Italienische Renaissance
- Elemente einer stadtbürgerlich-kapitalistischen Erwerbsgesellschaft entwickeln sich
- Herrscher der einzelnen Staaten sehen Schwerpunkt ihrer Aktivitäten in der Förderung der Künste und Wissenschaften
- kulturelle Zentren entstehen, so z.B. an den Höfen von Mantua, Urbino, Ferrara und in der Toskana
- Akademien werden gegründet:
- in vielen Städten wichtige Zentren der Verbreitung der Literatur in der Volkssprache und der Volkssprache selbst
- Art von Salons, zu denen die Gebildeten der Stadt Zugang hatten
- Diskussion erfolgt nach mehr oder minder strengen Regeln
Ursprünge der europäischen Akademiebewegung der Neuzeit
- Wiederbelebung der klassischen Studien durch den italienischen Renaissance-Humanismus
- Versuch, sich nach dem Vorbild der antiken Platonischen Akademie institutionell zu organisieren:
- 385 v. Chr. hatte Platon in einem Tempelbezirk am Stadtrand von Athen Schule gegründet
- Tempelbezirk war über dem Grab eines sagenumwobenen attischen Helden namens Akademos errichtet worden
- Platons Schule wurde der Name dieses kultischen Bezirks übertragen
- diente als Begegnungsstätte der freien Diskussion und Wissensvermittlung
Grund für Entstehung der ersten Akademien in Italien:
traditionelle Universitäten konnten die neuen wissenschaftlichen Bedürfnisse nicht ausreichend erfüllen
Akademiebewegung in der italienischen Renaissance läßt sich in drei Entwicklungsphasen unterteilen, in denen sich jeweils ein anderer institutioneller Typus herausbildete.
von der Mitte der fünfziger Jahre des 15. Jahrhunderts bis in die zwanziger Jahre des 16. Jahrhunderts
oberitalienische Stadtrepubliken
wohlhabende Patrizier, z.B. die Medici in Florenz, scharten Künstler und Gelehrte um sich
Hauptziel klassische Studien
d.h. außerhalb der Universitäten (traditionellen Bildungseinrichtungen) gruppierten sich um einige herausragende gelehrte Humanisten, die keine Kleriker, sondern Laien waren, zunächst informelle Zirkel von gleichgesinnten Freunden und Schülern, um gemeinsam die Texte antiker Autoren zu lesen und zu interpretieren
einige griechische und byzantinische Gelehrte, die nach Italien kamen, wirkten als entscheidende Anreger:
- Grieche Gemisthos Plethon (um 1360-1452), der mit Cosimo de' Medici (1389-1464) in Florenz auf dem Unionskonzil von 1439 in Kontakt getreten war
- Byzantiner Giovanni Argyropulos (1415-1487), der ab 1457 an der Florentiner Universität Vorlesungen über antike griechische Philosophie hielt.
Philosophe Marsilio Ficino (1433-1499) gründete unter dem Protektorat von Lorenzo de' Medici in Florenz die Accademia Platonica
- kleiner Freundeskreis
- unabhängig vom Hof der Mediceer
- ohne Reglementierung
- Diskussion und Austausch von Erfahrungen und Kenntnissen in allen möglichen Wissensbereichen
- Platons Werk stand nicht unbedingt im Mittelpunkt des Interesses
- Ficino hat aber Platons Gesamtwerk und den Kommentar zu Platons Werken ins Lateinische übersetzt
- von Übersetzung gingen wichtige Impulse aus
- Accademia erlosch mit Ficinos Tod.
Die führenden Philosophen und Literaten gehörten dagegen dem Kreis um Angelo Poliziano (1454-1494) und der von Lorenzo de' Medici protegierten Universität an, die das intellektuelle Zentrum der achtziger und neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts bildete.
Accademia Romana bzw. Pomponiana seit 1464 in Rom
- Gesprächskreis um Humanisten Pomponio Leto (1428-1497)
- Mitglieder u.a.
- Pietro Bembo (1470-1547)
- Baldassarre Castiglione (1478-1529)
- zunächst von seiten des Papstes bekämpft
- konnte Studien dann aber unbehelligt weiterverfolgen
- 1527 infolge des Sacco di Roma aufgelöst.
Accademia Pontaniana 1471 Neapel
- Initiator war Dichter und Humanist Giovanni Pontano (1426-1503)
- Ziel war die Lektüre der Werke von Vergil
- 1523 aufgelöst.
Sprachgesellschaften des 16. Jahrhunderts
- Universitäten integrierten zwar humanistische Inhalte in Lehrbetrieb
- berücksichtigten aber nicht die Volkssprache und die in ihr verfasste Literatur
- mit Vulgärhumanismus treten die Volkssprachen gleichberechtigt neben die klassischen Sprachen
- Schwergewicht auf der florentinischen Sprache und Literatur (bes. Dante, Petrarca, Boccaccio)
- Akademien spezialisierten sich auf diesen Bereich
- Mitglieder nicht mehr vorwiegend professionelle Intellektuelle, sondern adlige Amateure
- wohlhabendes Bürgertum war als kulturtragende Schicht von der höfischen Gesellschaft mit dem Fürsten an der Spitze abgelöst worden
- Mittelpunkt wieder Florenz
1540 Accademia degli Umidi gegründet
- zunächst freie Vereinigung von Dichtern
- mit Erlass vom 23. Februar 1541 von Cosimo II de' Medici zur Accademia Fiorentina umgewandelt
- Anerkennung, Privilegien, Grade, Gehälter und Nebeneinkünfte
- organisatorisch mit der Universität verbunden
- Macht- und Sprachpolitik verbinden sich
- Cosimo II. betreibt eine Art von politica della lingua
- bedient sich zu ihrer Durchsetzung einer Akademie
- Akademie sollte schriftlich Sprachregeln festlegen
1582 wird in Florenz Accademia della Crusca gegründet
- bestand zuerst neben der Accademia fiorentina
- wird dann ihre Nachfolgerin hinsichtlich der philologischen und kulturellen Arbeit
- wurde zum Vorbild für alle weiteren europäischen Sprachgesellschaften und -akademien
- seit 1591 normatives Wörterbuch in Arbeit
- erscheint 1612 in Venedig als Vocabolario degli Accademici della Crusca
- herausragende lexikographische Leistung
- wurde auch für andere Nationalsprachen zum Vorbild (z.B. Französisch).
beginnt Ende des 16. Jahrhunderts
naturwissenschaftliche Akademien, die meist aus privaten Zusammenkünften hervorgegangen sind.
Giovanni Battista della Porta (1538-1615) gründete 1560 in Neapel die Academia Secretorum Naturae
- Mitglieder führten gemeinsam naturwissenschaftliche Experimente durchf
- bestand bis 1568.
Rom Fürst Federico Cesi (1582-1630) gründete Accademia dei Lincei
- Mitglieder u.a. della Porta und Galileo Galilei
- Scharfsinnigkeit des Luchses (lince) sollte die Akribie symbolisieren, mit der wissenschaftliche Forschungen betrieben wurden.
- Arbeit 1630 mit Tod von Cesi eingestellt
- mehrmals wiederbelebt:
- 1745-1752,
- 1801-1840,
- 1847-1939
- wieder seit 1944.
Accademia del Cimento in Florenz
- eine der bedeutendsten naturwissenschaftlichen Akademien
- Cimento
- bedeutet Experiment
- weist auf naturwissenschaftliches, besonders physikalisches Experimentieren hin
- bestand nur von 1657-1667
- stand unter Patronat ihres Gründers Leopold di Toscana
- Mitglieder u.a.
- Dichter und Gelehrter Alfonso Borelli (1608-1679)
- Galileis Schüler Vincenzio Viviani (1622-1703)
- 1582 in Florenz gegründet
- ursprünglich privater Zirkel
- Mitglieder bezeichneten sich als Crusconi
- 1583 schloss sich ihnen Lionardo Salviati
- gab Zirkel Namen Accademia della Crusca
- unter Salviatis Führung Struktur der Accademia festgelegt
nicht allein die herausragenden Autoren wurden kanonisiert, sondern gesamtes Schrifttum des Trecento.
Stationen, die zu dieser Haltung führten:
Bembo (1470-1547) hatte seine These, dass dem ästhetischen Ideal die Literatursprache des 14. Jahrhunderts entspräche, mit der Modellhaftigkeit der Trecentisti gerechtfertigt, die seiner Meinung nach eine Tradition begründet hatten, der die späteren Werke niemals das Wasser reichen konnten.
Radikalisiert und systematisiert wurde Bembos Position zunächst durch Vincenzo Borghini (1515-1580), der die Manuskripte des 14. Jahrhunderts studierte. Borghini schreibt nämlich in Per le regole della lingua toscana von 1571:
Però io ho creduto che il suo perfetto grado sia stato dal 1348 al 1420 o quelle intorno ... Onde io dico che la lingua nostra è ... viva, viva dico nei libri non solo del Boccaccio, che non disse ogni cosa, ma nei libri domestici, come gli chiama Cicerone, nelle lettere familiari di quel buon tempo, nei libri dei conti, giornali e ricordanze, e di più nella lingua de' nostri buoni e puri cittadini che l'hanno di tempo in tempo cavata dai lor padri e madri e mantenuta pura e hanno il riscontro (zitiert nach Vitale 1978: 100).
lebende Sprache wird mit der Schriftlichkeit gleichgesetzt
nach Krefeld zeigt sich romantischer Grundzug des rückwärtsgewandten, ästhetisierenden Purismus (cf. Krefeld 1988).
