänzende Form der Assoziation. Am deutlichsten nachweisbar ist sie dann, wenn einzelne Bestandteile des Assimilationsprodukts durch einen äußeren Sinneseindruck gegeben werden, während andere früher gehabten Vorstellungen angehören. In diesem Falle läßt sich das Stattfinden einer Assimilation eben dadurch konstatieren, daß gewisse Bestandteile, die in dem objektiven Eindruck fehlen oder durch andere vertreten sind, nachweisbar aus früheren Vorstellungen stammen. Unter diesen sind, wie die Erfahrung zeigt, solche ganz besonders bevorzugt, die sehr häufig vorhanden waren. Zugleich pflegen aber einzelne Elemente des Eindrucks, analog den dominierenden der Verschmelzungen, für die stattfindende Assoziation vor andern bestimmend zu sein, so daß, falls diese herrschenden Elemente wechseln können, wie das namentlich bei den Assimilationen des Gesichtssinns vorkommt, auch das Assimilationsprodukt entsprechende Veränderungen erfährt.

    7. Unter den intensiven Gebilden kommen besonders die Gehörsvorstellungen sehr häufig unter der Mitwirkung von Assimilationen zustande. Zugleich bieten sie die augenfälligsten Beispiele für den Einfluß bereits geläufiger Verbindungen. Hier sind nämlich die leicht verfügbaren Wortvorstellungen in der Regel die geläufigsten, weil ihnen mehr als andern Schalleindrücken unsere Aufmerksamkeit zugewandt zu sein pflegt. Infolgedessen ist das Hören der Worte von fortwährenden Assimilationen begleitet: der Schalleindruck ist unvollständig, aber er wird aus früheren Eindrücken so vollkommen ergänzt, daß wir es nicht bemerken. Nicht das Hören selbst, sondern das Verhören, d. h. die durch unrichtige Assimilationen bewirkte falsche Ergänzung, macht uns daher meistens erst auf diesen Prozeß aufmerksam. Ebenso ist aber dieser aus der Leichtigkeit zu erschließen, mit der man in beliebige Schalleindrücke, z. B. in Tierstimmen, in das Geräusch des Wassers, des Windes, einer Maschine u. dgl., fast nach Willkür Worte hineinhören kann.

    8. Bei den intensiven Gefühlen sind Assimilationen daran bemerklich, daß Eindrücke, die von sinnlichen oder ästhetischen Elementargefühlen begleitet werden, häufig unmittelbar noch eine zweite Gefühlswirkung mit sich führen, von der wir uns erst Rechenschaft geben können, wenn wir uns gewisse Vorstellungen vergegenwärtigen, an die jene Eindrücke erinnern. Hierbei pflegt die Assoziation zunächst nur in der Form einer Gefühlsassoziation vor sich zu gehen, und nur insoweit sie dies tut, ist sie eine simultane Assimilation. Die zugehörige Vorstellungsassoziation dagegen pflegt ein erst nachträglich hinzutretender Prozeß zu sein: sie gehört zu den Formen der sukzessiven Assoziation. Aus diesem Grund ist es oft kaum möglich, bei den von bestimmten Gefühlen begleiteten Klang- und Farbeneindrücken oder bei einfachen räumlichen Vorstellungen zu entscheiden, was der unmittelbaren Gefühlswirkung des Eindrucks, und was der Assoziation angehört. In der Regel wird aber in diesen Fällen der Gefühlsvorgang als eine Resultante aus einem unmittelbaren und einem assoziativen Faktor anzusehen sein, wobei sich dann beide, gemäß den allgemeinen Gesetzen der Gefühlsverschmelzung (§ 12, 2), zu einem einheitlichen Totalgefühl verbinden.

    9. Von der umfassendsten Bedeutung ist die Assimilation bei den räumlichen Vorstellungen. Im Gebiet des Tastsinns ist sie beim Sehenden wegen der geringen Bedeutung, die hier den Tastvorstellungen im allgemeinen und namentlich für die Erinnerungsvorgänge zukommt, weniger bemerkbar. Beim Blinden dagegen ist sie es, die wesentlich die Fähigkeit der raschen räumlichen Orientierung vermittelt, wie sie z. B. zum geläufigen Lesen der Blindenschrift erforderlich ist. Am auffallendsten sind diejenigen Assimilationswirkungen, an deren Bildung mehrere Tastflächen beteiligt sind, weil sie sich in diesem Falle leicht durch die Illusionen verraten, die infolge irgendwelcher Störungen in dem gewohnheitsmäßigen Zusammenwirken der Empfindungen entstehen können. So hat man z. B., wenn man mit gekreuztem Zeige- und Mittelfinger eine kleine Kugel betastet, die Vorstellung von zwei Kugeln, offenbar weil in der gewöhnlichen Lage der Tastorgane der äußere Eindruck in der Tat zwei Kugeln entspricht. Die auf diese Weise in zahlreichen früheren Fällen entstandenen Wahrnehmungen wirken assimilierend auf den neuen Eindruck.

    Im Gebiet des Gesichtssinns wirkt der Assimilationsprozeß besonders bei den Vorstellungen der Größe, der Entfernung und der körperlichen Beschaffenheit der Gesichtsobjekte mit, und in letzterer Beziehung vervollständigt er die bei dem binokularen Sehen entstehenden unmittelbaren Motive der Tiefenwahrnehmung. So erklären sich die Korrelationen, in denen Entfernungs- und Größenvorstellung der Objekte zueinander stehen, wie z. B. die scheinbaren Größenunterschiede von Sonne und Mond am Horizont und im Zenit. Ebenso beruhen die Einflüsse der zeichnerischen und der malerischen Perspektive auf Assimilationswirkungen. Ein in einer Ebene gezeichnetes oder gemaltes Bild kann uns nur dadurch körperlich erscheinen, daß der Eindruck Elemente früherer Wahrnehmungen erweckt, die den neuen Eindruck assimilieren. Am auffallendsten zeigt sich dies bei unschattierten zweideutigen Zeichnungen, die ebenso erhaben wie vertieft gesehen werden können. Zugleich lehrt aber hier die Beoach-tung, daß ein solcher Wechsel des Reliefs keineswegs ein zufälliger ist, der von dem Belieben der sogenannten "Einbildungskraft" abhängt, sondern daß es stets Elemente des unmittelbaren Eindrucks gibt, die in eindeutiger Weise den Assimilationsprozeß bestimmen. Als solche Elemente sind vor allem die Empfindungen wirksam, die an die Stellungen und Bewegungen des Auges geknüpft sind. So erscheint die lineare Zeichnung eines Prismas, wenn man sie, um die an das binokulare Sehen gebundenen Motive der Tiefenwahrnehmung auszuschließen, monokular betrachtet, abwechselnd erhaben und vertieft, je nachdem man das eine Mal Teile der Zeichnung fixiert, die der gewohnten Betrachtung eines erhabenen, das andere Mal solche, die der eines hohlen Prismas entsprechen. Eine durch drei zusammenstoßende gerade Linien gebildete körperliche Ecke erscheint z. B. erhaben, wenn man von der Spitze aus eine der Geraden durchläuft; sie erscheint vertieft, wenn man bei dem entgegengesetzten Ende der Geraden beginnt und an der Spitze endet, usw. In diesen und allen ähnlichen Fällen wird die Assimilation von der Regel bestimmt, daß das Auge bei der Bewegung über die Fixationslinien der Objekte von den näher zu den entfernter gelegenen Punkten überzugehen, und daß es sich bei ruhender Fixation auf die näher gelegenen Teile eines Objekts einzustellen pflegt. Nicht minder machen sich die Assimilationswirkungen in den Erscheinungen des "Verlesens" geltend, die durchaus den oben erwähnten des Verhörens entsprechen. Wir lesen z. B. über die Druckfehler eines Buches nicht bloß deshalb hinweg, weil wir die falschen Buchstaben nicht bemerken, sondern vor allem deshalb, weil wir statt ihrer die richtigen sehen1).

