03.-04.11.2021 Transdisziplinärer Workshop: „Dantes Echokammer: Spielformen der Dante-Rezeption in Kunst, Literatur, Film, Musik und Video“

Als globale Ikone der Hochkultur und der Populärkultur ist Dante heute in nahezu allen Medien präsent: wir hören heute Verse der Divina Commedia als Rap bei Tedua, spielen Inferno auf der PS4, hören Roberto Benigni im Quirinale vor einem begeisterten Publikum Danteverse zitieren und merken, dass  mittlerweile selbst Hollywood-Blockbuster wie Inferno mit Dantezitaten in Form postmoderner Mythencollagen spielen.

Schon im 20. Jahrhundert war die Divina Commedia eine zentrale Referenz für Literaten der Postmoderne wie Umberto Eco und Regisseure des italienischen Autorenkinos von Rossellini bis Pasolini rekurrierten vielfach auf Denkfiguren und Narrative der Göttlichen Komödie.

Wegweisend auch für aktuelle RegisseurInnen des AutorInnenkinos wie Rohrwacher und Rosi sind Pasolinis Überformungen der römischen Vorstädte mit dantesken Höllenvisionen sowie sein Rekurs auf danteske Narrative der Suche nach Erlösung, die häufig verkehrt, verschoben oder ausgespart wird. Die Dante-Rezeption des 20. und 21. Jahrhunderts steht folglich im Zeichen eines ruinösen Christentums.

Dante ist und bleibt dennoch eine zentrale Referenz für die aktuelle Kultur des Imaginären, in der auf unterschiedliche Weise auf Mythen und Denkfiguren der Divina Commedia referiert wird und die ihrerseits bereits als immenser Intertext und Echokammer angelegt ist, in der die Echos philosophischer, literarischer und theologischer Traditionen von Platon, Vergils Aeneis, Augustinus und Thomas von Aquin nachklingen.

Der Workshop „Dantes Echokammer“ widmet sich den verschieden Spielformen der Dante-Rezeption und -Transposition in verschiedenen Medien und Epochen, wobei ein Schwerpunkt auf die Dante-Rezeption im 20. und 21. Jahrhundert gelegt werden soll.

Geht es uns doch darum, zu zeigen, dass Dante im Settecentenario sowohl als Künstler der Hochkultur als auch als Ikone aktueller Populärkultur gefeiert werden darf.

Unser Workshop findet in der Schaubühne Lindenfels statt.

Der Eintritt ist kostenlos.

Organisation: Uta Felten/Stefania Siddu/Jonas Köhler (Centro interdisciplinare di Cultura italiana).

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Istituto Italiano di Cultura di Berlino, der Schaubühne Lindenfels, Klassik Underground und der Moritzbastei.

Kulturelles Rahmenprogramm zum Workshop in der Schaubühne Lindenfels

03.11., 17:30 Uhr: Lesung mit Giorgio Ferretti

„sfavillare – glitzern oder fünf Gedanken bei der Vorbereitung eines Übersetzungsvorschlags oder, vielleicht, Übersetzung als Sabotage“

Anlässlich eines Gesprächs mit einem Freund fängt der Autor Giorgio Ferretti an, über Übersetzung und Intuition zu reflektieren. Das Ergebnis ist ein Essay über das Glitzern, den ersten Gesang des Paradieses und die Möglichkeit, Texte durch Übersetzung zu sabotieren.

Giorgio Ferretti wurde 1990 in Italien geboren. Er studierte Kultur- und Literaturwissenschaft in Mailand, Bremen, Florenz und Bonn. Seit 2019 Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Mitarbeit bei Hausdurchsuchung, Tippgemeinschaft und Edit. Teilnahme an dem auftakt festival für szenische texte 2021. Texte von ihm sind in Jenny, Narr, GYM, Hot Topic!, Akzente und beim hochroth Verlag erschienen.

Der Eintritt ist kostenlos.