Leonardo Salviati (1539-1589) radikalisierte und systematisierte Ansatz noch weiter:

- Vincenzo Borghini (1515-1580) war sein philologischer Lehrer
- Salviati erwarb sich den Ruf eines Schriftstellers, Redners und Stilisten
- wurde sowohl von Borghini als auch von Guarini und Tasso um Rat gefragt
- ab 1584 erscheint sein Werk Avvertimenti sopra la lingua del Decamerone
- ursprünglich 3 bzw. 4 Bände geplant
- es existieren aber nur zwei
- Avvertimenti = Erörterungen (vgl. Remarques von Vaugelas)
- Salviati will keine Grammatik schreiben
- will verschiedene Themenbereiche aus der Sprache und Grammatik
- gibt konkrete Hinweise, wie im Hinblick auf einen guten Sprachgebrauch zu verfahren ist, d.h. an welchen Kriterien man sich orientieren soll.
- differenziert zwischen lebenden und toten Sprachen
- tote Sprachen sortiert er sofort aus
- bei lebenden Sprachen differenziert er weiter zwischen solchen
- die nicht oder nur unter Schwierigkeiten geschrieben werden können - sortiert er aus
- Sprachen, die gesprochen und geschrieben werden oder geschrieben werden können - darauf konzentriert er sich
- Sprachen, für die die Regeln erst erstellt werden müssen - kann Einzelner nicht schaffen
- Sprachen, die schon Regeln haben - müssen nur noch gesammelt werden .
korrektes Schreiben soll Aussprache folgen: "la scrittura seguiti la pronunzia"
beruft sich auf Quintilian: "E benchè dica Quintiliano, scriuasi, come si parla"
Das bezieht sich natürlich vor allem auf die Orthographie.
perfekte Sprache ist charakterisiert durch
- treffenden Ausdruck
- Leichtigkeit des Ausdrucks
- Kürze
- Klarheit der Aussage
gerade die Autoren zwischen 1300 und 1400 zeichnen sich durch einen solchen treffenden, leichten und klaren Ausdruck aus
sie also Repräsentanten einer guten und perfekten Sprache.
le regole del uolgar nostro douersi prendere da'nostri uecchi Autori, cioè da quelli, che scrissero dell'anno mille trecento, fino al mille quattrocento: perciocchè innanzi non era ancor uenuto al colmo del suo piu bel fiore il linguaggio: e dopo, senza alcun dubbio, subitamente diede principio a sfiorire. (Salviati 1584-1586: 74).
Vorgehen bei Argumentation für die Sprache der Autoren des 14. Jahrhunderts:
stellt zunächst fest, dass sich in der von den genannten Autoren verwendeten Sprache natürlich auch scorrezioni di favella, d.h. abusi der gesprochenen Sprache befinden, denn die Sprache der Autoren geht ja auch auf gesprochene Sprache zurück. Deshalb gilt es nach Salviati zwischen zwei Arten von uso zu unterscheiden:
[...] anzi sia l'uso in tutti i tempi, non gli scrittori, l'arbitro del fauellare: e bene in cio, e sauiamente disse il Latino poeta: ma dello scriuere, non l'uso assolutamente, ma l'uso buono, e approuato dal consenso de'saui, n'aurà lo'mperio, e'l dominio. (Salviati 1584-1586: 73) (cf. Quintilian)
zeitgenössische Sprache von Florenz kann nicht Modell sein, da es keinen Konsens gibt, dass sie besser ist als die, die Boccaccio und die anderen Trecentisti geschrieben haben
aktuelle Sprache von Florenz weist auch zu viele Unzulänglichkeiten auf und die gute Sprache findet sich gegenwärtig ausschließlich bei den Autoren mit höchstem Ansehen
im 14. Jahrhundert dagegen war die gute Sprache nach Salviati durchaus weit verbreitet.
abusi in der gesprochenen Sprache sind zudem zu seiner Zeit viel größer als sie es im 14. Jahrhundert waren
manifestieren sich auch in der geschriebenen Sprache häufiger als im Trecento
selbst die Sprache der piu lodati ist deshalb nicht so gut, wie die Sprache im Trecento.
Von Autoren des Trecento soll deshalb das Lexikon, die Redeweise und die Grammatik übernommen werden
sollen so lange gültig sein, bis ein besserer Sprachgebrauch entstanden sein wird oder von Autoren höchsten Ansehens andere Richtlinien erarbeitet werden, die auf einem allgemeinen Konsens der saui, also der Gebildeten oder Weisen beruhen.
Salviati sieht damit zwar den Sprachgebrauch als ausschlaggebend an, aber keineswegs den aktuellen Sprachgebrauch. Dieser entspricht nämlich gerade nicht dem buon uso. Der gute Sprachgebrauch wird stattdessen nur durch die Autoren des Trecento repräsentiert (cf. Bagola).
Salviati entwickelt also insgesamt eine Theorie vom historischen Niedergang einer ehemals reinen und natürlichen Sprache. Er stellt auch bereits das gesamte Programm zur puristischen Wiederannäherung an die alte Idealsprache auf.
Danach gilt es nicht nur Latinismen, nicht florentinische Neologismen, Fremdwörter incl. der Dialektismen und Fachwörter, sondern auch die affettazione stilistica zu vermeiden (cf. Vitale 1978: 104).
Salviati benennt zudem mit Schlagwörtern die ästhetischen Qualitäten des Florentinischen (vgl. Orazione in lode della fiorentina lingua, 1564): das 'fiorentino puro' besitzt eine 'dolcezza in comparabile', so dass es ganz Italien zur 'dilettazione' gereicht (cf. Migliorini 1949: 39).
Leonardo Salviati regte die Schaffung eines normativen Wörterbuchs an
zwischen dem Guten und Schlechten sollte unterschieden werden: "procedere a una scelta fra il buono e il cattivo."
Am 20. Januar 1612 kam das Vocabolario degli Accademici della Crusca bei Giovanni Alberti in Venedig heraus:
- erstes großes Wörterbuch einer modernen Sprache
- Selektionskriterien hatte das puristische Programm von Salviati und seinen Vorgängern geliefert
Vorwort [A' lettori]:
Nel compilare il presente Vocabolario (col parere dell'Illustrissimo Cardinal Bembo, de' Deputati alla correzione del Boccaccio dell'anno 1573. e ultimamente del Caualier Lionardo Salviati) abbiamo stimato necessario di ricorrere all'autorità di quegli scrittori, che vissero, quando questo idioma principalmente fiorì, che fù da' tempi di Dante, o uer poco prima, sino ad alcuni anni, dopo la morte del Boccaccio. Il qual tempo, raccolto in una somma di tutto un secolo, potremo dir, che sia dall'anno del Signore 1300. al 1400. poco più, o poco meno: perchè, secondo che ottimamente discorre il Saluati, gli scrittori, dal 1300 indietro, si possono stimare, in molte parti della lor lingua, souerchio antichi, e quiei dal 1400 auanti, corruppero non piccola parte della purità del fauvellare di quel buon secolo
Grundstock des Wörterbuchs = sämtliche aus dem 14. Jahrhundert überlieferten Quellen
spätere Epochen oder zeitgenössische Sprachgebrauch nur gelegentlich berücksichtigt:
"delle scritture cinquecentesche accoglieva solo quelle che al Trecento fiorentino si erano rifatte (Bembo, Ariosto, Della Casa e pochi altri); all'uso vivo ricorreva solo in via subordinata e occasionalmente a completamento della lingua trecentesca; codificava la lingua letteraria e si poneva come severa e intransigente salvaguardia del patrimonio linguistico della tradizione toscana (Vitale 1978: 105).
aufgenommen wurden also lediglich Wörter toskanischer, vor allem antiker Autoren, deren Sprache als besonders rein galt
übrige Autoren wurden als unrein abgelehnt wurde
Sprache der Trecentisten, v.a. von Boccaccio, wird idealisiert
integriert werden so zwar auch niedrige und volkstümliche Ausdrucksweisen, die in den Texten aus dem 14. Jahrhundert erscheinen, aber kein Fachvokabular.
Veröffentlichung der ersten Ausgabe des Vocabolario della Crusca ist entscheidender Augenblick für die weitere Geschichte der Lexikographie:
- bedeutet in gewisser Weise Bruch mit der bisherigen Lexikographie
- bedeutet auch einen Rückschritt, denn In die meisten didaktisch ausgerichteten Werke waren schon Wörter aus den unterschiedlichsten Fachgebieten aufgenommen worden.
Erscheinen des Wörterbuchs bedeutet auch Einschnitt für die ganze Debatte um die Questione della lingua:
- praktische Ausführung des Wörterbuchs geht mit der dem Wörterbuch zugrundeliegenden Theorie konform
- in den oben behandelten Wörterbüchern aus dem 16. und den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts finden sich dagegen Schwankungen in der Methode, verschiedenartige Inkohärenzen, Brüche zwischen den theoretischen Prinzipien und der Ausführung etc. (cf. Della Valle 1993: 46).
Auch im Bereich der Orthographie wendet sich das Blatt mit dem Erscheinen dieses Wörterbuchs:
- alphabetisches Wörterbuch ist ja schon an für sich ein leicht zu benutzendes Werkzeug für diejenigen, die Zweifel hinsichtlich des korrekten Schreibens haben
- Crusca Wörterbuch ist zudem ein wissenschaftlich gut aufgebautes und lexikalisch reiches Wörterbuch
- besaß darüber hinaus große Autorität .