1) Die Assimilationserscheinungen des "Verlesens" lassen sich experimentell besonders deutlich bei kurz dauernder Einwirkung von Wörtern mittels des § 15, erwähnten Tachistoskops studieren.
 
 
    In andern Fällen erzeugen die in § 10 (19 u. 20) erwähnten, in den Bewegungsgesetzen des Auges begründeten geometrisch-optischen Täuschungen als sekundäre Wirkungen bestimmte Tiefenvorstellungen, die eine Ausgleichung zwischen den Strecken- und Richtungstäuschungen und der ihnen widersprechenden normalen Beschaffenheit des Netzhautbildes vermitteln. So erscheint z. B. eine eingeteilte gerade Linie größer als eine gleich große nicht eingeteilte (§ 10, 27); infolgedessen ist man geneigt, die erstere in größere Entfernung zu verlegen als die letztere. Indem hier trotz der von der verschiedenen Bewegungsanstrengung herrührenden abweichenden Größenauffassung beide Linien gleich große Netzhautstrecken einnehmen, entsteht eine Ausgleichung dieses Widerspruchs durch die verschiedene Entfernungsvorstellung. Denn wenn von zwei Linien, deren Netzhautbilder gleich sind, die eine größer erscheint, so muß dieselbe bei den gewöhnlichen Bedingungen des Sehens von einem entfernteren Gegenstand herrühren. Wird eine Gerade durch eine andere unter spitzem Winkel geschnitten, so entsteht vermöge einer andern in den Bewegungsgesetzen begründeten Täuschung eine Überschätzung des spitzen Winkels (§ 10, 20a), die manchmal, wenn die Linie groß ist, als eine Knickung derselben vor der Durchschneidungsstelle erscheint. Auch hier wird dann der Widerspruch zwischen dem Verlaufe der Linie und der Vergrößerung des spitzen Durchschneidungswinkels dadurch ausgeglichen, daß die Linie perspektivisch nach der Tiefe des Raumes zu verlaufen scheint. In allen diesen Fällen erklärt sich demnach die perspektivische Vorstellung aus der assimilierenden Wirkung früherer Vorstellungselemente.

    10. Bei keiner der oben geschilderten Assimilationen läßt sich nachweisen, daß irgendeine einzelne früher vorhanden gewesene Vorstellung als Ganzes auf den neuen Eindruck assimilierend gewirkt habe. In den meisten Fällen ist dies schon dadurch ausgeschlossen, daß die assimilierende Wirkung sehr vielen Einzelvorstellungen zugeschrieben werden muß, die sich in zahlreichen Eigenschaften voneinander unterscheiden. So entspricht z. B. eine gerade Linie, die eine Vertikale unter spitzem Winkel schneidet, unzähligen Fällen, in denen eine solche Neigung mit der sie begleitenden Winkelvergrößerung als Bestandteil einer körperlichen Vorstellung vorkam, wobei alle diese Fälle wieder in bezug auf Größe des Winkels, Beschaffenheit der Linien und sonstige begleitende Umstände in der mannigfaltigsten Weise differieren können. Wir haben demnach den Assimilationsprozeß als einen Vorgang aufzufassen, bei dem nicht eine bestimmte Einzelvorstellung und nicht einmal eine bestimmte Verbindung von Elementen früherer Vorstellungen, sondern bei dem eine Menge solcher Verbindungen, die sämtlich nur annähernd mit dem neuen Eindruck übereinzustimmen brauchen, auf das Bewußtsein einwirkt.

    Über die Art dieser Einwirkung gibt nun die wichtige Rolle, die bei dem Vorgang gewisse an den Eindruck gebundene Elemente, z. B. bei den Gesichtsvorstellungen die inneren Tastempfindungen des Auges, ausüben, einigermaßen Rechenschaft. Diese unmittelbaren Empfindungselemente sind es offenbar, die aus dem hin- und herwogenden Strom der dem Eindruck entgegenkommenden Vorstellungselemente bestimmte, ihnen selbst adäquate herausheben und sie in die den sonstigen Bestandteilen des unmittelbaren Eindrucks entsprechende Form überführen. Hierbei macht sich zugleich geltend, daß nicht nur unsere Erinnerungsvorstellungen relativ unbestimmt und infolgedessen veränderlich sind, sondern daß auch die Auffassung eines unmittelbaren Eindrucks nach den speziellen Bedingungen in ziemlich weiten Grenzen variieren kann. Auf diese Weise geht der Assimilationsvorgang zunächst von Elementen des unmittelbaren Eindrucks aus, und zwar hauptsächlich von solchen, die für die Vorstellungsbildung von vorherrschender Bedeutung sind, wie z. B. bei Gesichtsvorstellungen von den die Stellungen und Bewegungen des Auges begleitenden Empfindungen. Diese bewirken dann das Aktuellwerden ganz bestimmter, ihnen adäquater Erinnerungselemente. Hierauf üben diese eine assimilierende Wirkung auf den unmittelbaren Eindruck aus, der endlich selbst wieder auf die reproduzierten Elemente assimilierend zurückwirken kann. Diese einzelnen Akte sind, wie der ganze Vorgang, simultan, weshalb auch das Produkt des Vorgangs als eine unmittelbar gegebene einheitliche Vorstellung apperzipiert wird. Die beiden entscheidenden Eigenschaften der Assimilation bestehen demnach darin, daß sie l) aus einer Summe elementarer Verbindungsvorgänge besteht, d. h. solcher, die sich nicht auf Vorstellungsganze, sondern auf Vorstellungsbestandteile beziehen, und daß bei ihr 2) die sich verbindenden Elemente im Sinn einer wechselseitigen Assimilation verändernd aufeinander einwirken.

    11. Dies vorausgesetzt, erklären sich nun die hauptsächlichsten Unterschiede der zusammengesetzten Assimilationsvorgänge ohne Schwierigkeit aus der in den einzelnen Fällen sehr wechselnden Beteiligung der zu jeder Assimilation erforderlichen Faktoren. Bei den gewöhnlichen Sinneswahrnehmungen überwiegen die direkten Faktoren so sehr, daß die reproduktiven meist ganz übersehen werden, obgleich sie in Wirklichkeit nie fehlen und oftmals sogar für die Auffassung der Objekte von großer Bedeutung sind. Beträchtlich mehr drängen sich die reproduktiven Bestandteile unserer Beobachtung auf, wenn die assimilierende Wirkung der direkten Erregungen durch äußere oder innere Einflüsse, wie Undeutlichkeit des Eindrucks, Erregung von Gefühlen und Affekten, gehemmt ist. In allen den Fällen, wo auf diese Weise der Unterschied zwischen dem Eindruck und der wirklichen Vorstellung so groß wird, daß er sich sofort unserer näheren Prüfung verrät, bezeichnen wir das Assimilationsprodukt als eine Illusion.

    Die Allgemeinheit der Assimilationen läßt übrigens nicht daran zweifeln, daß diese auch zwischen reproduktiven Elementen vorkommen, derart also, daß irgendeine in uns auftauchende Erinnerungsvorstellung sofort durch die Wechselwirkung mit andern Erinnerungselementen verändert wird. Doch mangeln uns selbstverständlich in diesem Falle die Hilfsmittel zur Nachweisung des Prozesses. Nur dies läßt sich als wahrscheinlich feststellen, daß auch bei solchen sogenannten "reinen Erinnerungsvorgängen" die direkten Elemente in der Form von Empfindungen und sinnlichen Gefühlen, die durch periphere Reize erweckt werden, nicht ganz fehlen. Bei reproduktiven Gesichtsbildern z. B. kommen sie als innere Tastempfindungen des Auges zweifellos vor.

