Samplingstrategien

(Was ein Sampling ist, steht unter „Stichproben/Sampling“.)

Qualitative Untersuchungen: Theoretical Sampling – Streng an Theoriebildung orientiert (siehe Grounded Theory); die ersten Fälle werden nur grob ausgewählt, noch nicht auf Grundlage einer spezifischen Theorie; erst nach und nach werden theoretische Kategorien entwickelt, die die Auswahl der nächsten Fälle bestimmt. Prinzip der Minimierung und Maximierung von Unterschieden: minimale Kontrastierung = prüft die Tauglichkeit der Hypothesen und Theorien, maximale Kontrasierung = lotet die Varianz im Untersuchungsfeld aus, bis man keine neuen theoretisch relevanten Unterschiede oder Ähnlichkeiten mehr findet (theoretische Sättigung)

Kombination aus quantitativ und qualitativ: Sampling nach vorab festgelegten Kriterien (gezielte Fallauswahl), etwa erst quantitative Erhebung, in der Auffälligkeiten sichtbar wurden, die man aber nicht interpretieren konnte, dann qualitative Erhebung, in der nach ungewöhnlichen Konstellationen oder unklaren Zusammenhängen geschaut wird (Bsp. Lebenstil und Religiosität). (Dazu: Clusteranalyse = eine Gruppe von Personen mit möglichst großer Ähnlichkeit wird anderen Gruppen (die in sich möglichst homogen sind) gegenübergestellt; diese Gruppen wiederum unterscheiden sich möglichst deutlich. – Marktforschung). Wechsel von hypothesenprüfend zu theoriebildend.

Schneeballsampling (Snowball-Sampling) Interviewpartner empfehlen andere Personen, die man befragt. Schafft Zugang zum Feld, zeigt, wer relevante Akteure sind. Gut, um sich ein Feld zu erschließen, kann aber nicht ausreichend sein. (Aber Bsp. Jugendliche, die Techno hören, bilden eine Gruppe, als Kontrastgruppe (Kontrastierung) könnte eine Gruppe gefunden werden, die kein Techno hört – dann hat man das Risiko umgangen, dass man in bestimmten Strukturen festklebt; Empirical Sampling).

Die Samplingstrategien lassen sich gut kombinieren.

[Passt vielleicht an anderer Stelle besser?] Wann hat man genügend Fälle?

Das leidige Problem der qualitativen Forschung: Oft wird ihr vorgeworfen, nicht aussagekräftig sein zu können, da sie – anders als quantitative Studien – deutlich weniger Fälle untersuchen. Da die Erhebungs- und Auswertungsprozesse andere sind, kann man beide jedoch nicht so einfach gegeneinander ausspielen. Beim theoretical Sampling habe ich genügend Fälle, wenn ich eine theoretische Sättigung der zu untersuchenden Merkmale erreicht habe (s.o.). Habe ich die relevanten  Differenzen im Feld tatsächlich im erhobenen Material abgebildet? Das kann man oft nur schwer vorhersagen, vor allem, da man über unerwartete Kontrastdimensionen stolpern kann. Dem kann man mit der systematischen Suche nach Fällen entgegenwirken. Für die Kontrastierung braucht es mindestens zwei Fälle. Grundsätzlich: Je nach Feld und Möglichkeiten unterschiedlich.

Für Abschlussarbeiten (sechs Monate Bearbeitungszeit): 6 bis 7 Gruppendiskussionen oder Interviews. Je mehr Kontraste (Dimensionen) ich untersuchen will, desto mehr Fälle brauche ich.