Dem Wörterbuch zugrunde lagen die von Salviati in den Avvertimenti sopra la lingua del Decamerone aufgestellten Regeln. Sie werden fast vollständig von den Accademici übernommen und dann über das Wörterbuch verbreitet:
Nell'ortografia abbiam seguitato quasi del tutto quella del sopraddetto Salviati parendoci di presente non ci avere, chi n'abbia piú fontamento discorso.
Die heutige Graphie des Italienischen geht also im Großen und Ganzen auf das 16. Jahrhundert und die damals von Grammatikern, Lexikographen, Druckern und den Literaten insgesamt getroffenen Entscheidungen zurück:
- Entscheidungen wurden mit dem Erscheinen des Vocabolario degli Accademici della Crusca 1612 kodifiziert
- stellten durch Jahrhunderte hindurch einen stabilen und dauerhaften Bezugspunkt für alle gebildeten Schreibenden und vor allem für die Drucker in allen Teilen Italiens dar
- Purismus in Italien konnte sich Dank des Vocabolario und seiner Neuauflagen auf historisch dauerhafte Art institutionalisieren
- Einstellung zur unverändert beibehaltenen Konzeption des Wörterbuchs sollte auch in den folgenden Jahrhunderten Prüfstein exklusiver Sprachbewertung und Kristallisationspunkt puristisch-archaisierender Bewegungen bleiben
- Abschluß des Prozesses erst gegen die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. (cf. Krefeld 1988: 314-315).
Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts wird vom Streit um dieses Wörterbuch bestimmt (cf. Krefeld 1988).
Gegen die Verabsolutierung des Toskanischen durch die exklusive Schule Bembos bzw. der Crusca wie auch durch die Propagandisten der zeitgenössischen fiorentinità in der Nachfolge Machiavellis und dem gleichzeitigen Anspruch auf eine gültige Norm treten vor allem auch nicht toskanische Autoren auf:
- Paolo Beni (1552-1525) Candia: Anticrusca
- Giorgio Ottonelli (1550-1620) Fanano bei Modena
- Alessandro Tassoni (1565-1635) Modena (verläßt die Crusca)
- Scipio Errico (1592-1670) Messina
- Diodato Franzoni (1. Hälfte 17. Jh.) Bologna
Franzoni verfasste ein gegen die Crusca gerichtetes Oracolo della lingua d'Italia (1641). Er beruft sich auf die anerkannten Autoren, die nicht aus der Toskana bzw. aus Florenz stammen:
Concludo adunque, che la miglior lingua d'Italia sia quella, che da diverse città, e diverse Provincie di essa, et anche straniere, riceve il meglio (zit. nach Vitale 1978: 172).
Auch in der Toskana selbst, v.a. in Siena, war das Prestige des Florentinischen nicht unangefochten.
Girolamo Gigli (1660-1722) setzte dem puristischen Wörterbuch der Crusca ein umfangreiches satirisches Vocabolario Cateriniano entgegen.
Die Heilige Catarina da Siena stammte zwar aus einer wohlhabenden Familie in Siena, d.h. aus der Toskana, und war auch eine Trecentista (geboren wurde sie 1347), sie gehörte aber nicht zu den kanonisierten Autoren der Crusca (cf. Vitale 1978: 192-195).
Grund für Opposition gegen Wörterbuch:
- Konzeption des Vocabolario
- Ausrichtung am archaischen Sprachgebrauch des Trecento
- Orientierung an älterem Sprachgebrauch und seine Erhebung zur exemplarischen Norm engte den Raum für die Sprachentwicklung erheblich ein
- Gegner des Vocabolario betrachteten die Sprache dagegen als gegenwartsbezogen
- berücksichtigten auch die Sprachveränderung und -entwicklung
- sahen die größte Perfektion der Sprache nicht im Trecento
Mit der Zeit wandten sich auch Akademiemitglieder gegen das Wörterbuch, vor allem als 1623 bei der 2. Auflage, die bei Jacopo Sarzina in Venedig erscheint, an der Grundkonzeption keine wesentlichen Änderungen vorgenommen wurden.
Insgesamt ergibt sich bei dem Streit um das Wörterbuch in etwa die folgende Aufteilung der Parteien:
1. Cruscaner |
a) archaisch orientiert |
|
b) modern ausgerichtet |
2. Anticruscaner |
|
Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass es sich bei der Sprache, um die es hier dauernd geht, um das Ausdrucksmittel einer sozialen Oberschicht oder kulturellen Führungsschicht handelt.
Akademiebewegung erfasst ab dem Ende
des 16. Jahrhunderts auch andere europäische Länder (England, Frankreich, Deutschland und Spanien).
Akademien
unterstanden zumeist direkt dem Monarchen
hohes soziales Ansehen der
Mitglieder.
erste französische Akademie mit vom König (Karl IX) genehmigten Statuten
1570 Académie
de Poésie et de Musique, gegründet von Dichter
und Humanist Jean-Antoine de Baïf (1532-1589) .
- Konzerte
- Diskussion aller möglichen Themen
- Naturphilosophie
- Mathematik
- Malerei
- Geographie
- sittlich-moralische
Fragen
- militärische Ausbildung etc
Nach Tod von
Karl IX wird Akademie von Guy du Faur de Pibrac (1529-1584) unter
dem Protektorat von Heinrich III von 1576
bis 1585 als Académie du Palais mit ihren alten Statuten
im Louvre weitergeführt.
erste Hälfte des 17. Jahrhunderts:
in Paris
entstehen zahlreiche private Akademien, in denen naturwissenschaftliche
Forschungen betrieben wurden, z.B.
- die Académie Putéane der Brüder Pierre
und Jacques Dupuy,
- die wöchentlichen Zusammenkünfte des Bureau d'Adresse,
die Théophraste Renaudot (1586-1653) von 1629 bis 1642 leitete,
- und eine Gruppe von Mathematikern um Marin Mersenne (1588-1648).
weitere Akademien für unterschiedlichste
Bereiche entstehen
.Ab zweiter Hälfte des 17. Jahrhunderts Gründung von zahlreichen Provinzakademien nach
Vorbild der Hauptstadt.
Frankreich schon ein einheitlicher Staat - kulturell und politisch von
Italien beeinflußt
- Henri IV (1553-1610)
- ursprünglich
Hugenotte
- trat zum Katholizismus über, um König
von Frankreich werden zu können - "Paris
vaut bien une messe"
- 1598 Edikt von Nantes - sichert protestantischen Hugenotten Religionsfreiheit zu
- verheiratet mit Maria de' Medici
- 1610 wird Henry ermordet
- Maria de' Medici übernimmt die Regenschaft
für minderjährigen Sohn Louis XIII
- überlässt politische Führung dem Italiener Concino Concini - war zum
ersten Minister Frankreichs gewählt worden
in Umgebung
von Maria de' Medici und von Concino Concini war auch Richelieu zu
finden
- Richelieu = "Geschöpf" Concinis
- im November 1616
zum Staatssekretär für Außenpolitik und Kriegswesen
ernannt
- Concini wird 1617 ermordet
- Auseinandersetzungen
zwischen Maria und Louis XIII
- Richelieu wird in Auseinandersetzung
hineingezogen
- wird 1624 zum Ersten Minister
Frankreichs ernannt
- innenpolitisches Interesse gilt der Durchsetzung des absolutistischen
Staates (Grundstein hat Henry IV gelegt)
- hält daran trotz protestantischer Aufstände fest - Höhepunkt = Belagerung von La Rochelle (1627-1628)
Zentralisierungsbestrebungen von Richelieu
- Adel verliert seine politische Funktion
- wendet sich neuen
Interessen zu
- geschlossener Kulturkreis entsteht
- gebildeter Teil richtet sich an Idealen des honnête
homme aus
- Grundlage:
- Baldassare Castigliones Il
libro del Cortegiano - im 16. Jahrhundert ins Französische übersetzt
und weit verbreitet
- Civile Conversatione von Stefano Guazzo
- Galateus von
Giovanni della Casa
- im Gefolge des Cortegiano erscheinen in Frankreich Hofmann-Traktate - auf Bedeutung des guten höfischen Sprachgebrauchs wird hingewiesen (cf. Spillner 1981).
- Einfluß der zahlreichen
italienischen (Sprach-) Akademien macht sich bemerkbar
- Salons entstehen
- bekanntester Salon war
der der Italienerin Madame de Rambouillet
- Frauen: "refining influence on both the manners
and language of the noblemen" ausübten (Lough 1969: 228)
- Beschäftigung mit der Sprache kommt große
Bedeutung zu.
d.h. nach Spillner 1981: 13:
- bestimmte soziale Klasse beginnt , sich mit Sprache
zu beschäftigen und über sie zu diskutieren
- Gegenstand u.a. auch die Normierung der Sprache
- Hof wird im 17. Jahrhundert meinungsbildend in der Diskussion
um lexikalische und grammatische Fragen
- übernimmt aus politischen Gründen
mehr und mehr die zuvor vom Gerichstwesen "parlement" ausgeübte
Rolle als Entscheidungsinstanz für den guten Sprachgebrauch
- extreme Haltungen, vgl. die Précieuses bzw. die Femmes savantes von Molière
Beginn der eigentlichen Normierung:
- François de Malherbe (1555-1628), Hofdichter
- unterzieht Werke zeitgenössischer Dichter
schonungsloser Sprachkritik
- stützt sich auf Regeln der antiken Rhetorik, besonders Quintilians Institutio
oratoria
- oft schulmeisterliche Pedanterie
- nimmt
Vers um Vers von Desportes unter die Lupe
- misst sie
an eigenem Sprachgefühl
- bewertet sie entsprechend
- Sprachdoktrin = keine eigene Abhandlung
- Sammlung von Einzelbemerkungen
Beitrag Malherbes
- beschnitt zahlreiche Varianten im morphosyntaktischen und syntaktischen
Bereich (Artikelsetzung, Modusgebrauch, Verwendung von Personalpronomina,
Wortstellung) rigoros
- verwendet im Namen der clarté viel Mühe auf die Suche nach dem richtigen Ausdruck und auf
die Abgrenzung semantisch ähnlicher Wörter
- Hauptanliegen
= épuration du vocabulaire von
- Fremdwörtern
- Italianismen
- Gräzismen
- Latinismen
- gegen Verwendung von Regionalismen - "dégasconner la cour"
- guter Sprachgebrauch nicht
- Archaismen
- Neologismen
- Technizismen
- Verstoß gegen bienséance
- mots sales
- mots bas et plébées
Sprachdoktrin
- galt zunächst nur der Poesie
- durch
hervorragende Stellung bei Hofe fand sie aber bald auch auf die Schriftsprache
und die gepflegte Konversation Anwendung.