C. Die Komplikationen.

    12. Die Komplikationen oder die Verbindungen zwischen ungleichartigen psychischen Gebilden sind nicht minder regelmäßige Bestandteile des Bewußtseins wie die Assimilationen. Gibt es kaum eine intensive oder räumliche Vorstellung oder ein zusammengesetztes Gefühl, die nicht durch den Vorgang wechselseitiger Assimilation zwischen direkten und reproduktiven Elementen irgendwie modifiziert wären, so ist außerdem wohl fast jedes dieser Gebilde zugleich mit andern, ungleichartigen, zu denen es irgendwelche konstante Beziehungen hat, verbunden. In allen Fällen unterscheidet sich aber die Komplikation von der Assimilation dadurch, daß die Ungleichartigkeit der Gebilde die Verbindung, auch wenn sie noch so regelmäßig ist, doch zu einer loseren macht, so daß, wenn etwa der eine Bestandteil ein direkter, der andere ein reproduzierter ist, dieser leicht unmittelbar unterschieden werden kann. Dagegen gibt es eine andere Ursache, die trotz dieser wohl erkennbaren Verschiedenartigkeit der Bestandteile das Produkt einer Komplikation als ein einheitliches Gebilde erscheinen läßt. Diese Ursache besteht auch hier wieder darin, daß unter den verbundenen Gebilden eines das herrschende ist, gegenüber dem die andern in das dunklere Blickfeld des Bewußtseins zurücktreten.

    Verbindet die Komplikation einen direkten Eindruck mit reproduzierten Elementen von disparater Beschaffenheit, so ist der direkte Eindruck mit den ihm anhaftenden Assimilationen regelmäßig der herrschende Bestandteil, während die reproduktiven manchmal nur durch ihren Gefühlston einen merklichen Einfluß ausüben. So dominieren, wenn wir sprechen, die akustischen Wortvorstellungen, neben denen die ebenfalls direkt gegebenen Bewegungsempfindungen sowie als Reproduktionen die optischen Wortbilder dunkler anklingen. Umgekehrt treten beim Lesen diese in den Vordergrund, während die erstgenannten Bestandteile schwächer werden. Überhaupt ist daher, vermöge der Eigenschaft der dunkeln Vorstellungen, durch ihren Gefühlston relativ stark auf die Aufmerksamkeit einzuwirken (§ 15), die Existenz einer Komplikation häufig nur an der eigentümlichen Färbung zu bemerken, welche das die herrschende Vorstellung begleitende Totalgefühl annimmt. So rührt z. B. der eigentümliche Eindruck einer rauhen Oberfläche, einer Dolchspitze, einer Schußwaffe von der Komplikation des Gesichtsbildes mit Tast-, im letzteren Fall auch mit Gehörsempfindungen her; in der Regel aber sind diese Komplikationen nur durch ihre Gefühlswirkungen bemerkbar.

D. Die sukzessiven Assoziationen.

    13. Die sukzessive Assoziation bildet keinen Vorgang, der durch irgendwelche wesentlichen Eigenschaften von den beiden Formen simultaner Assoziation, der Assimilation und der Komplikation, verschieden wäre. Vielmehr beruht sie auf den nämlichen allgemeinen Ursachen wie diese, und sie unterscheidet sich nur durch die Nebenbedingung, daß der Verbindungsvorgang, welcher dort in einem zeitlich für die unmittelbare Beobachtung unteilbaren Akt vor sich geht, hier eine Verzögerung erfährt, vermöge deren er sich deutlich in zwei Akte sondert. Der erste dieser Akte entspricht dem Auftreten der reproduzierenden, der zweite dem der reproduzierten Elemente. Auch hier wird in sehr vielen Fällen der erste Akt durch einen äußeren Sinneseindruck eingeleitet, der sich in der Regel sofort mit einer Assimilation verbindet. Indem dann aber noch weitere zu einer Assimilation oder auch zu einer Komplikation geneigte reproduktive Elemente durch irgendwelche Hemmungen, z. B. dadurch, daß sich andere Assimilationen vorher der Apperzeption aufdrängen, zurückgehalten werden, um erst nach einiger Zeit zur Wirkung zu gelangen, scheidet sich deutlich von dem ersten ein zweiter Apperzeptionsakt, dessen psychischer Inhalt um so mehr ein wesentlich veränderter geworden ist, je zahlreicher die durch die verzögerte Assimilation und Komplikation neu hinzugetretenen Elemente sind, und je mehr sie durch ihre abweichende Beschaffenheit die zuerst vorhandenen zurückdrängen.

    14. In weitaus den meisten Fällen beschränkt sich hiernach eine so entstandene Assoziation auf zwei aufeinander folgende, in der angegebenen Weise durch Assimilations- oder Komplikationswirkungen verbundene Vorstellungs- oder Gefühlsvorgänge, worauf sich dann an das zweite Glied entweder neue Sinneseindrücke oder irgendwelche Apperzeptionsverbindungen (§ 17) anschließen können. Seltener kommt es vor, daß sich die nämlichen Vorgänge, welche die erstmalige Zerlegung einer Assimilation oder Komplikation in einen sukzessiven Prozeß veranlaßten, beim zweiten, ja beim dritten Glied wiederholen, so daß auf diese Weise eine Assoziationsreihe entsteht. Im allgemeinen ereignet sich dieser Fall nur unter Ausnahme-bedingungen, namentlich dann, wenn Störungen in dem normalen Verlaufe der Apperzep-tionsverbindungen eingetreten sind: so z. B. bei der sogenannten "Ideenflucht" der Geistes-kranken. Bei normalen Menschen und unter den gewöhnlichen Lebensbedingungen kommt die mehrgliedrige Assoziation kaum vor.

    14a. Am ehesten noch stellt sich eine solche reihenweise Assoziation unter künstlichen Bedingungen der Beobachtung ein, wenn man nämlich absichtlich neue Sinneseindrücke und apperzeptive Verbindungen zu unterdrücken sucht. Aber auch dann zeigt dieselbe einen von dem gewöhnlich angegebenen Schema abweichenden Verlauf, indem nicht jedes folgende Glied an das unmittelbar vorangehende, sondern das dritte, vierte usw. wieder an das erste sich anschließt, bis etwa ein neuer Sinneseindruck oder eine besonders gefühlsstarke Vorstellung einen neuen Anknüpfungspunkt für die folgenden Assoziationen bildet. Den nämlichen Typus des Zurücklaufens auf gewisse dominierende Hauptglieder zeigen meist auch die Assoziationen bei der Ideenflucht der Geisteskranken.

a. Die sinnlichen Wiedererkennungs- und Erkennungsvorgänge.

    15. Die gewöhnliche zweigliedrige Assoziation läßt sich in ihrer Entstehungsweise aus den simultanen Assimilations- und Komplikationsverbindungen am deutlichsten bei den Vor-gängen des sinnlichen Wiedererkennens und Erkennens beobachten. Das Attribut "sinnlich" gebrauchen wir bei diesen Assoziationsvorgängen, um einerseits darauf hinzuweisen, daß das erste Glied der Verbindung stets ein Sinneseindruck ist, und um sie anderseits von den logischen Erkenntnis Vorgängen zu unterscheiden.

