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Ein Rauchaltar für Gottfried Hermann –
Klassische Philologie im Leipzig der Goethezeit


Eine Ausstellung der Kustodie und des Instituts für Klassische Philologie und Komparatistik der Universität Leipzig

BIBLIOTHECA ALBERTINA
Beethovenstraße 6, 04107 Leipzig

12. Oktober bis 20. Dezember 2007
7. Januar bis 19. Januar 2008

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 12 – 18 Uhr
Samstag 10 – 18 Uhr
Montag, Sonntag und an Feiertagen geschlossen

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Carl Christian Vogel von Vogelstein, Bildnis des Altphilologen Gottfried Hermann, 1841

 

 

     
Carl August Richter nach einer Zeichnung von Ludwig Thiele, Ansicht Augusteum, Paulinerkirche, nebst dem Entreé der Grimmaischen Gasse zu Leipzig, u
m 1840

 

 

     
Aula des Augusteums mit Statue Gottfried Hermanns, Foto von Hermann Walter

 

 

     
Kariktur von Friedemann Richter von 2006

 

 

     
Ernst Rietschel, Griechen
3. Relief aus der Folge „Zur Kulturgeschichte der Menschheit“, 1836-39, aus der 1943 zerstörten
Aula des Augusteums

 

Die Universität Leipzig ehrt einen herausragenden Vertreter der Klassischen Philologie mit einer Ausstellung: Gottfried Hermann (1772-1848) war einer der berühmtesten Geisteswissenschaftler seiner Zeit. Seine Untersuchungen zur altgriechischen Sprache, zur Entstehung ihrer Mythen und dem Wortlaut ihrer Dichtungen, bildeten Anfang des 19. Jahrhunderts einen glanzvollen Höhepunkt der seit der Renaissance gepflegten Text- und Wortphilologie. Seine Forschungen zur antiken Grammatik und Metrik beeinflussten auch Johann Wolfgang von Goethes Suche nach neuen Formen in der deutschen Dichtung.

An der Universität Leipzig spielte Gottfried Hermann auch als Hochschulreformer eine entscheidende Rolle: Seit Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte er zu den Initiatoren der Erneuerung veralteter Universitätsstrukturen, die in der Universitätsreform von 1830 ihren Höhepunkt fand. Ab 1830 wurde die Universität Leipzig in eine moderne Landesuniversität umgestaltet: Mit der Aufhebung der Nationenverfassung und der Einführung eines aus den vier Fakultäten gebildeten Senates wurde der wichtigste Schritt zu modernen Organisations- und Verwaltungsstrukturen vollzogen.

Für seine Leistungen erhielt Gottfried Hermann zahlreiche Ehrungen, u. a. den sogenannten „Rauchaltar“, welcher der Ausstellung ihren Namen gab. Das kunstvoll gearbeitete Gefäß aus Silber, eine Tabakbüchse, zählt zu den bedeutendsten Gegenständen aus dem Nachlass Gottfried Hermanns. Der Nachlass, um den sich diese Ausstellung rankt, wurde der Universität 2005 großzügig von einer Nachfahrin Hermanns, Frau Ingeborg Benecke-Deltaglia, geschenkt. Der „Rauchaltar“ war ein Geschenk zu Gottfried Hermanns fünfzigsten Magisterjubiläum im Jahre 1840, vermutlich wurde es von der Stadt Leipzig gestiftet. Ein eingraviertes Gedicht bezeugt die feierliche Übergabe an den passionierten Raucher. Schmuckvolle Medaillons zeigen von Hermann geschätzte Personen: seine Lehrer F. W. Reiz (1733–1790) und K. D. Ilgen (1763–1834) sowie seine Schüler August Seidler (1779–1851), C. A. Lobeck (1781–1860) und F. W. Thiersch (1784–1860).

Die Ausstellung möchte über Leben und Werk dieses bedeutenden Leipzigers informieren. Neben Objekten aus dem Nachlass, Bildnissen Hermanns und seiner Familie sowie bedeutender Wissenschaftler, mit denen er in Kontakt stand, sollen auch vor allem seine Verdienste im Bereich der Klassischen Philologie, in der antiken Grammatik und Metrik sowie in der Textkritik, gewürdigt werden.

Die Sprache stellte für Gottfried Hermann die zentrale Kategorie seines Arbeitens dar: Er fasste sie als logisch-rationales System auf und er interpretierte sie – beeinflusst von der Philosophie Kants – als Abbild der menschlichen Vernunft: Wie die Vernunft, so folge auch die Sprache logischen Gesetzen. Somit versuchte er, die Fülle der grammatischen Phänomene auf verständliche grundlegende Prinzipien zu reduzieren und die griechische Grammatik und den Umgang mit ihr zu systematisieren. Auch die antike Metrik wollte er wissenschaftlich erfassen und die Beschäftigung mit dieser auf eine philosophische Grundlage stellen. Durch seine umfassenden und genauen Analysen der antiken Dichtungen und die Untersuchung von Einzelphänomenen konnte er exzellente metrische Beobachtungen anstellen und Regeln formulieren, die noch heute von großem Wert sind. Die bekannteste von ihnen ist wohl die „Hermannsche Brücke“. Das schon von J. H. Voss entdeckte metrische Gesetz formuliert eine im Altertum (besonders bei Homer, Kallimachos, Nonnos) beachtete Regel, wonach im daktylischen Hexameter kein Wortende nach dem vierten Trochäus vorkommen darf.

Im Zentrum von Hermanns textkritischem Wirken stand die attische Tragödie, für deren Texte er entscheidende Arbeit geleistet hat: Er arbeitete an Ausgaben der Dramen von Aischylos, Sophokles und Euripides. Seine guten Konjekturen (verbessernde Eingriffe des Herausgebers in den überlieferten Text) beruhten auf seiner überragenden Sprachbeherrschung, die verbunden war mit genauester Beobachtung der einzelnen Autoren, ihres Stils, ihrer Eigenheiten und der richtigen Deutung des Überlieferten. Metrik und Grammatik waren in Hermanns Augen somit in erster Linie Werkzeuge für die eigentliche Arbeit des Philologen: die Edition und Interpretation antiker Texte. Aber gerade die tiefgehende Beschäftigung mit der antiken Metrik sowie seine umfassende Sprachkenntnis begründeten seinen Erfolg in diesem Bereich: Auch aus heutiger Sicht wird die Qualität der Hermannschen Konjekturen weiterhin geschätzt. Moderne Textausgaben der von Hermann bearbeiteten Autoren zitieren insgesamt fasst 1000 Konjekturen Hermanns und somit mehr als von jedem anderen Kritiker.

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