Friedrich, C. K., Schild, U. und Röder, B.
Universität Hamburg, Biologische Psychologie und Neuropsychologie
Die vorliegende Studie untersuchte, ob sich das Erkennen gesprochener Sprache mit dem Lesenlernen verändert. In einem unimodalen auditiven Wort-Fragment-Priming-Paradigma wurden verschiedene Fragment-Zielwort Kombinationen realisiert: (i) identische Fragmente (dra- Drache); (ii) Fragmente, die im initialen Artikulationsort zum Zielwort variierten (gra-Drache); oder (iii) Fragmente, die zum Zielwort komplett unrelatiert waren (kon-Drache). Nicht-lesende Vorschulkinder, lesende Vorschulkinder und lesende Schulkinder wurden getestet. Als Maße der lexikalischen Aktivierung dienten die Reaktionszeiten und die P350-Effekte in den Ereignis-Korrelierten Potentialen (EKPs) jeweils auf die Zielwörter. Die lesenden Schul- und Vorschulkinder reagierten schneller auf die Identitätsbedingung als auf die Abweichung im intialen Atikulationsort. Auch der P350-Effekt war für die Identitätsbedingung stärker ausgeprägt als für die Abweichung. Für die nicht-lesenden Vorschulkinder konnte für keine der beiden Variablen ein Unterschied zwischen der Identitäts- und der Abweichungsbedingung festgestellt werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass nicht-lesende Kinder toleranter gegenüber Variationen in der gesprochenen Sprache sind als lesende Kinder.
Symposium 19: Neurokognitive Aspekte der Entwicklung
12.06.2009, 14:00-15:00
Seminarraum 10