    Der psychologisch einfachste Fall einer Wiedererkennung findet statt, wenn wir ein Objekt nur einmal wahrgenommen haben und es nun bei einer erneuten Begegnung als das nämliche wiedererkennen. Ist die erste Begegnung erst vor kurzer Zeit erfolgt, oder ist der Eindruck ein besonders lebhafter, affekterregender gewesen, so pflegt sich die Assoziation unmittelbar als eine simultane Assimilation zu vollziehen. Dabei unterscheidet sich der Vorgang von den sonstigen, bei jeder Sinneswahrnehmung vorkommenden Assimilationen nur durch ein eigentümliches begleitendes Gefühl, das Bekanntheitsgefühl. Da ein solches Gefühl immer nur dann vorhanden ist, wenn zugleich in irgendeinem Grad ein "Bewußtsein" davon existiert, daß der Eindruck schon einmal dagewesen sei, so ist dasselbe offenbar jenen Gefühlen zuzurechnen, die von den dunkleren im Bewußtsein anwesenden Vorstellungen ausgehen. Der psychologische Unterschied von einer gewöhnlichen simultanen Assimilation muß also wohl darin gesehen werden, daß in dem Moment, wo sich bei der Apperzeption des Eindrucks der Assimilationsvorgang vollzieht, zugleich irgendwelche Bestandteile der ursprünglichen Vorstellung, die nicht an der Assimilation teilnehmen, in den dunkleren Regionen des Bewußtseins auftauchen, wobei nun ihre Beziehung zu den Elementen der apperzipierten Vorstellung in jenem Gefühl zum Ausdruck kommt. Solche nicht assimilierte Bestandteile können teils Elemente des früheren Eindrucks sein, die von bestimmten Elementen des neuen so verschieden sind, daß sie der Assimilation widerstreben; teils und besonders können sie in Komplikationen bestehen, die früher deutlich vorhanden waren, jetzt aber zunächst unbeachtet bleiben. Aus dieser Mitwirkung der Komplikationen erklärt es sich, daß bei Gesichtsobjekten die Namen der Gegenstände, z. B. bei Personen die Eigennamen, gelegentlich aber auch andere akustische Merkmale, wie der Klang der Stimme, außerordentlich wirksame Hilfsmittel der Wiedererkennung sind. Sie brauchen aber, um diese Hilfe zu leisten, nicht notwendig als klare Vorstellungen im Bewußtsein zu sein. Wenn wir den Namen eines Menschen gehört haben, so kann das die Wiedererkennung bei der Wiederbegegnung fördern, ohne daß wir uns des Namens sofort deutlich erinnern.

    16. Die angeführten Beobachtungen geben nun auch über die Bedingungen Rechenschaft, unter denen sich die Wiedererkennung aus einer simultanen in eine sukzessive Assoziation umwandeln kann. Verfließt nämlich eine gewisse Zeit, bis die allmählich im Bewußtsein aufsteigenden früheren Vorstellungselemente ein deutliches Wiedererkennungsgefühl hervorrufen, so trennt sich der ganze Vorgang in zwei Akte: in den der Auffassung und in den der Wiedererkennung, von denen der erste zunächst nur mit den gewöhnlichen simultanen Assimilationen verbunden ist, während bei dem zweiten die dunkler bleibenden nicht assimilierbaren Elemente der früheren Vorstellung ihre Wirkung geltend machen. Dem entspricht es, daß sich der Wiedererkennungsvorgang um so deutlicher in zwei Akte gliedert, je größer die Unterschiede des früheren und des neuen Eindrucks sind. Es pflegt dann nicht nur eine längere Pause merklicher Hemmung zwischen Auffassung und Wiedererkennung zu liegen, sondern es wirken auch Apperzeptionsvorgänge, wie die dem Zustand des Beginnens entsprechenden Prozesse der Aufmerksamkeit, fördernd auf die Assoziationen ein. Einen Grenzfall dieser Art bildet die Erscheinung, die man als "mittelbares Wiedererkennen" bezeichnet hat. Sie besteht darin, daß ein Gegenstand nicht vermöge der ihm selbst zukommenden Eigenschaften, sondern mittels irgendwelcher begleitender Merkmale, die nur in zufälliger Verbindung mit ihm stehen, wiedererkannt wird, also z. B. eine begegnende Person mittels einer andern, die sie begleitet, u. dgl. Ein wesentlicher psychologischer Unterschied zwischen diesen Fällen und denen des unmittelbaren Wiedererkennens findet sich aber nicht: auch solche, nicht dem wiedererkannten Gegenstand selbst zukommende Merkmale gehören immerhin zu dem ganzen Komplex von Vorstellungselementen, die bei der Vorbereitung und dem schließlichen Zustandekommen der Assoziation zusammenwirken. Doch kommt begreiflicherweise jene zeitliche Verzögerung, die den ganzen Wiedererkennungsvorgang in zwei Vorstellungsprozesse sondert, und die häufig auch noch die Mithilfe des willkürlichen Besinnens in Anspruch nimmt, meist in besonders ausgeprägter Form bei diesen mittelbaren Wiedererkennungen vor.

    17. Der einfache Wiedererkennungsvorgang, wie er bei der Begegnung mit einem schon einmal wahrgenommenen Gegenstande sich abspielt, bildet den Ausgangspunkt zur Entwicklung der mannigfachsten andern Assoziationsvorgänge, sowohl solcher, die gleich ihm noch auf der Grenzscheide simultaner und sukzessiver Assoziation stehen, wie auch anderer, bei denen die zur letzteren führende Verzögerung in der Bildung der Assimilations- und Komplikationsverbindungen entschiedener zur Geltung kommt. So ist die Wiedererkennung eines oft wahrgenommenen Gegenstandes ein erleichterter und darum in der Regel simultan sich vollziehender Vorgang, der sich der gewöhnlichen Assimilation auch darin mehr nähert, daß das Bekanntheitsgefühl von weit geringerer Intensität ist. Von dieser Wiedererkennung geläufiger individueller Gegenstände unterscheidet sich der Vorgang des sinnlichen Erkennens in der Regel nur wenig. Der logische Unterschied beider Begriffe besteht darin, daß das Wiedererkennen eine Feststellung der individuellen Identität des neu wahrgenommenen mit einem früher wahrgenommenen Gegenstande, das Erkennen die Subsumtion des Objekts unter einen bereits geläufigen Begriff bezeichnet. Dabei findet jedoch bei dem Vorgang des sinnlichen Erkennens ebensowenig eine wirkliche logische Subsumtion statt, wie ein ausgebildeter Gattungsbegriff existiert, welchem subsumiert werden könnte. Vielmehr liegt das psychologische Äquivalent einer solchen Subsumtion bloß darin, daß der Eindruck mit einer unbestimmt großen Anzahl von Objekten assoziiert wird. Indem nun dies die frühere Wahrnehmung verschiedener Gegenstände, die nur in gewissen Eigenschaften übereinstimmen, voraussetzt, fällt der Erkennungsvorgang psychologisch um so mehr mit einer gewöhnlichen Assimilation zusammen, einer je geläufigeren Klasse von Gegenständen das wahrgenommene Objekt angehört, und je mehr es den häufigsten Objekten der Klasse gleicht. Im selben Maße nimmt dann aber auch das den Erkennungs- und Wiedererkennungsvorgängen eigentümliche Gefühl ab und verschwindet schließlich ganz: daher wir in solchen Fällen der Begegnung mit Objekten von bekannter Beschaffenheit von einem Erkennungsvorgang überhaupt nicht mehr zu reden pflegen. Dieser tritt auch hier erst deutlich hervor, sobald die Assimilation irgendwelchen Hemmnissen begegnet, sei es, weil die Wahrnehmung der betreffenden Klasse von Gegenständen eine ungewohnte geworden ist, sei es, weil der einzelne Gegenstand irgendwelche abweichende Eigenschaften darbietet. Hier kann dann zugleich die simultane der sukzessiven Assoziation weichen, indem Auffassung und Erkennung zu zwei aufeinander folgenden Vorgängen werden. In gleichem Maße tritt nun aber auch erst das Erkennungsgefühl als ein spezifisches Gefühl hervor, das zwar dem Bekanntheitsgefühl verwandt ist, sich aber doch gemäß den abweichenden Bedingungen seiner Entstehung, namentlich durch seinen zeitlichen Verlauf unterscheidet.

b. Die Erinnerungsvorgänge.

