Unterscheidung von Tier-, Mensch- und Fahrzeugmodellen im ersten Lebensjahr

Sebastiano Ferrante & Monika Knopf

Institut für Psychologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M.
Georg-Voigt-Str. 8, 60054 Frankfurt a. M.
E-Mail: ferrante@psych.uni-frankfurt.de

Experimente zur Kategorisierung von naturalistischen, dreidimensionalen Miniaturmodellen von belebten und unbelebten Objekte haben gezeigt, daß 9 bis 11 Monate alte Kleinkinder zwischen Modellen von Tieren und Fahrzeugen sowie Tieren und Möbeln kategorial unterscheiden, nicht aber zwischen Modellen von z.B. Hunden und Kaninchen differenzieren. Diese Befunde werden dahingehend interpretiert, daß die Kleinkinder sich an globalen, konzeptuellen Kategorien von 'belebt' und 'unbelebt' orientieren. Im Anschluß an diese Befunde wurde in der vorliegenden Studie der Frage nachgegangen, ob 11 Monate alte Säuglinge innerhalb der globalen Kategorie 'Lebewesen' untergeordnete Kategorieunterschiede vornehmen, d.h. ob sie zwischen Modellen von Tieren und Menschen unterscheiden. Dazu wurde in einer 'object-examination-task' elfmonatigen Säuglingen Miniaturmodelle von Tieren, Menschen und Fahrzeugen dargeboten. Die Aufgabe umfaßte zwei Phasen: Während der Gewöhnungsphase wurden verschiedene Exemplare einer Kategorie dargeboten. In der anschließenden Testphase wurde zunächst ein weiteres, bisher noch nicht dargebotenes Exemplar der Gewöhnungskategorie präsentiert und danach ein Exemplar aus einer neuen Kategorie. Die Auswertung der einzelnen Versuchsdurchgänge erfolgte auf der Basis von Videoaufzeichnungen. Als indikativ für erhöhte Aufmerksamkeit und aktive Informationsaufnahme bei Säuglingen gilt das 'Explorationsverhalten'. Es zeigt sich u.a. daran, daß das Kind den Gegenstand mit konzentriertem Gesichtsausdruck betrachtet (z.B. Runzeln der Stirn) und unter Umständen mit den Händen manipuliert. Es fand sich, daß die Kinder die Exemplare der neuen Kategorie länger explorierten als die neuen Exemplare aus der alten Kategorie. Dies galt sowohl für den Kontrast 'Tier versus Fahrzeug' als auch für das Kategorienpaar 'Tier versus Mensch'. Das Ergebnis ist Ausgangspunkt für weiterführende Untersuchungen zur Repräsentation von Menschmodellen.

Referat in der Gruppe Kategorisierung, Montag, 29. März 1999, 11:00, HS 15

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