- hatte Erfolg
- weil sie auf derselben Linie lag, wie
die französische Staatsideologie des 17. Jahrhunderts
- weil
sie sich mit einem zeitgenössischen Bildungsideal deckte
- Politik der absoluten Monarchie auf die Konsolidierung des Nationalstaates
gerichtet
- strebte nach Abgrenzung gegenüber
anderen Staaten und deren Sprachen
- strebte nach vollständiger Zentralisierung
im Innern
- Abwertung des politischen,
kulturellen und sprachlichen Gewichts der einzelnen Regionen
Bildungsideal
der gesellschaftlichen Elite = honnête homme - sollte über alle Themen in klarer, gepflegter, allgemein verständlicher
Sprache und ohne Verwendung von Fachausdrücken eine Konversation
bestreiten können.
Seit 1629 gelehrten Privatzirkel
trat im Haus von
Valentin Conrart, dem Sekretär von Louis XIII, zusammen
13. März 1634 Zusammenkunft zum ersten Mal als Académie française
Richelieu hatte dazu aufgefordert
Nicolas Faret - Entwurf zur Einrichtung einer Académie
in:
Baum, Richard (1989): Sprachkultur in Frankreich. Texte aus
dem Wirkungsbereich der Académie française. Bonn: Romanistischer
Verlag.
Land
hat seit jeher viele wichtige Männer hervorgebracht
von ihrem
Ruhm fehlt aber im Unterschied zu dem der Griechen und Römer jede Kunde - haben es nicht verstanden, ihn niederzuschreiben
Griechen und Römer wurden zu Sklaven anderer Völker
und ihre Sprachen zählen deshalb jetzt zu den toten Sprachen
Frankreich
aber hatte Glück, denn es ist nicht nur noch immer im Besitz
der Werte der Vorfahren, sondern auch in der Lage, die Eloquenz wieder
aufleben zu lassen, die zusammen mit denen, die sie erfunden haben
und deren Lehrern gealtert zu sein scheint
glückliches
Zusammentreffen, dass sich nach den großen und denkenswerten
Aktionen des Königs unter seinen Untergebenen so viele Männer
finden, die fähig sind, das Lesen zu lassen, was auf so erstaunliche
Weise ausgeführt wurde
Kardinal Richelieu hat nicht
zuletzt den Schutz der belles lettres übernommen "si necessaires
pour le bien, et pour la gloire des Etats".
Der Entwurf fährt fort:
Qu'il sembloit ne manquer plus rien à la felicité du
Royaume, que de tirer du nombre des Langues barbares, cette Langue
que nous parlons, et que tous nos voisins parleroient bien-tost, si
nos conquestes continuoient comme elles avoient commencé.
Que nostre Langue plus parfaite desia que pas vne des autres
vivantes, pourroit bien enfin succeder à la Latine, comme la
Latine à la Greque, si on prenoit plus de soin qu'on n'avoit
fait jusques icy de l'elocution, qui n'estoit pas à la verité toute
l'eloquence, mais qui en faisoit vne fort bonne, et fort considerable
partie.
Die Académie sollte folgende Aufgaben haben:
Qu'elles seroient de nettoyer la Langue des ordures qu'elle avoit
contractées, ou dans la bouche du peuple, ou dans la foule
du Palais, et dans les impuretez de la chicane, ou par les mauvais
usages des Courtisans ignorans, ou par l'abus de ceux qui la corrompent
en l'écrivant, et de ceux qui disent bien dans les chaires,
ce qu'il faut dire, mais autrement qu'il ne faut. Que pour cét
effect il seroit bon d'establir vn vsage certain des mots.
Dabei sollte der heutige Gebrauch nach den 3 Genres eingeteilt werden: le
style sublime, le style mediocre, le style bas / le style
comique.
Erreicht werden sollte das durch
l'examen et la correction de leurs [der Akademiker] propres
ouvrages. Qu'on en examineroit severement le sujet, et la maniere de
le traitter, les arguments, le style, le nombre, et châque mot
en particulier.
Die Einzelnen sollten danach selbst entscheiden, ob sie ihre Werke
entsprechend korrigieren wollten.
Hinsichtlich der Richtschnur wird gesagt:
l'academie ne desiroit plaire qu'au plus sage de tous les
hommes, et non pas à des foux qui commençoient d'estre ébloüis
de la gloire qu'elle recevoit d'vn si grand protecteur.
Sollten ihre Beschlüsse auch in der Zukunft nicht als Regeln
funktionieren können, dann könnten sie wenigstens Ratschläge
darstellen. Hinsichtlich des Namens und der Institutionalisierung wird
gesagt:
Que cette Compagnie avoit pris le nom d'ACADEMIE FRANÇOIS,
parce qu'il estoit le plus modeste, et le plus propre à sa fonction.
Que pour le seau dont elle se serviroit, et les privileges dont elle
jouïroit, elle s'en remettoit à son Fondateur, et à son
autorité, qui seule ayant donné la forme à cette
institution, la pouvait eslever sur des fondemens assez forts pour
durer autant que la Monarchie.
Entwurf wird am 27. März 1634 dem Kardinal Richelieu überbracht
von Mai bis Oktober 1634 von der Académie eingehend
erörtert
Informationen über den Entwurf und die Sitzungen
stammen von Pellisson- hat die Akademiesitzungen bis zum Jahr 1652
ausgewertet
Sitzungsberichte der Académie bis
zum Jahr 1672 sind nicht überliefert.
Vom 29. Januar 1635 stammt die Gründungsurkunde der Académie
Française
in Baum, Richard (1989): Sprachkultur
in Frankreich. Texte aus dem Wirkungsbereich der Académie
française. Bonn: Romanistischer Verlag.
vom König unterschrieben
es wird darauf hingewiesen:
König hat seit der Übernahme der
Regierung versucht, nicht nur etwas gegen das von den Bürgerkriegen
verursachte Durcheinander zu tun, sondern auch Frankreich und damit
die älteste existierende Monarchie mit allen möglichen Schätzen
auszustatten
Dies war aber bisher wegen verschiedener Unruhen noch
nicht vollständig möglich, da er vom Gedanken an den
Krieg davon abgelenkt und daran gehindert wurde, die Ruhe zu genießen,
die Frankreich den anderen ermöglicht.
Nachdem nun aber die anderen
unter Frankreichs Schutz in Ruhe und Ordnung leben können und
in Frankreich der Handel wieder zum Leben erwacht ist, die Armee diszipliniert
wurde und die Finanzen geregelt sind, wäre es jetzt ein Fehler,
dem Vorschlag Richelieus nicht zu folgen.
Was schlägt nun Richelieu vor? Er schlägt vor:
- die Wissenschaften, Künste und Literatur zu pflegen
- nach all den Eroberungen das Angenehme mit dem Nützlichen
zu verbinden
- dabei mit der adligsten aller Künste zu beginnen, d.h. mit
der Eloquenz
- das Französische zur perfektesten Sprache zu machen
- ihm feste Regeln zu geben
- das Französische nicht nur elegant zu machen, sondern es auch
so auszubauen, dass es in allen Künsten und Wissenschaften eingesetzt
werden kann
- dazu bedarf es nur der Fortsetzung der von ihm iniziierten Zusammenkünfte,
- der König solle diese Zusammenkünfte offiziell erlauben
und zulassen, dass eine Geschäftsordnung und Statuten aufgestellt
werden.
Dies tut der König mit dieser Urkunde. Darin wird zugleich festgelegt,
dass
- diese Zusammenkünfte in Paris stattfinden werden
- diese den Namen Académie française tragen
werden
- Richelieu ihr Chef und Schutzherr ist
- es 40 Mitglieder gibt
- Vorstand, Statuten und Geschäftsordnung keiner weiteren Genehmigung
durch den König bedürfen
- die Académie ein Siegel haben soll, dessen Ausgestaltung
Richelieu überlassen bleibt
- den Akademiemitgliedern eine Reihe von Steuern und Abgaben erlassen
und Besitzrechte zugesprochen werden
- die Académie vom Parlement (Gerichtshof)
ins Register eingetragen werden soll.
Die Gründungsurkunde wird am 5. Februar dem Parlement zur
Eintragung ins Register übergeben.
Die Bestätigung durch
das Parlament erfolgt allerdings erst am 10. Juli 1637
Richelieu
und König hatten mehrmals das Parlament dazu aufgefordert.
Vom Februar 1635 stammen auch die von Richelieu selbst ausgearbeiteten
Statuten sowie die Geschäftsordnung der Académie.