    18. Nach einer wesentlich andern Richtung entwickelt sich der einfache Wiedererkennungsvorgang, wenn jene Hindernisse sofortiger Assimilation, die den Übergang der simultanen in eine sukzessive Assoziation veranlassen, so groß sind, daß die der neuen Wahrnehmung widerstreitenden Vorstellungselemente, entweder nachdem der Wiedererkennungsvorgang abgelaufen ist, oder auch, ohne daß es zu einem solchen kommt, zu einem besonderen Vorstellungsgebilde sich vereinigen, das direkt auf einen früher stattgefundenen Eindruck bezogen wird. Der so eintretende Vorgang ist ein Erinnerungsvorgang, und die auf diese Weise zur Apperzeption gelangende Vorstellung heißt eine Erinnerungsvorstellung oder ein Erinnerungsbild.

    18a. Die Erinnerungsvorgänge sind es, auf welche die Assoziationspsychologie zumeist die Anwendung des Begriffs der Assoziation beschränkt hat. Da sie jedoch, wie die obige Darstellung zeigt, Assoziationen sind, die unter besonders verwickelten Bedingungen stattfinden, so wurde dadurch ein genetisches Verständnis der Assoziationen von vornherein unmöglich gemacht, und es ist daher begreiflich, daß die herkömmliche Assoziationslehre sich im wesentlichen auf eine nach logischen, nicht nach psychologischen Gesichtspunkten unternommene Einteilung der bei den Erinnerungsvorgängen zu beobachtenden Assoziationsprodukte beschränkt. Eine Einsicht in die bei den Erinnerungsassoziationen wirksamen psychischen Prozesse ist aber natürlich nur zu gewinnen, wenn man von den einfacheren Assoziationsvorgängen ausgeht. Dann ergeben sich von selbst als die Vorstufen der Erinnerungsassoziation die gewöhnliche simultane Assimilation, der simultane und der sukzessive Wiedererkennungsvorgang. Hier ist nun der erste dieser Wiedererkennungsvorgänge nichts anderes als eine Assimilation, die von einem Gefühl begleitet ist, das auf dunkle im Bewußtsein anwesende, nicht assimilierbare Vorstellungselemente hinweist. Bei dem zweiten Vorgang üben diese abweichenden Elemente eine verzögernde Wirkung aus, so daß sich die Wiedererkennung zur primitiven Form einer sukzessiven Assoziation entwickelt, indem der Eindruck zuerst in gewöhnlicher Weise, und dann in einem zweiten Akt mit begleitendem Bekanntheitsgefühl assimiliert wird. Hier ist dieses Gefühl zugleich ein Symptom stärkerer Beteiligung bestimmter reproduktiver Elemente. Werden bei dieser einfachsten Form sukzessiver Assoziation die beiden aufeinander folgenden Vorstellungen noch auf einen und denselben Gegenstand bezogen, von dem nur in beiden Akten zum Teil abweichende Vorstellungs- und Gefühlselemente apperzipiert werden, so ändert sich das nun wesentlich bei der Erinnerungsassoziation. Indem bei ihr die heterogenen Elemente der früheren Eindrücke vorherrschen, folgt der ersten Assimilation des Eindrucks die Bildung einer Vorstellung, in welcher sowohl Elemente des neuen Eindrucks wie solche früherer, durch gewisse ihrer Bestandteile assimilationsfähiger Eindrücke enthalten sind. Je mehr hierbei die differenten Elemente überwiegen, um so mehr wird jetzt die an zweiter Stelle auftretende Vorstellung als eine von der neuen Wahrnehmung verschiedene, je mehr noch übereinstimmende Elemente sich geltend machen, um so mehr wird sie als eine ihr ähnliche aufgefaßt. Stets aber tritt zugleich die zweite Vorstellung als eine reproduktiv entstandene und demnach als ein selbständiges Gebilde dem neuen Eindruck gegenüber.

    19. Auch die allgemeinen Bedingungen, die der Entstehung der Erinnerungsvorstellungen zugrunde liegen, bieten nun Abstufungen und Unterschiede dar, die den bei den Wiedererken-nungs- und Erkennungsvorgängen vorkommenden entsprechen (15, 17). So können insbe-sondere die Wiedererkennung eines schon einmal wahrgenommenen, die eines aus häufigen Wahrnehmungen geläufigen, sowie die Erkennung eines nach seinem allgemeinen Gattungs-charakter bekannten Gegenstandes zu verschiedenen Modifikationen von Erinnerungsvorgän-gen Anlaß geben.

    Die einfache Wiedererkennung geht in einen Erinnerungsakt über, sobald der unmittelba-ren Assimilation des Eindrucks solche Elemente hemmend entgegentreten, die nicht dem Gegenstand selbst, sondern den ihn in der früheren Wahrnehmung begleitenden Umständen angehören. Gerade weil die frühere Begegnung nur eine einmalige war, oder doch nur als solche bei der Reproduktion in Betracht kommt, so können solche begleitende Elemente verhältnismäßig klar und bestimmt sein und sich deutlich in ihrem Unterschied von der Umgebung des neuen Eindrucks geltend machen. Auf diese Weise treten hier Mischformen zwischen Wiedererkennung und Erinnerung auf; der Gegenstand wird wiedererkannt, und er wird zugleich auf eine bestimmte frühere Wahrnehmung bezogen, deren begleitende Umstände dem Erinnerungsbild eine bestimmte Raum- und Zeitbeziehung beifügen. Hierbei ist dann der Erinnerungsvorgang besonders in solchen Fällen überwiegend, wo die assimilierend wirkenden Elemente des neuen Eindrucks von den übrigen Bestandteilen des Erinnerungsbildes völlig verdrängt werden, so daß die assoziative Beziehung zwischen diesem und dem vorangehenden Eindruck ganz verborgen bleiben kann.

    19a. Man hat in diesen Fällen von "mittelbarer Erinnerung" oder "mittelbarer Assoziation" ge-sprochen. Auch hier findet sich aber, ebenso wie bei dem "mittelbaren Wiedererkennen", kein prinzipieller Unterschied gegenüber den gewöhnlichen Assoziationen. Jemand erinnert sich z. B., des Abends in seinem Zimmer sitzend, plötzlich und scheinbar unvermittelt an eine Landschaft, die er vor vielen Jahren durchwandert hat; die nähere Nachforschung ergibt, daß sich zufällig im Zimmer eine auffallend riechende Blume befindet, die ihm bei jener Wanderung zum erstenmal aufgestoßen war. Der Unterschied von einem gewöhnlichen Erinnerungsvorgang, bei dem man sich der Verbindung des neuen Eindrucks mit einem früheren Erlebnis deutlich bewußt ist, besteht hier augenscheinlich nur darin, daß die Elemente, welche die Verbindung herstellen, durch andere Vorstellungselemente in den dunkeln Hintergrund des Bewußtseins gedrängt sind. Wahrscheinlich sind die nicht seltenen Erfahrun-gen, wo plötzlich und scheinbar unvermittelt ein Erinnerungsbild in uns auftritt, und die man meist als ein sogenanntes "freies Aufsteigen" der Vorstellungen gedeutet hat, auf solche latente Assoziationen zurückzuführen.

    20. Von den Erinnerungsvorgängen, die sich an die einfache Wiedererkennung des schon einmal Erlebten anschließen, unterscheiden sich jene, die von mehrfachen Wiedererkennungen und von Erkennungen ausgehen, wesentlich infolge der größeren Komplikation ihrer Bedingungen. Bei der Wahrnehmung eines individuell oder nach seinem Gattungscharakter geläufigen Gegenstandes ist zunächst der Umfang möglicher Assoziationsbeziehungen ein ungleich größerer, und es hängt daher nun weniger von den einzelnen Erlebnissen, auf denen die Assoziation selbst beruht, als von allgemeinen Anlagen und momentanen Dispositionen des Bewußtseins, namentlich aber auch von dem Eingreifen bestimmter aktiver Apperzeptionsvorgänge und den mit ihnen zusammenhängenden intellektuellen Gefühlen und Affekten ab, in welcher Weise an irgendein bestimmtes Erlebnis Erinnerungsvorgänge sich anschließen. Wichtige Assoziationshilfen bieten dabei auch die Wortvorstellungen, die sich in manchen Fällen mit individuellen Gegenständen (Eigennamen), ganz besonders aber mit den nach ihrem Gattungscharakter bekannten Vorstellungen (Gattungsnamen) verbinden. Bei der Mannigfaltigkeit dieser Bedingungen ist es begreiflich, daß sich im allgemeinen die Assoziationen jeder Vorausberechnung entziehen, während dagegen, sobald der Erinnerungsakt eingetreten ist, die Spuren seiner assoziativen Entstehung selten der aufmerksamen Nachforschung entgehen, so daß wir unter allen Umständen berechtigt sind, die Assoziation als die allgemeine und einzige Ursache von Erinnerungsvorgängen zu betrachten.

