Die Valenz emotionaler Tiervokalisationen moduliert elektrophysiologische Korrelate der menschlichen Orientierungsreaktion

Hasting, A. S.1, Scheumann, M.2, Zimmermann, E.2 und Kotz, S. A.1
1Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig; 2Institut für Zoologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Seit Darwin (1872) wird postuliert, dass es interspezifische Universalien im emotionalen Ausdruck gibt, die evolutionär bedingt sind. Für die akustische Modalität bestätigen Verhaltensstudien, dass Menschen die emotionale Valenz von Hunde-, Katzen- oder Affenlauten überzufällig häufig korrekt erkennen können. Eine kürzlich veröffentlichte fMRT Studie zeigte zudem, dass emotionale Tierlaute dasselbe neuronale Netzwerk aktivieren wie menschliche emotionale Vokalisationen. Unklar ist jedoch, ob diese interspezifische Wahrnehmung von Emotionen tatsächlich auf stammesgeschichtlicher Verwandtschaft oder vielmehr auf der Vertrautheit der akustischen Signale beruht. Um den relativen Einfluss dieser Faktoren abzuschätzen, präsentierten wir Vokalisationen aus affiliativem und agonistischen Kontext von vier Spezies unterschiedlichen Verwandtschafts- und Vertrautheitsgrades im Rahmen eines Novelty Oddball Paradigmas. Ereigniskorrelierte Potentiale auf die Vokalisationen zeigten das typische Muster einer Orientierungsreaktion, deren Ausprägung in Abhängigkeit von Spezies und Kontext variierte. Diese zeitsensitiven Daten liefern erste Hinweise für einen zeitlich differenzierten Einfluss von stammesgeschichtlicher Verwandtschaft und akustischer Vertrautheit auf die Emotionswahrnehmung des Menschen.

Symposium 16: Universelle Emotionen: Gesichter, Stimme, Worte und Tiervokalisationen
12.06.2009, 10:45-12:00
Seminarraum 10