ähnlich wie in der Toskana unter Cosimo
II gezielte Sprachpolitik
im Sinne der absolutistisch -
zentralistischen Idee, sollte die Académie die für
den zentralistischen Einheitsstaat notwendige einheitliche Sprache
schaffen und überwachen:
à donner des règles certaines à nostre
langue, et à la rendre pure, éloquente, et capable de
traiter les Arts, et les Sciences. (§ 24)
Akademie hat doppelte Aufgabe:
- Bestandsaufnahme der französischen Sprache:
Les meilleurs autheurs de la langue françoise seront
distribuëz aux Académiciens, pour observer tant les dictions,
que les phrases qui peuvent servir de régles générales,
et en faire rapport à la Compagnie, qui jugera de leur travail,
et s'en servira aux occasions. (§25)
zu ihrer Verbreitung Erstellung eines dictionnaire, einer Grammatik,
einer Rhetorik und einer Poetik:
Il sera composé vn Dictionnaire, vne Grammaire, vne
Réthorique. et vne Poëtique sur les observations de l'Académie.
(§26)
Ab 1635 fällt damit einer staatlichen Institution die Aufgabe
der Sprachnormierung zu. Bei der Ausrichtung der Académie richtet
sich Richelieu nach dem Vorbild der italienischen Accademia.
Die Verbindung zwischen der Crusca und Frankreich wird nicht zuletzt
auch darin klar, dass das 1612 erschienene Vocabolario degli Academici
della Crusca dem in Frankreich regierenden Concini gewidmet ist.
Die erste wichtige Aufgabe der Akademie im Rahmen der Reinhaltung
und Vereinheitlichung der Sprache bestand darin, zur "Querelle du
Cid" Stellung zu nehmen,
entfacht durch das Stück von
Pierre Corneille, Le Cid von 1637 entfacht
Vorwurf: in diesem Stück wurden die klassischen Regeln missachtet.
1637 Sentiments de l'Academie
Françoise sur la tragi-comedie du Cid veröffentlich
Académie gab denjenigen recht, die Corneille
Mißachtung der klassischen Regeln vorgeworfen hatten.
Konzept
- von Jean Chapelain gleich nach
der Gründung der Académie vorgelegt
- in: Baum, Richard (1989): Sprachkultur in Frankreich.
Texte aus dem Wirkungsbereich der Académie française.
Bonn: Romanistischer Verlag bes. 22-24.
- wie bei der Crusca sollte die Académie die Bücher von den berühmten, nicht mehr
lebenden Autoren heranziehen, die sie für
die reinsten und eloquentesten hält
- werden an die Mitglieder
ausgeteilt, damit sie sie aufmerksam lesen
- Auf jeweils verschiedene
Blätter sollen sie die Wendungen und Sätze schreiben, die
sie als wirklich französische erkennen zusammen mit den Angaben
zum Band und der jeweiligen Seite.
- Auf den Sitzungen werden diese dann
behandelt und es wird darüber mehrheitlich abgestimmt, ob sie
akzeptiert oder abgelehnt werden.
- Nur diejenigen, die als gut befunden
werden, werden aufgenommen.
- Auf diese Weise werden nach und nach Wörter
aus dem ganzen Korpus der französischen Autoren gesammelt und
für Frankreich und das Ausland autorisiert zusammen mit dem Nachweis
der Autoren.
- Damit, dass die Académie auf die Herkunft der Ausdrücke
und Sätze verweist, wird denjenigen Autoren, von denen sie stammen,
Lob gezollt, ohne ihnen aber Anerkennung für andere Ausdrücke
und Sätze zuzusprechen.
z. T. auch über das Konzept der Crusca hinausgehende
Vorstellungen:
- Zwar sollten die Werke geschätzter, aber schon
gestorbener Autoren die Grundlage sein, zugleich sollte aber auch eine
Sammlung von Wörtern und Sätzen angelegt werden, die sich
zwar nicht bei den Autoren finden, aber zum aktuellen Sprachgebrauch
gehören.
- Auch diese sollten nach Autorisierung durch die Akademie
ins Wörterbuch aufgenommen werden und zwar mit dem Hinweis, dass
sie vom usage autorisiert sind.
Wörterbuch sollte aus zwei Teilen bestehen:
Der erste
Teil
- sollte sich nicht am Alphabet ausrichten, sondern an den Stämmen
der einfachen Wörter.
- Die einfachen Wörter sollten dabei
zuerst zusammen mit der Angabe des jeweiligen Redeteil (Verb, Substantiv etc.) erscheinen.
- Danach sollten Wortzusammensetzungen, -ableitungen,
Diminutive und Ausdrücke kommen.
- Für die Ausländer
sollten sie lateinisch erklärt werden.
- Dann sollte das Zitat der Belegstelle und die
Angabe zum Autor, von dem das Zitat stammt, folgen.
- Um das Werk nicht zu groß werden
zu lassen, sollte bei einfachen Wörtern, die in allen Büchern
erscheinen und zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören, der Verzicht auf Belegstellen
möglich sein.
- Das Wörterbuch sollte Angaben zum Genus der Nomen
und zum Stil enthalten, lange Silben sollten einen Akzent bekommen, offenes
und geschlossenes E sollten durch Diakritika unterschieden werden und die Orthographie
sollte sich an der üblichen ausrichten, um das Lesen nicht zu erschweren.
- Überflüssiges
sollte aber ausgeschieden werden.
Der zweite Teil
- sollte einen Art von alphabetisch
geordneten Index darstellen, wo nur die Wörter zusammen mit der
Angabe zur Seite, wo sie behandelt werden, erscheinen.
- Zugleich sollte
auch eine Sammlung der Wörter erstellt werden, die sich zwar bei
den Autoren finden, aber nicht mehr gebraucht werden.
- Sie sollten erklärt
werden, damit die Bücher, wo sie erscheinen, verstanden werden
können.
- Zudem sollte ein Wörterbuch zu den einfachen lateinischen
Wörtern, die in den für die Ausländer gedachten Erklärungen
im Hauptwörterbuch erscheinen, zusammengestellt werden.
Ausgeschlossen werden sollten alle möglichen
Eigennamen und alle Fachtermini, bis auf die, die zum allgemeinen Sprachgebrauch
gehören.
Anderen sollte es aber ausdrücklich freigestellt bleiben, hierzu
Spezialwörterbücher zu erstellen.
Die Orientierung des Konzepts von Chapelain an der Crusca zeigt
sich also v. a. darin, dass er als Grundlage für das Wörterbuch
die in den Texten fixierte Sprache festlegt, die Orthographie aber
an der damals aktuellen Orthographie orientiert.
Diese Orientierung setzt sich dann
allerdings in der Struktur des französischen Wörterbuchs
nicht fort
- Methode der Crusca setzte die Existenz
einer schon klassischen und durch die Jahrhunderte abgesegneten Literatur,
die nicht mehr erst diskutiert werden musste, voraus.
- In Frankreich
gab es aber keine solche Literatur.
Die Sprache in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts in Frankreich ist denn auch eine neue Sprache,
an der mehr als die Schriftsteller und die Gelehrten, die mondänen
Schichten mitgearbeitet haben, die die Politik der französischen
Monarchie um den Hof zentriert.
Das Wörterbuch der Académie erscheint erst 1694, d.h. 60 Jahre nach ihrer Gründung.
Die 1582 in Florenz gegründete Accademia della
Crusca hatte dagegen nur 30 Jahre gebraucht, um das Vocabolario degli
Accademici della Crusca 1612 zu veröffentlichen.
Das Wörterbuch der Académie Française trägt
den Titel Le Grand Dictionnaire de l'Académie Françoise
- nicht alphabetisch, sondern nach Wortgruppen geordnet
- enthielt
24.000 Lemmata
Um welche Sprache es sich dabei handelt, steht im Vorwort:
C'est dans cet estat où la Langue Françoise
se trouve aujourd'hui qu'a esté composé ce Dictionnaire:
et pour la representer dans ce mesme estat, l'Académie a jugé qu'elle
ne devoit pas y mettre les vieux mots qui sont entierement hors d'usage,
ni les termes des Arts et des Sciences qui entrent rarement dans le
Discours; Elle s'est retranchée à la Langue commune,
telle qu'elle est dans le commerce ordinaire des honnestes gens, et
telle que les Orateurs et les Poëtes l'employent; Ce qui comprend
tout ce qui peut servir à la Noblesse et à l'Elegance
du discours.
Akademiewörterbuch weicht aber in vielen Fällen
von der im Vorwort geschilderten Konzeption ab
- beschriebenes
puristisches Programm wurde keineswegs durchgehalten
- zahlreiche veraltete Wörter wurden aufgenommen, v.a.l wenn sie Grundformen
von damals im Gebrauch befindlichen Wörtern waren
- volkstümliche, familiäre,
ja sogar vulgäre Wörter und Ausdrücke
- Archaismen
und Wörter, die weder zum bel usage noch zum bon usage gehörten,
wurden im Wörterbuch im allgemeinen durch Zusätze wie vieux oder bas markiert
(cf. Winkelmann LRL: 343).
Wörterbuch wird wie das der Crusca nicht den Erwartungen gerecht:
- spätes Erscheinungsdatum (1694)
- Wortauswahl fand bei Zeitgenossen keine ungeteilte
Zustimmung
- besonders Aufnahme populärer und vulgärer
Wörter wurde heftig kritisiert, v. a. wenn ihnen keine Registermarkierung
hinzugefügt worden war.