Konzertfilme von Klassik Underground: DIVINA COMMEDIA FESTIVAL/700 Jahre Dante Alighieri

03.11., 19:00 Uhr: Konzertfilm I Inferno

04.11., 17:30 Uhr: Konzertfilm II – Purgatorio

04.11., 19:00 Uhr: Konzertfilm III – Paradiso

Tickets: 7 / 6 (erm.) Euro

Kombiticket für beide Tage: 10 / 8 (erm.) Euro

Schaubühne Lindenfels Leipzig

Tel.: 0341/ 48 46 20

Mail: service(at)schaubuehne.com

https://www.schaubuehne.com/tickets-service/tickets-kino-leipzig

Beim Besuch von Veranstaltungen in der Schaubühne ist zu beachten: Es gilt die 3G-Regel (Geimpfte, Genesene oder Getestete). Darüber hinaus sind die allgemein bekannten Hygienerichtlinien einzuhalten (Nies- und Hustenetikette, regelmäßiges Desinfizieren und Abstand halten). Das Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes ist im gesamten Haus Pflicht. Am Platz darf die Maske abgenommen werden, sofern der Mindestabstand eingehalten werden kann.

Wir bitten Euch, im Krankheitsfall und bei Covid-19-Symptomen auf einen Besuch bei uns zu verzichten. Die Kontaktnachverfolgung erfolgt auf freiwilliger Basis vor Ort. Eure Kontaktdaten werden nach einem Monat wieder gelöscht.

Wir freuen uns auf Euren Besuch!

01.06.2021 Gastvortrag von Dr. Isabella Ferron zum Thema „Dante Deutsch – Einige Überlegungen über Stefan Georges und Rudolf Borchardts Übersetzungen von Dantes Werk“

2021 ist das Dante-Jahr, in dem der „ sommo Vate“ zelebriert wird. Diesbezüglich setzt sich der Vortrag eine Analyse von den Übersetzungen Dantes, die Stefan George und Rudolf Borchardt vollzogen haben als Ziel.

Dantes Divina Commedia ist mehrmals ins Deutsche übertragen worden: Seit dem 18. Jahrhundert wurde Dante mehr als politischer Autor denn als Dichter in Deutschland wahrgenommen. Im 20. Jahrhundert wurde Dante von Karl Vossler, Hermann Gmelin, Walther von Wartburg (zusammen mit seiner Frau Ida) übersetzt. Neben diesen Übertragungen gibt es diejenigen von Stefan George (1912) und Rudolf Borchardt (1923–30): Während George nur partiell das Werk übersetzt, überträgt Borchardt das ganze Werk. Borchardt ‘erfindet’ die deutsche Sprache, die man zur Zeit Dantes in Deutschland hätte sprechen sollen. Seine Übersetzung hat einen archivierenden Charakter, der sich beispielsweise in der lexikalischen Auswahl ausdrückt. Bei George geht es dagegen um ein Interpretieren des poetischen Textes, was auch eine logisch-syntaktische Neuformulierung in Gang setzt.

Der Vortrag bietet eine Analyse von ausgewählten Textpassagen aus beiden Übersetzungen an, die einerseits die Poetik beider Autoren zu erklären versucht; andererseits will diese Untersuchung die Rolle Dantes und seines Werkes im kulturellen und literarischen Panorama Deutschlands in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hervorheben.

Wir bitten um vorherige elektronische Anmeldung unter cici@uni-leipzig.de. Wir senden im Anschluss zu gegebener Zeit den Link zu.

Isabella Ferron studierte Germanistik, Anglistik und Linguistik an der Universität Ca’ Foscari zu Venedig und an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Sie promovierte in Germanistik und Philosophie mit einer Arbeit über Wilhelm von Humboldts Sprachphilosophie an der Ludwig-Maximillians-Universität zu München. Dank verschiedenen Stipendien hat sie weiter in Deutschland und Europa studiert und geforscht. Sie war Lehrbeauftragte an der Università degli Studi di Padova, ist Lehrbeauftragte an der Università degli Studi di Siena und Mailand sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin (Februar 2019-August 2021) am Istituto Italiano di Studi Germanici, Rom. Ab dem 1. Juni 2021 wird sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Università degli Studi di Roma „La Sapienza“ sein.

Der Vortrag ist der Auftakt zu einer Reihe von vom CiCi veranstalteten Vorträgen zu Ehren Dantes und anlässlich seines 700. Todestags.