Rudolf Rausch und Horst Rothe

Fremde Wörter im Wandel der Zeiten

Eine Fülle fremder Begriffe aus der Gastronomie, der Touristikbranche und dem Computer-englisch ist in die deutsche Sprache übernommen worden. Die Verwendung dieser Begriffe unterliegt weder morphologisch, noch orthographisch und schon gar nicht in Hinblick auf die Aussprache festen Regeln. So werden manche der fremden Wörter sowohl groß als auch klein geschrieben, andere werden mit unterschiedlichem Genus verwendet und wieder andere bilden den Plural entweder mit oder ohne s oder bereits nach den Regeln der deutschen Grammatik.

das Poster (ein Plakat)  der Poster,
zwei Poster              zwei Poster
zwei Posters             zwei Posters

das Handy (ein Funktelefon),
zwei Handys
zwei Handies
Ihre von der Herkunft bestimmte Schreibung und die im Deutschen unübliche Kombination von vokalischen und konsonantischen Schriftzeichen läßt Aussprachefehler erwarten.

Die Eindeutschung orientiert sich an der Originalaussprache des Wortes. Die Lautform ist daher eine Anpassung an das deutsche Lautsystem. So werden fremde Laute und Lautfolgen soweit möglich durch deutsche Laute und Lautfolgen ersetzt, um sie für deutsche Sprecher sprechbar zu machen. Die eingedeutschte Form verzichtet daher auf für deutsche Sprecher schwierige fremde Laute wie z.B. die Nasalvokale des Französischen oder das englische th.

Beispiele:

das Croissant		
die Hotline	
das Portemonnaie	
das Rendezvous	
der Voucher

Wenn Ausländer oder Übersiedler auf ein Wort wie z.B. Fun treffen, geht aus der Wortform nicht hervor, daß es sich um einen fremden Begriff handelt, denn das deutsche Wort Fuß hat die gleiche Konstruktion, nämlich bestehend aus Konsonant, Vokal und Konsonant. Aussprachefehler sind aus diesem Grunde bei solchen Wörtern „programmiert". Nicht alle fremden Wörter jedoch erscheinen von der Schreibung derart fremd, daß sie bei unangemessener Aussprache Mißverständnisse produzieren. Sie weisen wegen ihrer dem Deutschen ähnlichen Struktur lediglich Abweichungen in der Aspiration, der Vokalqualität und -quantität und gelegentliche konsonantische Substitutionen auf. Zu dieser Gruppe gehören Wörter wie

Colt, Disk, Derby, Doping, Dressing, Pusher, Soft, Shop...

Solche Wörter und auch Begriffe, die im Kapitel „fremde Wörter" des Programms „besser Deutsch sprechen" behandelt und dort nachgeschlagen werden können, sind in der folgenden Darstellung nicht enthalten:

Conferencier, Coupé, Filet ...

Dies gilt ebenso für Namen, die für fremde Einrichtungen, Ereignisse und Erzeugnisse stehen oder die Geographisches benennen:

Boykott, Chateaubriand, Code civil, College, Consierge, Philip Morris, Rocky Mountains ...

Die folgende Liste führt nur eine Auswahl von Wörtern auf, die Aussprachefehler auf Grund ihrer vom Deutschen abweichenden Schreibung erwarten lassen. Die Beispiele referieren die Transkripte der Aussprachewörterbücher Halle 1982 , Duden 1962 und Duden 1990. Bindestriche markieren diejenigen Wörter, die im jeweiligen Wörterbuch noch nicht enthalten waren:

Die Beispiele einer Zeile geben die aktuelle Eindeutschung und die Transkriptionen der die Spalte überragenden Wörterbücher wieder:

Ein Beispiel: seine Bedeutung
akt. Eindeutschung	Halle 1982	Duden 1962	Duden 1990 

Die Veränderungen der Aussprache im Zeitraum von 1960 bis 1997 sind erkennbar an folgenden Erscheinungen:

Die folgenden Ausführungen im Artikel sind ohne die Darstellung von phonetischen Transkriptionszeichen wenig ergiebig. Wir bitten deshalb den interessierten Leser, sich den kompletten Artikel herunterzuladen, um ihn dann mit MS Word (ab 6.0) lesen zu können. Der entsprechende Zeichensatz zur phonetischen Transkription (API) ist eingebunden.

Einige Tendenzen sind erkennbar:

  1. Der Fluß neuer Wörter nimmt zu.
  2. Die Eindeutschung wird intensiver.

    - fremde Diphthonge werden den deutschen angeglichen
    - Diphthonge, die aus e- und i-Lauten bestehen, werden zu [e:] vereinfacht.

    Ausnahmen sind Wörter, bei denen die Distinktion wegen der Bedeutungsdifferenzierung aufrecht erhalten bleiben muß:
    Laser - Leser; Blazer - Bläser

  3. Die Auslautverhärtung wird zunehmend angewendet.
  4. Der Stimmtonverlust an Silbenübergängen gleicht sich an.
  5. Die r-Laute in finaler Position werden zunehmend vokalisiert.
  6. Französische Nasalvokale gehen in ang-Laute über.

Literatur

Autorenkollektiv, 1982, Großes Wörterbuch der deutschen Aussprache, Leipzig

Mangold, Max, 1962, Der große Duden, Aussprachewörterbuch, Bd. 6, Mannheim, Wien, Zürich

Mangold, Max, 1990, Der große Duden, Aussprachewörterbuch, Bd. 6, Mannheim, Wien, Zürich

Rausch, R. u. H. Rothe, 1997, Besser Deutsch sprechen, CD-ROM, Leipzig, Weltz & Partner


© Rudolf Rausch/Horst Rothe
rotheh@rz.uni-leipzig.de
letzte Änderung: 22.12.97 seit 22.12.1997