Was die fehlenden Markierungen betrifft, so legen die von der Akademie
1704 in erster und 1705 in zweiter Auflage veröffentlichten Observations
de l'Académie Françoise sur les Remarques de M. de Vaugelas,
in denen sich die Akademie offen dagegen aussprach, Alltagswörter
wie face oder poitrine oder Redewendungen wie vomir
des injures völlig aus dem Sprachgebrauch zu verbannen, nahe,
dass die Akademie es ablehnte, den Sprachpurismus gewisser Kreise auf
die Spitze zu treiben (cf. Winkelmann LRL: 343). Allerdings konnte
sie die Kritik nicht ignorieren und legte deshalb bei der zweiten Ausgabe
des Wörterbuchs 1718 bei der Berücksichtigung archaischer
und volkstümlicher Wörter viel strengere Maßstäbe
an als bei der Erstausgabe. (cf. Winkelmann LRL: 343)
gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Académie (cf. Bagola 1991: 153)
wurde in Meximieux (Bresse) in
Savoyen als Sohn eines Juristen geboren
Dieser Hintergrund wirkte
sich auf sein sprachtheoretisches Denken aus.
Er setzte die Normierungsbemühungen
von Malherbe fort.
1647 erscheinen seine Remarques svr la langve
Françoise
Akademiemitgliedern lag schon 1637 ein erster Entwurf vor.
Sie sind sein einziges Werk.
Daneben hat er noch
zwei Übersetzungen angefertigt:
- 1615 Les sermons de
Fonseque sur tous les evangiles du Caresme: Avec une paraphrase perpetuelle
sur toutes les parties des Evangiles (aus dem Spanischen)
- 1653 (drei Jahre nach seinem Tod): Quinte Curce, De la vie et des
actions d'Alexandre le grand (aus dem Lateinischen).
aufgrund seiner Herkunft hatte Vaugelas in Paris Kontakt zur
Gesellschaft und zum "Hof als geographischem, politischen und sozialen
Zentrum" (Settekorn 1988: 61).
Seine Einstellung ist "durch finanzielle,
institutionelle und allgemein soziale Einbindung in die höfische
Gesellschaft geprägt" (Settekorn 1988: 53).
erster Versuch, ein Wörterbuch zu
erstellen, schlug fehl
Vaugelas wurde 1639 auf Drängen der Akademie von Richelieu
schließlich eine Pension von 2000 Pfund zugesagt, damit er als
Sekretär mit der Redaktion des Wörterbuches beauftragt werden
konnte (cf. Baum 1989: 27-29)
kein greifbarer Erfolg.
Wichtiger als diese Tätigkeit sind Remarques svr la langue
françoise, utiles à ceux qui veulent bien parler et bien
escrire
eines der wichtigsten sprachnormierenden
Werke der französischen Grammatikographie.
Vaugelas beschäftigt sich darin, wie der Titel Remarques
svr la langue françoise, utiles à ceux qui veulent
bien parler et bien escrire zeigt, sowohl mit der gesprochenen
als auch mit der geschriebenen Sprache seiner Zeitgenossen.
Im Vorwort
führt er aus, dass er keine Gesetze aufstellen will, da diese
Macht nur dem bon usage zusteht:
CE ne sont pas icy des Loix que ie fais pour nostre langue
de mon authorite priuée ; Je serois bien temeraire, pour ne
pas dire insense ; car à quel titre & de quel front pretendre
un pouuoir qui n'appartient qu'à l'Vsage, que chacun reconnoist
pour le Maistre & le Suuerain des langues viuantes? (Vaugelas 1647/1934:
1).
dass er aber den bon usage aus dem Bestehenden herausfiltern
will:
Mon dessein n'est pas de reformer nostre langue, ny d'abolir
des mots, ny d'en faire, mais seulement de monstrer le bon usage de
ceux qui sont fait, & s'il est douteux ou inconnu, de l'esclaircir, & de
le faire connoistre.
Er wird also von diesem bon usage Zeugnis ablegen.
Deshalb
heißt die Schrift auch Remarques und nicht Decisions.
Vaugelas versucht nun zu klären, was er unter dem bon usage versteht.
Er versteht darunter nicht einfach die Sprache einer Sprachgemeinschaft:
Car si ce n'est autre chose, comme quelques-uns se l'imaginent,
que la façon ordinaire de parler d'une nation dans le siege
de son Empire, ceux qui y sont nez & éleuez, n'auront qu' à parler
le langage de leurs nourrices & de leurs domestiques, pour bien
parler la langue de leur pays, & les Prouinciaux & les Estrangers
pour la bien sçauoir, n'auront aussi qu' à les imiter.
Stattdessen gilt es zwei usages zu unterscheiden, den bon
usage und den mauvais usage:
Il y a sans doute deux sortes d'Vsages, vn bon & vn mauuis.
Le mauuais se forme du plus grand nombre de personnes, qui presque
en toutes choses n'est pas le meilleur, & le bon au contraire est
composé non pas de la pluralité, mais de l'élite
des voix, & c'est veritablement celuy que l'on nomme le Maistre
des langues, celuy qu'il faut suiure pour bien parler, & pour bien
escrire en toutes sortes de stiles, si vous en exceptez le satyrique,
le comique, en sa propre & ancienne signification, & le burlesque,
qui sont d'aussi peu d'estenduë que peu de gens s'y adonnent.
Der mauvais usage ist für die überwiegende Mehrheit
des Volkes kennzeichnend.
Dieser verdient es nicht, näher beleuchtet
zu werden.
Der bon usage wurde seiner Meinung nach dagegen nur
von einer kleinen Minderheit beherrscht, von der élite des
voix.
Dieser sollte beschrieben und kultiviert werden.
Den bon
usage definiert er wie folgt:
C'est la façon de parler de la plus saine partie de
la Cour, conformément à la façon d'escrire de
la plus saine partie des Autheurs du temps. Quand ie dis la Cour, i'y
comprens les femmes comme les hommes, & plusieurs personnes de
la ville où le Prince reside, qui par la communication qu'elles
ont auec les gens de la Cour participent à sa politesse.
Vaugelas vertritt also einen aristokratisch-elitären Sprachbegriff,
der völlig auf die absolutistische Monarchie zugeschnitten ist.
Die Sprachform, die an der Universität (la chaire) oder
bei Gericht (le barreau) verwendet wird und die im 16. Jahrhundert
noch teilweise Vorbildfunktion besaß, ordnet er jetzt dem Sprachgebrauch
des Hofes qualitativ unter.
Der Hof allein reicht aber als regelschaffende Instanz nicht aus,
sondern die guten Autoren müssen ebenfalls einen Beitrag leisten.
Der bon usage findet sich dann gerade dort, wo sie beide übereinstimmen:
Toutefois quelque auantage que nous donnions à la
Cour, elle n'est pas suffisante toute seule de seruir de reigle, il
faut que la Cour & les bons Autheurs y concourent, & ce n'est
que de cette conformité qui se trouue entre les deux, que l'Vsage
s'etablit.
Der Hof ist somit die oberste Instanz, weil das gesprochene Wort vor
dem geschrieben kommt.
Das gesprochene Wort ist schließlich Abbild des Geistes.
Das geschriebene Wort ist dagegen nur ein Abbild des
gesprochenen:
Car enfin la parole qui se prononce, est la premiere en ordre & en
dignité, puis que celle qui est escrite n'est que son image,
comme l'autre est l'image de la pensée.
Die guten Schriftsteller drücken dem Sprachgebrauch des Hofes
das Siegel auf und verbreiten ihn bei den Lesenden, die durch die Lektüre
ihre Fehler verbessern und eine reine Sprache und einen reinen Stil
erhalten.
Dies läßt sich nur bei den guten Autoren lernen:
Mais le consentement des bons Autheurs est comme le sceau,
ou une verification, qui authorise le langage de la Cour, & qui
marque le bon Vsage, & decide celuy qui s'estudient à bien
parler & à bien escrire, lors que se rendant assidus à la
lecture des bons Ouurages, ils se corrigent de plusieurs fautes familieres à la
Cour, & acquierent une pureté de langage & de stile,
qu'on n'apprend que dans les bons Autheurs.
Trotzdem reicht das Lesen nicht aus, um die Sprache des Hofes zu lernen.
Um eine gute Aussprache zu lernen, muss man sich stattdessen am
Hof aufhalten.
Nur am Hof, den Vaugelas hier mit einer école gleichsetzt,
lassen sich auch die neuen in die Konversation eindringenden Wörter
lernen.
Was das Schreiben betrifft, so kann man durch das Lesen der guten
Autoren durchaus selbst zu einem guten Autor werden, indem man sich
an ihnen wie an Modellen orientiert.
So hat ja der Kardinal Bembo gesagt,
dass die besten italienischen Autoren zumeist nicht die waren, die
in die Reinheit der Sprache hineingeboren waren, weil eben nirgends
auf der Welt die Sprache so rein ist, dass sich darein nicht einige
Fehler mischten und weil es unmöglich ist, dass diejenigen, für
die diese Fehler natürlich sind, sie nicht auch in ihre Schriften
einfließen lassen.
Statt wie die anderen, die einen solchen Vorteil
haben, dauernd vor den Fehlern ihrer Gegend auf der Hut zu sein, haben
sie sich ausgezeichneten Meistern angeschlossen, um sie zu imitieren.