    Bei dieser Ableitung ist aber nie zu vergessen, daß jeder reale Erinnerungsvorgang, wie das die psychologische Entwicklung desselben aus einer einfachsten Vorstufe, der simultanen Assimilation, zeigt, kein einfacher Prozeß ist, sondern sich aus einer Menge elementarer Prozesse zusammensetzt. Unter diesen stehen auch hier in erster Linie die assimilierenden Wechselwirkungen, in die irgendein gegebener Eindruck oder auch ein schon vorhandenes Erinnerungsbild mit Elementen früherer psychischer Gebilde tritt. Daran schließen sich als zwei weitere für den Erinnerungsvorgang charakteristische Prozesse: erstens die Hemmung der Assimilation durch ungleichartige Elemente, und zweitens die von diesen ungleichartigen Elementen ausgehenden Assimilationen und Komplikationen, die zu dem Auftreten eines von dem ersten Eindruck verschiedenen psychischen Gebildes führen, das namentlich durch die Mitwirkung der Komplikationen mehr oder minder bestimmt auf irgendein vorangegangenes Erlebnis bezogen wird. Diese Rückbeziehung gibt sich auch hier durch ein eigentümliches Gefühl, das Erinnerungsgefühl, zu erkennen, das wiederum dem Bekanntheitsgefühl verwandt ist, aber von ihm, wahrscheinlich infolge der großen Zahl dunkel bewußter Komplikationen, die das Auftreten des Erinnerungsbildes begleiten, in seiner zeitlichen Entstehungsweise abweicht.

    Geht man auf die elementaren Prozesse zurück, in die sich hierbei der Erinnerungs- wie jeder zusammengesetzte Assoziationsvorgang zerlegen läßt, so ergeben sich als solche stets Gleichheits- und Berührungsverbindungen. Unter diesen überwiegen im allgemeinen die ersteren, wenn sich der Vorgang einem gewöhnlichen Assimilations- und Wiedererkennungsprozeß nähert, während die letzteren um so stärker zur Geltung kommen, je mehr die Vorgänge den Charakter "mittelbarer" Erinnerungen oder den Schein eines "freien Aufsteigens" von Vorstellungen annehmen.

    20a. Es ist augenfällig, daß das übliche Schema, nach welchem alle Erinnerungsvorgänge entweder Ähnlichkeits- oder Berührungsassoziationen sein sollen, völlig unzutreffend wird, wenn man es auf die psychologische Entstehungsweise dieser Vorgänge anwendet, während es anderseits viel zu allgemein und unbestimmt ist, wenn man die Vorgänge ohne Rücksicht auf ihre Entstehung nach ihren Endergebnissen logisch ordnen will. Im letzteren Fall würden die Beziehungen der Unter- und Überordnung, der Koordination, der Kausal- und Zweckbeziehung, die zeitliche Sukzession und Koexistenz, die verschiedenen Arten räumlicher Verhältnisse in den allgemeinen Begriffen der "Ähnlichkeit" und der "Berührung" jedenfalls nur einen ungenügenden Ausdruck finden. Was aber die Entstehung der Erinnerungsvorgänge betrifft, so greifen bei jedem einzelnen derselben Prozesse ineinander ein, die sich in gewissem Sinne teils als Ähnlichkeits-, teils als Berührungswirkungen bezeichnen lassen. Von einer Ähnlichkeitswirkung könnte man nämlich bei jenen Assimilationen reden, die teils den Vorgang einleiten, teils bei der ihn abschließenden Rückbeziehung auf ein bestimmtes früheres Erlebnis mitwirken. Gleichwohl ist auch hier der Ausdruck "Ähnlichkeit" deshalb unpassend gewählt, weil vor allen Dingen gleiche Elementarprozesse assimilierend aufeinander einwirken, und weil, wo eine wirkliche Gleichheit nicht existiert, diese doch stets durch die wechselseitige Assimilation zustande kommt. In der Tat ist der Begriff der "Ähnlichkeitsassoziation" durchaus an die Voraussetzung gebunden, daß die zusammengesetzten Vorstellungen unveränderliche psychische Objekte und die Assoziationen Verbindungen zwischen den fertigen Vorstellungen seien. Jener Begriff wird daher von selbst hinfällig, wenn man diese der psychologischen Erfahrung völlig widersprechende und eine richtige Auffassung derselben unmöglich machende Voraussetzung aufgibt. Wo gewisse Assoziationsprodukte, z. B. zwei sukzessiv auftretende Erinnerungsbilder, einander ähnlich sind, da wird dies stets auf Assimilationsprozesse zurückzuführen sein, die sich aus elementaren Gleichheits- und Berührungsverbindungen zusammensetzen. Die Gleichheitsverbindung kann hierbei ebensogut zwischen ursprünglich gleichen, wie zwischen ursprünglich verschiedenen und erst durch die Assimilation gleich werdenden Bestandteilen zustande kommen. Eine Berührungswirkung läßt sich aber jenen Elementen zuschreiben, die sich zunächst der Assimilation widersetzen und so teils den ganzen Vorgang in eine Sukzession zweier Vorgänge umwandeln, teils in das Erinnerungsbild diejenigen Bestandteile einfügen, die ihm den Charakter eines selbständigen, von dem induzierenden Eindruck verschiedenen Gebildes verleihen. Dieses Zusammenwirken von Gleichheits- und Berührungsverbindungen ergibt sich besonders klar als die naturgemäße Erklärung gerade bei den einfachsten Erinnerungsassoziationen, bei denen einfacher Sinneseindrücke. Wenn z. B. ein gelber Farbeneindruck an das ihm ähnliche Orange erinnert, so kann man vom Standpunkt der reinen Ähnlichkeitstheorie aus behaupten, dies beruhe auf der großen Ähnlichkeit beider Farben, und von dem der Berührungstheorie aus, beide Eindrücke seien unzähligemal, z. B. im Regenbogen, im Spektrum, bei der verschiedenen Abtönung von Malfarben, nebeneinander gesehen worden. Das tatsächliche Verhältnis ist aber offenbar das folgende: die Farben bilden, gleich den Tönen, eine stetige Empfindungsreihe, von denen vermöge der Bedingungen der natürlichen Entstehung und Abänderung der Eindrücke die einander am nächsten stehenden immer auch am engsten assoziiert sind. Mit jedem Farbeneindruck können daher andere Farben, vor allem die nächsten, assoziativ im Bewußtsein anklingen. Das kann aber natürlich nur geschehen, indem die direkt einwirkende Farbe aus irgendeinem Erinnerungskomplex die ihr gleiche und dann durch diese eine ihr nahestehende in das Bewußtsein ruft. Gelb kann also z. B. zunächst die gleiche, zuvor im Spektrum gesehene Farbe (Gleichheitsassoziation) und dann, daran sich anschließend, das benachbarte Orange (Berührungsassoziation) reproduzieren. Die notwendige Verbindung beider Assoziationsformen ist hier deshalb so einleuchtend, weil dieselben bei einfachen Empfindungen deutlicher auseinandertreten als bei zusammengesetzten Vorstellungen, wo sie sich sofort zu einem komplexen Vorgang vermischen.

