In unserem Forschungsprojekt „BiLearn“ untersuchen wir im Fachgebiet Mathematik, unter welchen Umständen diese Sprachwechselkosten auftreten und welche Rolle dabei bestimmte Fähigkeiten der Studienteilnehmer spielen.

Fremdsprachlicher Fachunterricht (Content and Language Integrated Learning, CLIL) ist im Bildungsbereich zunehmend weit verbreitet. Bei diesem Unterrichtskonzept wird ein dualer Ansatz verfolgt, indem gleichzeitig sowohl neue Fachinhalte vermittelt werden als auch Fremdsprachenkenntnisse erworben werden. Fächer wie Geographie, Biologie oder Mathematik werden in der Fremdsprache (L2) gelehrt, z. B. auf Englisch oder Französisch für deutschsprachige Schülerinnen und Schüler.

Wenn man für ein Fach wie Mathematik die Entwicklung der Schulleistungen betrachtet, haben Studien gezeigt, dass durch bilingualen Unterricht keine Nachteile im Vergleich zu monolingualem Unterricht entstehen (z. B. Gebauer, Zaunbauer, & Möller, 2013). Wenn man davon ausgeht, dass das erworbene Wissen unabhängig von der Instruktionssprache repräsentiert wird, sind diese Bildungsangebote also sehr vielversprechend.

Die Annahme, das Wissen in einem System unabhängig von der jeweiligen Instruktionssprache repräsentiert wird, und daher unabhängig davon, welche Sprache der Lernende nutzt, einfach abgerufen werden kann, ist allerdings nicht empirisch bestätigt. Es gibt sogar Forschungsergebnisse, die darauf hinweisen, dass das Wissen in einer Art repräsentiert wird, die sehr stark an die Instruktionssprache gebunden ist (Gentner & Goldin-Meadow, 2003).

Tatsächlich wurden kognitive Kosten in Form von längeren Reaktionszeiten und höheren Fehlerzahlen gefunden, wenn die Sprache beim Wissensabruf von Faktenwissen nicht mit der Instruktionssprache übereinstimmt (Spelke & Tsivkin, 2002; Grabner, Saalbach & Eckstein, 2012; Saalbach et al., 2013).

Einige Forschungsfragen, für die wir uns dabei interessieren, sind die folgenden:

  • Treten diese Sprachwechselkosten nur auf, wenn Faktenwissen erworben wird, oder auch bei prozeduralem und konzeptuellem Wissen?
  • Treten die Sprachwechselkosten für trainiertes Lernmaterial auch bei untrainiertem Material auf, und auch wenn das trainierte Wissen in komplexeren Aufgaben und in einem neuen Kontext angewendet werden muss?
  • Welche Relevanz hat die Richtung des Sprachwechsels (Wechsel von L1 nach L2 oder umgekehrt)?
  • Welche Strategien benutzen Studienteilnehmende wenn sie Wissen in einer anderen als der Lernsprache abrufen?
  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen bestimmten Fähigkeiten der Studienteilnehmenden (wie Intelligenz, Rechenfähigkeiten, exekutive Funktionen und Sprachfähigkeiten in der L2) und der Höhe der Sprachwechselkosten?

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