Oft sind sie dabei sogar über diese hinausgewachsen:
Le Cardinal Bembo à qui la langue Italienne est si
redeuable, qui n'a pas terni l'esclat de sa pourpre parmy la poussiere
de la Grammaire, a obserué, que presque tous les meilleurs Autheurs
de sa langue, n'ont pas esté ceux qui estoient nez dans la pureté du
langage, & cela par cette seule raison, qu'il n'y a iamais eu de
lieu au monde, non pas mesme Athenes ny Rome, où le langage
ait esté si pur, qu'il ne s'y soit meslé quelques defauts, & qu'il
est comme impossible, que ceux à qui ils sont naturels n'en
laissent couler dans leurs escrits; Au lieu que les autres ont cet
avantage, que se deffiant continuellement des vices de leur terroir,
ils se sont attachez à des patrons excellens qu'ils se sont
proposez d'imiter, & qu'ils ont souuent surpassez prenant de chacun
ce qu'il auoit de meilleur;
Vaugelas leitet daraus ab, dass es dreierlei bedarf, um wirklich gutes
Sprechen und Schreiben zu lernen, nämlich
- das Lesen,
- den Umgang mit dem Hof und
- die Sprachgelehrten.
Nur letztere können in Zweifelsfällen entscheiden:
Il est vray que d'adiouster à la lecture, la frequentation
de la Cour & des gens sçauants en la langue, est encore
toute autre chose, puis que tout le secret pour acquerir la perfection
de bien escrire & de bien parler, ne consiste qu'à joindre
ces trois moyens ensemble. Si nous l'auons fait voir pour la Cour & pour
les Autheurs, l'autre n'y est gueres moins necessaire, parce qu'il
se presente beaucoup de doutes & de difficultez, que la Cour n'est
pas capable de resoudre, & que les Autheurs ne peuuent esclaircir,
soit que les exemples dont on peut tirer l'esclaircissement y soient
rares, & qu'on ne les trouue pas à point nommé, ou
qu il n'y en ait point du tout.
Die Reinheit der Sprache lässt sich also nicht leicht erwerben.
Man braucht dazu die 3 genannten Mittel.
Die ersten beiden verlangen
zudem viel Zeit.
Auch reicht es nicht, immer wieder eine Reise an den
Hof zu machen und Leute, die diese Sprache benutzen zu kennen, man
muss (wie Vaugelas) am Hof schon lange leben und intensiv mit
diesen Leuten verkehren und man darf sich nicht zu lang in der Provinz
aufhalten, um seine Sprache nicht von der dortigen korrumpieren zu
lassen:
Ce n'est donc pas une acquisition si aisée à faire
que celle de la pureté du langage, puis qu'on n'y sçauroit
paruenir que par les trois moyens que i'ay marquez, & qu'il y en
a deux qui demandent plusieurs années pour produire leur effet;
Car il ne faut pas s'imaginer que de faire de temps en temps quelque
voyage à la Cour, & quelque connoissance auec ceux qui sont
consommez dans la langue, puisse suffire à ce dessein. Il faut
estre assidu dans la Cour & dans la frequentation de ces sortes
de personnes pour se preualoir de l'un & de l'autre, & il ne
faut pas insensiblement se laisser corrompre par la contagion des Provinces
en y faisant un trop long sejour.
Vaugelas rechtfertigt damit auch seine eigene Kompetenz.
Natürlich
gibt er sich bescheiden, wenn er dann sagt, dass er nicht für
sich in Anspruch nehme, dass mit dem dreimaligen aufmerksamen Lesen
seiner Remarques das Gleiche erreicht werden könne, wie
mit den drei genannten Mitteln, er meint aber, dass sie diesem Ziel
nahekommen könnten, wenn er seine Arbeit so gut geleistet hat,
wie sie eben einer leisten kann, der die gleichen Prädikate aufweisen
kann, wie er:
qui depuis trente-cinq ou quarantes ans auroit uescu dans
la Cour, qui dès sa tendre jeunesse auroit fait son apprentissage
en nostre langue aupres du grand Cardinale du Perron & de M. Coëffeteau,
qui sortant de leurs mains auroit eu un continuel commerce de conference & de
conuersation avec tout ce qu'il y a eu d'excellens hommes à Paris
en ce genre, & qui avroit uieilli dans la lecture de tous les bons
Autheurs.
Den bon usage unterteilt Vaugelas dann weiter in einen usage
declaré, also den Gebrauch, wo Hof und gute Autoren übereinstimmen,
und einen usage douteux:
L'usage declaré est celuy dont on sçait asseurément
que la plus saine partie de la Cour et des autheurs du temps sont d'accord;
et par consequent le douteux ou l'inconnu est celuy dont on ne le sçait
pas.
Was die Zweifel betrifft, so gibt es für sie zumindest die folgenden
Gründe:
- Unterschied zwischen Aussprache und Schrift
- die Seltenheit des Gebrauchs bestimmter Wörter (Genus)
- es finden sich zwei Aussprachen oder zwei Schreibweisen
- Ausnahmen von der Regel
- grammatische Konstruktionen
Ausgeräumt werden die Zweifel
- durch Zuhören
- durch Befragen der guten Autoren
- durch Befragen der lebenden Autoren
- durch Befragen der Sprachkundigen
- es entscheidet die Mehrheit der Stimmen
sind sie gespalten, dann können beide Arten gebraucht werden
bzw. diejenige, die einem besser gefällt.
Da aber die Befragten, wenn sie keine Vorlagen für einen bestimmten
Gebrauch haben, letztendlich ihre Kenntnisse durch Analogieschlüssen
ziehen, gründet sich die Sprache entweder auf den usage oder
auf die Analogie:
De tout ce discours il s'ensuit que nostre langue n'est fondée
que sur l'Vsage ou sur l'Analogie, laquelle encore n'est distinguée
de l'Vsage, que comme la copie ou l'image l'est de l'original, ou du
patron sur lequel elle est formée, tellement qu'on peut trancher
le mot, & dire que nostre langue n'est fondée que sur le
seul Vsage ou desia reconnû, ou que l'on peut reconnoistre par
les choses qui sont connuës, ce qu'on appelle Analogie.
Vaugelas kritisiert hier diejenigen, die behaupten, Sprache gründe
sich auf Vernunft (raison).
Mit dem usage ist es seiner
Meinung nach wie mit dem Glauben, man kann darüber diskutieren
und versuchen, ihn zu begründen, letztendlich muss man sich
ihm aber unterwerfen:
Ainsi l'Vsage est celuy auquel il se faut entierement sousmettre
en nostre langue, mais pourtant il n'en exclut pas la raison ny le
raisonnement, quoy qu'ils n'ayent nulle authorités; [...] En
un mot l'Vsage fait beaucoup de choses par raison, beaucoup sans raison, & beaucoup
contre raison.
Vernünftig sind die meisten grammatischen Konstruktionen, wie
etwa der Accord.
Dagegen hat zum Beispiel die Art und Weise
der Ähnlichkeit oder Variation der Tempusformen und Personen keinen
vernünftigen Grund, sie entspringt der Phantasie der ersten Menschen,
die die Sprache geschaffen haben.
Gegen die Vernunft verstösst
z. B. zu sagen "une infinité de gens croyent".
Hinzu kommen noch
die delicatesse & les mysteres du stile.
Der Bon Vsage ist
zugleich der bel Vsage und der mauvais usage schließt
auch das Vulgäre ein.
Was heißt nun aber peuple?
De ce grand Principe, que le bon Vsage est le Maistre de
nostre langue, il s'ensuit que ceux-là se trompent, que en donnent
tout la iurisdiction au peuple, abusez par l'exemple de la langue Latine
mal entendu, laquelle, à leur auis, reconnoist le peuple pour
son Souuerain; car ils ne considerent pas la difference qu'il y a entre
populus en Latin, & Peuple en François, & que ce mot
de Peuple ne signifie aujourd' huy parmy nous que ce que les Latins
appellent Plebs, qui est une chose bien differente & au dessous
de Populus en leur langue. Le Peuple composoit auec le Senat tout le
corps de la Republique, & comprenoit les Patriciens, & l'Ordre
des Cheualiers avec le reste du Peuple. Il est vray qu'encore qu'il
faille avoûer que les Romains n'estoient pas faits comme tous
les avtres hommes, & qu'ils ont surpassé toutes les Nations
de la terre en lumiere d'entendement, & en grandeur de courage,
si est ce qu'il ne faut point douter, qu'il n'y eust diuers degrez, & comme
diverses classes de suffisance & de politesse parmy ce peuple, & que
ceux des plus bas estages n'vsassent de beaucoup de mauuais mots & de
mauuaises phrases, que les plus éleuez d'entre eux condemnoient.
Tellement que lors qu'on disoit que le Peuple estoit le Maistre de
la langue, cela s'entendoit sans doute de la plus saine partie du peuple,
comme quand nous parlons de la Cour & des Autheurs, nous entendons
parler de la plus saine partie de l'un & del'autre. Selon nous,
le peuple n'est le maistre que du mauuais Vsage, & le bon Vsage
est le maistre de nostre langue.
Vaugelas geht bei seinen Remarques unsystematisch vor.
Er will
kein Richter sein, sondern Zeuge, der den bon usage in einer
ungeordneten Sammlung von Regeln festhält.
Die Remarques sind
weder alphabetisch, noch nach Redeteilen geordnet.
Vaugelas rechtfertigt
dieses Vorgehen auch damit, dass er bei einer eventuell dringenden
Veröffentlichung so immer noch Teile anfügen kann.
Im strengen
Sinne sind die Remarques auch keine Grammatik. Sie erinnern
aber irgendwie an Bembos Prose della Volgar lingua, die ja auch
im strengen Sinn keine Grammatik sind.