    21. Die Wirkungen der Erinnerungsassoziationen pflegt man in ihrer Beziehung zu den ursprünglichen Eindrücken, auf die sie zurückgehen, unter dem Namen des Gedächtnisses zusammenzufassen. Natürlich bedarf dieser der vulgären Psychologie entnommene und aus ihr in die ehemalige Vermögenspsychologie übergegangene Begriff in jedem einzelnen Fall einer besonderen Analyse in die den Erscheinungen zugrunde liegenden elementaren Assoziationsprozesse und ihre Wirkungen. Diese Analyse begegnet den einfachsten Bedingungen dann, wenn sie bei den Erinnerungsassoziationen einfacher oder mindestens solcher Eindrücke vorgenommen wird, die unter relativ einfachen und gleichförmigen Bedingungen einwirken. Untersucht man auf diese Weise z. B. das Gedächtnis für Tonempfindungen oder für einfachere Gesichtsobjekte, indem man die Genauigkeit desselben nach der in einer gegebenen Zeit vorhandenen Schärfe der Wiedererkennung des früheren Eindrucks bemißt, so ergibt sich stets, daß unmittelbar nach dem Eindruck die Reproduktion desselben verhältnismäßig ungenau ist, daß sie aber sehr bald (bei den Tönen meist schon nach 2 Sek., bei einfachen Gesichtsobjekten nach einer nur wenig größeren Zeit) auf ihr Maximum ansteigt, um dann allmählich mit abnehmender Geschwindigkeit zu sinken und endlich (bei etwa 60 Sek.) ein Minimum zu erreichen, auf dem sie während langer Zeit annähernd konstant bleibt. In diesem Verlauf zeigen sich außerdem Oszillationen vorübergehend ab- und wieder zunehmender Reproduktionsschärfe, die wahrscheinlich mit den früher (§ 15, 10) besprochenen Schwankungen der Aufmerksamkeit zusammenhängen.

    Von besonderem Interesse sind mit Rücksicht auf diese zeitlichen Bedingungen der Erinnerungsvorgänge die Erscheinungen des Zeitgedächtnisses, d.h. der Erinnerung für Zeitstrecken, die, ähnlich wie die Eigenschaften der Zeitvorstellungen überhaupt (§ 11, B), am exaktesten an sogenannten leeren, durch Taktschläge begrenzten Zeitstrecken zu untersuchen sind. Hierbei zeigt sich, daß das Verhältnis, in welchem das Erinnerungsbild einer Zeitstrecke zu der objektiven Größe derselben steht, einerseits von dieser Größe, anderseits aber von der zwischenliegenden Zeitdauer abhängt. Von diesen beiden Bedingungen wirkt die erste regelmäßig in dem Sinne, daß kleine Zeitgrößen in der Erinnerung überschätzt, große unterschätzt werden. Zwischen beiden Abweichungen befindet sich ein Indifferenzwert, bei dem die erinnerte der ursprünglichen Zeitgröße durchschnittlich gleich ist. Er hegt, wenn die Reproduktion dem Eindruck nach sehr kurzer Zeit folgt, bei 0,5–0,6 Sek. Läßt man die Zeitstrecken über diese Größe hinaus wachsen, so bieten sich auch hier periodische Erscheinungen dar, die in diesem Falle zugleich einen regelmäßigen Verlauf zeigen, indem bei Zeitwerten, die Multipla jenes Indifferenzwerts betragen, die Zeitschätzung genauer ist als bei zwischenliegenden Werten. Wahrscheinlich beruht dies darauf, daß eine größere Zeit in mehrere Gruppen kleinerer Zeitstrecken gegliedert werden muß, wenn sie im Bewußtsein als Ganzes zusammengefaßt werden soll, wobei als einfachster Bestandteil einer solchen Gliederung die der Indifferenzzeit entsprechende Normalstrecke sich einstellt. Die Erscheinung hängt also wohl mit den oben erörterten Vorgängen der unwillkürlichen rhythmischen Gliederung größerer Zeiten zusammen (§ 11, 9 ff.). Verfließt zwischen der ursprünglichen Zeitstrecke und ihrer Reproduktion eine längere Zeit, so nimmt, wie bei den qualitativen Ton- und Lichtempfindungen, die Genauigkeit allmählich bis zu einem Minimum ab, auf dem sie längere Zeit annähernd konstant bleibt. Zugleich verkürzen sich aber bei längeren Zeitstrecken die reproduzierten im Verhältnis zu den ursprünglichen Zeiten stark mit der Verlängerung der Zwischenzeit. Exaktere Bestimmungen dieser bis zu einem gewissen Grade schon aus der alltäglichen Beobachtung geläufigen Erscheinungen sind jedoch bis jetzt nicht ausgeführt.

    21a. Die experimentelle Analyse der Gedächtniserscheinungen hat sowohl wegen ihres theoretischen wie ihres praktisch-pädagogischen Interesses besonders auch in der Anwendung auf komplexe Vorstellungen und Vorstellungsreihen die neuere Psychologie mannigfach beschäftigt. Die zu diesem Zweck ausgebildeten Methoden lassen sich in zwei unterscheiden: die Lernmethode und die Wiedererkennungsmethode. Jede von ihnen zerfällt wieder in verschiedene Unterformen. So die Lernmethode in die eigentliche Lern- oder "Memoriermethode", bei der die Versuchsperson sinnlose Silben, Wörter oder Sätze unter bestimmten, willkürlich variierbaren Bedingungen so lange wiederholt, bis sie dieselben auswendig weiß; und in die "Treffermethode", bei welcher gewisse Kombinationen von Silben einmal oder mehrmals in Gesichtsbildern dargeboten, und darauf bloß Teile einer solchen Kombination wiederholt werden, um den fehlenden Teil reproduzieren zu lassen. Bei der Wiedererkennungsmethode bietet man dagegen einen Eindruck, dem nach einer gegebenen Zeit entweder ein gleicher oder ein davon abweichender folgt, worauf an der genauen Wiedererkennung bzw. mittels der Fehler, die hierbei begangen werden, die Gedächtnisleistung bestimmt wird. Auch diese Methode läßt sich wieder in zwei Untermethoden scheiden: in die der "variierten Wiederholung" und in die der "identischen Reihen". Die erstere, die sich besonders für die Prüfung des Gedächtnisses für einfache Sinnesempfindungen und relativ einfachere Raum- und Zeitvorstellungen eignet, besteht darin, daß man zuerst einen Eindruck (den Normalreiz) und dann nach einer gegebenen Zeit einen zweiten (den Vergleichsreiz) einwirken läßt, und nun diesen in den verschiedenen Einzelversuchen so gegen jenen variiert, daß daraus die unten (§ 17, 10) zu erörternde "Unterschiedsschwelle" bestimmt werden kann. Die Methode der "identischen Reihen", die sich vorzugsweise für zusammengesetztere Inhalte, z. B. Reihen von Wörtern, Zahlen usw., eignet, besteht darin, daß man einer Reihe von Eindrücken, die durch geeignete kurze Intervalle getrennt sind, nach einer längeren Zwischenzeit genau dieselbe Reihe folgen läßt und dann die Anzahl der als richtig wiedererkannten Glieder bestimmt. Unter diesen Methoden sind die "Lernmethoden", namentlich in der Form der Memoriermethoden, am häufigsten angewandt worden. Sie leiden aber an dem Übelstand, daß die bei ihnen obwaltenden psychologischen Bedingungen ungleich komplizierter sind als bei den Wiedererkennungsmethoden, und daß man sich daher nicht selten bei ihnen prinzipiell unzulässiger Maßstäbe für die geleistete Gedächtnisarbeit bedient hat; so z. B. wenn die zum vollständigen Memorieren erforderliche Zeit oder die Zahl von Wiederholungen als ein solches Maß angesehen wird, was voraussetzen würde, daß die psychische Arbeit in diesem Fall proportional der Zeit wachse. Dies trifft aber tatsächlich durchaus nicht zu, da jene Arbeit vielmehr, wie zahlreiche Erfahrungen lehren, im allgemeinen mit der Zeit relativ immer kleiner wird.

