Themen-Überblick

Was sollen Schüler:innen im Bereich der Grammatik lernen? Welche Kompetenzen sollen sie in  diesem Bereich in ihrer Schulzeit aufbauen? Sprachhandlungskompetenzen, Sprachreflexion, Sprachsensibilisierung – und dazwischen Wortarten, Satzglieder, topologische Felder? Wie passt das alles zusammen?

Lehrer:innen sollen SuS zu diesen Kompetenzen befähigen, dafür ist es wichtig, dass wir uns darüber verständigen, welche Kompetenzen das genau sein sollen. LuL gehören zu einer Berufsgruppe, die unter ständiger Beobachtung arbeitet und an die permanent Anforderungen hinsichtlich ihrer Aufgaben und Kompetenzen von verschiedenen Interessengruppen herangetragen werden: von der Gesellschaft, von den SuS, von den Eltern, von Kolleg:innen, vom Bildungsplan, vom Lehrplan und von anderen Institutionen.

„Von LuL wird erwartet, dass sie fachlich kompetent und auf dem neuesten Stand sind. Sie sollen von ihrem Lehrstoff (in seiner gesamten Breite) begeistert sein, als gute Pädagogen mit Empathie und Fingerspitzengefühl arbeiten, im Umgang mit heterogenen Klassenzimmern engagiert sein, fachdidaktisch aktuell unterrichten, (binnen)differenzieren und beurteilen bzw. gerecht bewerten können. LuL müssen SuS motivieren können, und zwar jenseits physischer Tiefs in der ersten Stunde oder nach der Mittagspause, Problemen im privaten Bereich oder inhaltlichem Desinteresse. Von LuL mit sprachlichen Fächern wird erwartet, dass sie eine ausgezeichnete Sprachkompetenz der Sprache haben, die sie unterrichten (d.h. mindestens eine sehr gute Kompetenz der Standardsprache und ein Bewusstsein über Varietäten). Darüber hinaus sollen sie natürlich über eine sehr gute Vermittlungskompetenz verfügen, Lernleistungen als Schritte auf dem Weg zur zielsprachlichen Kompetenz beurteilen und angemessene Hinweise zur Verbesserung geben können. Idealerweise arbeiten sie fächerübergreifend und nehmen auf von SuS bereits erworbenes Wissen in anderen Sprachen (in Deutsch, in anderen – schulischen – (Fremd)Sprachen) Bezug und wertschätzen damit auch ein etwaiges multilinguales Potential. […] Solche Auflistungen erscheinen sehr umfangreich, wenn auch intuitiv plausibel und richtig. Aus wissenschaftlicher Sicht sind sie jedoch wenig hilfreich, da es schwierig ist, sie zu operationalisieren und damit messbar zu machen. “ (Döring/Elsner (2021). Grammatik für die Schule. Basisartikel.)

Grammatisches Wissen von Lehramtsstudierenden ist für mindestens drei Aspekte wichtig: für den eigentlichen Grammatikunterricht an Schulen, für das Begleiten von Lehr- und Lernprozessen (z.B. den Orthografieerwerb oder für die Diagnostik) und für die Vermittlung eines Bewusstseins und Staunens über menschliche Sprache (und Spracherwerb) an sich.

„Epistemische Überzeugungen, also subjektive Vorstellungen über die Struktur, den Erwerb und die Validierung von Wissen, beeinflussen die Bewertung von Informationen und helfen, Relevantes von Irrelevantem zu trennen (Bernholt et al. 2017: 7). Halten Studierende bestimmte Inhalte hochschulischer Lehrveranstaltungen für irrelevant für ihren zukünftigen Beruf, kann dies dazu führen, dass eine Lernprogression ausbleibt.“ (Döring/Elsner 2021).

Ziele des Grammatikunterrichts an der Hochschule:

  • Schaffen von Sprachbewusstheit,
  • Überführung von implizitem in explizites Wissen
  • Erkenntnis, dass Sprache strukturiert und zum Gegenstand von Sprachbetrachtung gemacht werden kann

Um über Sprache diskutieren zu können, benötigen wir Kategorien, müssen also generalisieren und Regularitäten entdecken. Studierende sollten zudem dazu befähigt werden,

  • eigene Forschungs­fragen zu entwickeln,
  • linguistische Probleme zu erkennen und
  • Lösungsansätze zu entwickeln.

Das Einüben der dafür notwendigen linguistischen Kompetenzen ist essentiell und sollte idealerweise in Form von problembasiertem Lernen im Seminarkontext geschehen. Erfolgreich sind vor allem bewertungsfreie Angebote wie Tutorien oder extracurriculare Veranstaltungen wie Grammatikwochenenden, an denen Studierende sich intensiv mit einem grammatischen Thema auseinandersetzen. Methodisch spricht Döring (2020) von reflektiertem Lernen, was bedeutet, dass die bei Studierenden vorhandenen Überzeugungen in der hochschulischen Lehre notwendigerweise berücksichtigt werden müssen.

Besonders relevant erscheinen hier Blicke über den Tellerrand:

  • in die Mathematikdidaktik
  • in die Biologiedidaktik
  • in andere Länder