Wie Bembo, so steht auch Vaugelas
ausserhalb der Tradition der lateinischen Grammatik und ausserhalb
der rationalistischen Sprachtheorie, die die ratio über
den usus stellt. Diese wird ja von Vaugelas ausdrücklich
zurückgewiesen.
Hier zunächst ein Beispiel aus den Remarques (mit Ausnahme
bei den Beispielen stammen die Hervorhebungen von mir):
- Vn adjectif auec deux substantifs de different genre
- EXemple, Ce peuple a le coeur & la bouche
- ouuerte à vos louâges. On demande s'il
- faut dire ouuerte, ou ouuerts. M. de Malherbe
- [P 83] disoit, qu'il falloit éuiter cela comme vn es-
- cueil, & ce conseil est si sage, qu'il semble qu'on
- ne s'en sçauroit mal trouuer; Mais il n'est pas
- question pourtant de gauchir tousjours aux
- difficultez, il les faut vaincre, & establir vne
- reigle certaine pour la perfection de nostre
- langue. Outre que bien souuent voulant éui-
- ter cette mauuaise rencontre, on perd la gra-
- ce de l'expression, & l'on prend vn destour qui
- n'est pas naturel. Les Maistres du mestier re-
- connoissent aisément cela. Comment dirons-
- nous donc? Il faudroit dire, ouuerts,
selon la
- Grammaire Latine, qui en vse ainsi, pour vne
- raison qui semble estre commune à toutes les
- langues, que le genre masculin estant le plus
- noble, doit predominer toutes les fois que le
- masculin & le feminin se trouuent ensemble; (raison)
- mais l'oreille a de la peine à s'y accommoder,
- parce qu'elle n'a point accoustumé de l'ouir
- dire de cette façon, & rien ne plaist à l'oreil-
- le, pour ce qui est de la phrase & de la diction,
- que ce qu'elle a accoustumé d'ouîr. Ie vou-
- drois donc dire, ouuerte, qui est
beaucoup plus
- doux, tant à cause que cét adjectif se trouue
- joint au mesme genre auec le substantif qui
- le touche, que parce qu'ordinairement
- on parle ainsi, qui est la raison decisiue, & que
- par consequent l'oreille y est toute accous-
- tumée. Or qu'il soit vray que l'on parle ainsi
- [P 84] d'ordinaire dans la Cour, ie l'asseure comme
- y ayant pris garde souuent, & comme l'ayant
- fait dire de cette sorte à tous ceux à qui ie
- l'ay demandé, par vne certaine voye qu'il
- faut tousjours tenir, quand on veut sçauoir as-
- seurément si vne chose se dit, ou si elle ne se
- dit pas. Mais qu'on ne s'en sie point à moy,
- & que chacun se donne la peine de l'obser-
- uer en son particulier. (alle sprechen so)
- Neantmoins M. de Malherbe a escrit, il
le faut
- estre en lieu où le temps, & la peine soient bien
em-
- ployez. On respond que cét exemple n'est
pas
- semblable à l'autre, & qu'en celuy-cy il faut es-
- crire, comme a fait M. de Malherbe, parce que
- deux substantifs qui ne sont point synonimes,
- ny approchans, comme le temps, & la peine, re-
- gissent necessairement vn pluriel, lors que le
- verbe passif vient aprés auec le verbe substan-
- tif, ou que le verbe substantif est tout seul,
- comme le mari & la femme sont importuns, car
- on ne dira jamais, le mari & la femme est impor-
- tune, parce que deux substantifs differens de-
- mandent le pluriel au verbe qui les suit, &
- dés que l'on employe le pluriel au verbe, il le
- faue employer aussi à l'adjectif, qui prend le
- genre masculin, comme le plus noble, quoy
- qu'il soit plus proche du feminin.
- La question n'est donc pas pour l'exem-
- ple de M. de Malherbe; car la chose est sans
- [P 85] difficulté, & sans exception, mais pour l'exem-
- ple qui est le sujet de cette Remarque, où le
- dernier substantif bouche, est joint immedia-
- tement à son adjectif ouuerte sans qu'il y ayt
- aucun verbe ny substantif, ny autre entre
- deux; comme on dit, les pieds & la teste nuê,
- & non pas, les pieds & la teste nuds.
Nach Schroeder ist die Genusregel für Adjektive, die zu mehreren
Substantiven gehören, bemerkenswert. Während nämlich
im Altfranzösischen das Genus des nächstliegenden Substantivs
entscheidend war, richtet sich das Adjektiv von nun an nach dem maskulinen
Wort (cf. Schroeder 1996: 52).
Malherbe, Vaugelas und die Académie schufen also im
17. Jahrhundert eine an der Hofgesellschaft ausgerichtete Standardvarietät
(bon usage). Sie erhoben manches, was im 16. Jahrhundert angesprochen
worden war, zum Programm. Wie die Aussage "le bon au contraire est
composé non pas de la pluralité, mais de l'élite
des voix" im Vorwort der Remarques und die damit vollzogene "Zurücksetzung
des Majoritätsprinzips zugunsten des Eliteprinzips" (Weinrich
1960: 20) zeigt, spiegelt Vaugelas' Schrift die Einstellung des Absolutismus
wider.
Die Enzyklopädie der Aufklärung definiert den guten Sprachgebrauch
dagegen im folgenden Jahrhundert ganz anders, obwohl sie den Wortlaut
fast genau übernimmt, aber eben nur fast genau. Wir haben hier
nämlich einen entscheidenden inhaltlichen Unterschied: "Le bon
usage est la façon de parler de la plus nombreuse partie de
la cour, conformément à la façon d'écrire
de la plus nombreuse partie des auteurs les plus estimés du
temps" (zitiert nach Weinrich 1960: 20). Beide Definitionen zeigen
aber auch, dass im Unterschied zur Situation in Italien, zur Bestätigung
des Sprachgebrauchs des Hofes nicht der Sprachgebrauch der antiken
Autoren, sondern ausdrücklich der Sprachgebrauch der besten jeweils
zeitgenössischen Schriftsteller herangezogen und somit auch der
Sprachwandel berücksichtigt wird.
Auf den Sprachwandel geht Vaugelas selbst ausdrücklich ein. Seiner
Meinung nach sind nicht die einzelnen Normen dauerhaft festzuschreiben,
wohl aber die Methode zu ihrer Ermittlung, d. h. die Beobachtung des
guten Sprachgebrauchs der "elitären Instanzen" (Berschin / Felixberger
/ Goebl 1978: 239). Indem aber der Grammatiker oder Sprachgelehrte
die gesellschaftliche Hierarchie akzeptiert und so den Hof als höchste
Instanz festlegt, legt er auch eine Sprachnorm einer bestimmten gesellschaftlichen
Schicht als die ausschlaggebende fest. Was dabei unter der "plus saine
partie" zu verstehen ist, lässt sich bisher nicht ganz klären.
Dieter Janik leitet die Formel von dem aus dem kanonischen Recht stammenden
lateinischen Begriff "pars sanior" ab, der sich bei Wahlen nicht auf
das Mehrheitsrecht "pars maior" bezieht, sondern auf die "Tradition
der qualitativen Bewertung der Stimmen" (Janik 1984: 427). Die Entscheidung,
wer zu der "plus saine partie" zu rechnen ist, trifft nach Gauger / Oesterreicher / Windisch
(1981: 35) der Grammatiker. Insofern ist sein Ansatz normativ. In der
Darstellung des einmal als "bon usage" identifizierten Sprachgebrauchs
ist er hingegegn deskriptiv.
Der ideale Sprecher des "bon usage" ist nach Grimm (31994: 12) bzw.
Geckeler / Dietrich (1995: 214) der konversationsgewandte und anpassungsfähige "honnête
homme", der weiss, "was man wann zu sagen hat und wie man es ausformulieren
muß" (Schroeder 1996: 53). Er muß keinem Beruf nachgehen,
deshalb haben Fachbegriffe auch keinen Platz im "bon usage". Nach Weinrich
wählte Vaugelas auch gerade deshalb den Begriff "bon usage" statt
des fast bedeutungsgleichen "coutume". Letzteres wurde nämlich
im Zusammenhang mit dem Gewohnheitsrecht im Justizwesen in einem technischeren
Sinn als ersteres verwendet und war deshalb eher ein Fachbegriff (cf.
Weinrich 1960: 7).
Neben Fachtermini, die Vaugelas auf das jeweilige Fachgebiet begrenzen
will, sollen auch Archaismen und Neologismen keinen Platz im guten
Sprachgebrauch haben. Vaugelas toleriert zwar Wortbildungen durch Derivation,
lehnt aber die Einführung gänzlich neuer Wörter ab.
Das Recht dazu hat nicht einmal der Herrscher.
Vaugelas beschäftigt sich also vor allem mit Fragen der Wortwahl.
Auch die Aussprache und Schreibweise spielen eine Rolle. Mit grammatischen,
syntaktischen und morphologischen Fragen beschäftigt er sich dagegen
lediglich am Rand, so wenn er etwa das Genus bestimmter Nomen anspricht
und dabei das Maskulinum als "genre plus noble" bezeichnet.
Die Remarques wurden zwischen 1651 und 1738 23mal neu aufgelegt
(cf. Winkelmann LRL 342). Mit den Remarques hatte Vaugelas einen
Vertextungstyp des sprachnormativen Diskurses geschaffen, der nachfolgenden
Generationen als Vorbild diente. So war Vaugelas auch das Vorbild für
Gilles Ménage und Dominique Bouhours. Sie führen Vaugelas
fort, ohne in ihren Werken seine Gedanken zur französischen Sprache
wesentlich zu erweitern oder deutlich über sie hinauszugehen. |