    Unter Anwendung dieser Methoden lassen sich nun die verschiedenen Faktoren, von denen schon nach der gewöhnlichen Erfahrung die Gedächtnisleistungen abhängen, in mehr oder minder exakter Weise variieren. Solche Faktoren sind: die Anzahl und Dauer der Darbietungen zu behaltender Eindrücke, die Intervalle zwischen ihnen, endlich die Größe der im Gedächtnis zu bewahrenden Reihen, wozu als negatives, die Gedächtnisdisposition allmählich zerstörendes Moment noch die Zwischenzeit zwischen den Darbietungen und ihrer Reproduktion hinzukommt. Hinsichtlich des Einflusses dieser Faktoren ergibt nun die Untersuchung, daß die Menge des im Gedächtnis Behaltenen l) mit der Anzahl sowie mit der Dauer der einzelnen Eindrücke zuerst sehr schnell und dann immer langsamer zunimmt, daß 2) mit der Länge der Reihen die absolute Menge des Behaltenen zu-, die relative aber (die Anzahl der behaltenen im Verhältnis zur Anzahl der dargebotenen Glieder) abnimmt, 3) daß unter den einzelnen Gliedern einer Reihe die gefühlsbetonten, solche z. B., die durch taktmäßige Betonungen gehoben sind, leichter bewahrt werden als die unbetonten. Eine Folge des letzteren Verhältnisses ist die bekannte Erfahrung, daß rhythmisch gegliederte Reihen überhaupt begünstigt sind. 4) Für die Größe des Intervalls zwischen den einzelnen Darbietungen ergibt sich ein bestimmtes Optimum günstigsten Intervalls, unter und über dem die Menge des Behaltenen abnimmt. Dies erklärt sich leicht aus den Gegenwirkungen, die einerseits Ermüdung und Erholung, und anderseits der Vorgang des Vergessens (der allmählichen Abnahme der reproduktiven Dispositionen) ausüben: das Optimum wird nämlich offenbar da gelegen sein, wo Erholung und Ermüdung einander zureichend kompensieren, und wo zugleich die reproduktive Disposition noch nicht zu sehr gesunken ist. 5) Mit der zwischen der Einwirkung der im Gedächtnis zu bewahrenden Eindrücke und ihrer Reproduktion verfließenden Zwischenzeit nimmt die Menge des Behaltenen zuerst sehr schnell und dann immer langsamer ab. Aus allen diesen Abhängigkeitsbeziehungen, insbesondere aber aus dem Einfluß der Gefühlsbetonung und der Wechselwirkung zwischen Ermüdung und willkürlicher Einübung geht übrigens zugleich hervor, daß die Gedächtnis- und Erinnerungserscheinungen bereits komplexe Resultanten aus elementaren Assoziationen und aus den im folgenden zu betrachtenden apperzeptiven Prozessen sind. Darin verhalten sich ihnen dann durchaus analog zahlreiche andere komplexe Formen geistiger Arbeit, z. B. Lesen, Schreiben, Zählen, Rechnen usw.

    22. Mit der verwickelten Natur der Erinnerungsvorgänge steht die Beschaffenheit der Erinnerungsvorstellungen im engsten Zusammenhang. Wenn diese nicht selten als schwächere, sonst aber im allgemeinen treue Abbilder der direkten Sinneswahrnehmungen bezeichnet werden, so ist diese Schilderung so unzutreffend wie möglich. Erinnerungsbilder und Sinneswahrnehmungen weichen nicht nur qualitativ und intensiv, sondern auch in ihrer elementaren Zusammensetzung durchaus voneinander ab. Wenn wir einen Sinneseindruck noch so sehr an Stärke abnehmen lassen, so bleibt er, solange er nur überhaupt wahrnehmbar ist, immer noch ein von einer Erinnerungsvorstellung wesentlich verschiedenes Gebilde. Was diese viel mehr kennzeichnet als die geringe Intensität ihrer Elemente, das ist die Unvollständigkeit der Vorstellung. Wenn ich mich z. B. eines mir bekannten Menschen erinnere, so stehen nicht bloß die Züge seines Angesichts, seiner Gestalt dunkler in meinem Bewußtsein als bei seinem direkten Anblick, sondern die meisten dieser Züge existieren überhaupt nicht. An die spärlichen Vorstellungselemente, die vorhanden sind, und die höchstens bei absichtlicher Richtung der Aufmerksamkeit etwas vervollständigt werden können, knüpft sich dann aber eine Reihe von Berührungsverbindungen und Komplikationen, wie die Umgebung, in der ich den Bekannten gesehen habe, sein Name, endlich besonders gewisse bei der Begegnung vorhanden gewesene Gefühlselemente; und diese begleitenden Bestandteile sind es erst, die das Bild zu einem Erinnerungsbilde machen.

    23. Übrigens bestehen sowohl in der Wirksamkeit dieser begleitenden Elemente wie in der Deutlichkeit der Empfindungsbestandteile- der Erinnerungsbilder selbst große individuelle Unterschiede. So sind bei manchen Menschen die Erinnerungsbilder zeitlich oder räumlich genauer orientiert als bei andern. Die Fähigkeit, sich an Farben oder Töne zu erinnern, ist eine außerordentlich verschiedene. Deutlicher Geruchs- und Geschmackserinnerungen scheinen nur sehr wenige Menschen fähig zu sein; statt ihrer treten dann begleitende Bewegungsempfindungen der Nase und der Geschmacksorgane als stellvertretende Komplikationen ein.

    Die Sprache faßt auch diese individuellen Unterschiede unter dem Namen des "Gedächtnisses" zusammen. In der Tat bleibt dasselbe gerade für die Hervorhebung der individuellen Unterschiede der Erinnerungsvorgänge ein brauchbarer Hilfsbegriff, bei dem man freilich niemals vergessen darf, daß er lediglich einen komplexen Tatbestand ausdrückt, der in jedem einzelnen Fall einer besonderen Erklärung bedarf. In diesem Sinne reden wir von einem treuen, umfassenden, leichten Gedächtnis, oder von einem guten Raum-, Zeit-, Wortgedächtnis u. dgl., Ausdrücke, die auf die verschiedenen Richtungen hinweisen, in denen je nach ursprünglicher Anlage und Übung die elementaren Assimilations- und Komplikationsvorgänge verlaufen.

    Eine wichtige Rolle unter diesen individuellen Unterschieden spielt der Altersschwund des Gedächtnisses mit dessen Erscheinungen im allgemeinen auch die infolge von Gehirnerkrankungen auftretenden Gedächtnisstörungen übereinstimmen. Diese Erscheinungen sind psychologisch besonders deshalb bemerkenswert, weil in ihnen deutlich der Einfluß der Komplikationen auf die Erinnerungsvorgänge zu erkennen ist. Zu den augenfälligsten Symptomen des normalen wie des pathologischen Gedächtnisschwundes gehört nämlich die Abnahme des Wortgedächtnisses. Sie pflegt in der Regel derart einzutreten, daß am frühesten die Eigennamen, dann die Namen konkreter Gegenstände der täglichen Umgebung, dann erst die ihrer Natur nach abstrakteren Verba und zuletzt die ganz abstrakten Partikeln vergessen werden. Diese Reihenfolge entspricht aber genau der für die einzelnen Wortgattungen vorhandenen Möglichkeit, durch andere, in regelmäßiger Komplikation mit ihnen verbundene Vorstellungen im Bewußtsein vertreten zu werden. Denn jene Möglichkeit ist offenbar bei den Eigennamen am größten, bei den abstrakten Partikeln, die überhaupt nur mittels ihrer Wortzeichen festgehalten werden können, am kleinsten.

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