Geschichte des Klebstoffes

Klebstoff von der Antike in die Gegenwart

Vorläufer - Vom Keil zum Pfeil

Klebemittel sind dem Menschen nachgewiesenermaßen schon seit Urzeiten bekannt. In der Herstellung von Werkzeugen wurden bereits früh organische Klebstoffe wie Naturharz oder klebende Erden verwendet, und in historischen Maßstäben bald darauf wurden in Form von Teer und Pech die ersten künstlichen Klebstoffe produziert, um Werkzeuge und Konstruktionen herzustellen oder zu verstärken.

Die Herstellung dieser Substanzen war zwar vergleichsweise einfach, aber nicht selbstverständlich, und zeugt so in hohem Maße von der Kreativität und dem Erfindungsreichtum des Urmenschen. Dabei wird die äußerste Schicht der Birkenrinde unter möglichst Luftdichten Bedingungen lange Zeit Hitze ausgesetzt, beispielsweise durch das Vergraben in Kohlenglut. Nach diesem Prozess bleiben nur die extrem zähen Birkenteere zurück, die als Peche bezeichnet werden und trotz ihrer Festigkeit die Eigenschaften einer Flüssigkeit haben. Dieser Klebstoff war wärmeempfindlich und ließ sich auch zur Weiterverarbeitung wieder einschmelzen. Seine flexiblen und wasserabweisenden Eigenschaften führten schon bald zu seinem weiträumigen Einsatz, unter anderen bei dem Kleben von Keilspitzen an den Pfeilschaft, dem Anbringen von Axtköpfen und dem Versiegeln von Schuhen und Gefäßen.

Im Laufe der Entwicklung des Menschen und der weiteren Verbreitung von Siedlungen und Zivilisationen wurden neue Methoden der Klebstoffherstellung erfunden, wie zum Beispiel das Leimsieden. Leim wurde damals vorrangig aus zerkochten Collagenhaltigen Schlachtresten, allem voran Knorpel und Sehnen, hergestellt. Dieser Klebstoff war wasserlöslich, und konnte in Pulvervform gelagert werden. Man weiß von seiner Verwendung bei der Holzverarbeitung im frühen Ägypten sowie in der Bogengerstellung mongolischer Krieger. In der trockenen Wüstenregion Ägyptens war dieser Kleber lange Zeit sehr effektiv, durch seine Wasserlöslichkeit und die damit verbundene Schwäche bei Feuchtigkeit war er aber nicht überall einsetzbar.

Wie wurde Klebstoff in der Antike hergestellt?

Die weitestgehende Trennung früherer Zivilisationen in ihrem Lebensalltag macht es schwierig festzustellen, wann und wo welcher Klebstoff zuerst verwendet wurde. Man geht aber davon aus, das die meisten Technologien dieser Zeit durch Umsiedlung verbreitet oder bei Expansion angeeignet wurden. Mobilität war dadurch ein wichtiger Faktor, und die Kontrolle des zentralen Mittelmeerraums durch die Griechen, Römer und andere mediterrane Kulturen war ein Teil davon.

Die Verwendung von Klebstoff in der Antike ist erstaunlich gut dokumentiert. Sogar der englische Begriff für Kleber, "Glue", lässt sich aus dem lateinischen Wort "Glutinum" herleiten, was so viel wie "Leim" bedeutet. Auch Haftmittel, die weniger direkt mit unserem modernen Verständnis von Klebstoff zu tun haben, wurden in der Antike entwickelt oder verfeinert.

Das Zerkochen und langsame Konzentrieren von Schlachtresten wie Knochen war lange Zeit eine der beliebtesten Herstellungsmethoden, da der gewonnene Leim extrem widerstandsfähig war und sich trotz seiner Wasserlöslichkeit zu sehr zuverlässigen und starken Verbindungen führte. Das Zersetzen von Milch und anderen Eiweißhaltigen Produkten mithilfe von Essig wurde zur Casein-Gewinnung verwendet, welches getrocknet und lange gelagert werden konnte und zudem einer der wenigen weitestgehend wasserfesten Klebemittel für Farbe war.

Zement und Mörtel wurden führten in der Antike zu einer noch nie dagewesenen Zuverlässigkeit in der Herstellung von Baumaterialien, teilweise buchstäblich aus Schutt und Asche. Neue Methoden zur Leimherstellung führten zu verfeinerten und stabileren Verbindungen, von denen Teilweise noch heute gebrauch gemacht wird. Besondere Rezepturen können aufgrund ihrer Eigenschaften teilweise noch heute nicht besser hergestellt werden, wie zum Beispiel beim Instrumentebau oder bei der Möbelrestauration. Moderne Klebstoffe haben die Tendenz, zu aggresiv in die Baumaterialien einzudringen und haften zu wiederstandsfähig, um im Notfall oder bei Verbesserungen ohne Beschädigung des Materials abgetrennt werden zu können.