UNIVERSITÄT LEIPZIG

Ringvorlesung
des Ibero-Amerikanischen Forschungsseminars am Institut für Romanistik
in Zusammenarbeit mit dem Romanischen Seminar der Heinrich Heine- Universität Düsseldorf und
dem Institut für Romanistik der Humboldt-Universität zu Berlin

Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Leipzig, der Philologischen Fakultät der Universität Leipzig, der Friedrich-Ebert-Stiftung und des International Relation & Diplomatic Club e.V. Leipzig.

ANDERSHEIT //.
Mexiko: von der Eroberung bis zu New World Borders

 

Sommersemester 2004, Donnerstag 18.00 Uhr 

Programm 
Konzept in spanischer Sprache / Concepto

 


Konzept
 

Im Anschluss an die Ringvorlesung Andersheit im SS 2003 hat diese 2. Ringvorlesung das Ziel, Andersheit im Kontext von unterschiedlichen Diskursen der Konstruktion des Eigenen und des Fremden in Lateinamerika zu erschließen - dieses Mal fokussiert auf Mexiko in einer diachronen Perspektive: von der Eroberung bis zur Gegenwart, zu einer Gegenwart, die wir mit Gómez Peña „New World Borders“ genannt haben, und die wie seinerzeit die Eroberung Mexikos einen gewaltigen historischen Prozess darstellt, dessen Folgen noch nicht ganz absehbar sind.

Fest steht jedoch, dass eine tiefgreifende und permanente Rekodifizierung des Eigenen und des Fremden sowie die ‚Erfindung’ des Eigenen stattfindet, was zu neuen Kartographien führt, die als das „Uneigene des Eigenen“ oder das „Eigene Uneigene“ (im Anschluss an Rincóns Konzept des „Gleichzeitigen des Ungleichzeitigen“) beschrieben werden kann.

Es soll ein Bogen von der Eroberung bis zur Gegenwart geschlagen werden, der deutlich machen soll, dass die heute angestrebten New World Borders an der Demarkationslinie zwischen dem heutigen Mexiko und den heutigen USA bereits im präkolumbinischen Zeitalter und auch danach als permeable Migrationsräume existierten, in denen bereits Hybridisierungen stattfanden, die mit der Eroberung Mexikos zunächst unterbrochen wurden, um Platz für andere Hybridisierungsstrategien zu machen.

In der Vorlesung soll der Versuch unternommen werden, die zahlreichen Chroniken sowie ethnographisches Material neu zu lesen, dieses aus einer hegemonialen oder essentialistischen Sicht herauszuführen, was eine Trennung zwischen einem ontologischen Sein und einer Repräsentation des Seienden als sich bietende Voraussetzung impliziert. Die mannigfaltigen Konstruktionen des ‚Eigenen’ und ‚Anderen’, bzw. die Invention des ‚Eigenen’ und ‚Anderen’, sollen in einem oszillierenden Diskursgeflecht jenseits von Polarisierungen herausgearbeitet werden.

Ausgehend von einem Verständnis von Hybriditätsstrategien oder Hybridisierungsprozessen und deren Repräsentation als Zusammentreffen sich verschieden manifestierender Referenzsysteme, als Potenzierung der Differenz in der Anerkennung oder Erkennung (Mimikry): können folgende Ebenen der Beschäftigung mit Hybridität ausgemacht werden:

1.    Hybridität als epistemologische Kategorie: also die Fähigkeit, die Welt als Vielheit zu denken;

2.    Hybridität als wissenschaftstheoretische Kategorie, im Sinne von bzw. als Synonym zu ‚transversale Wissenschaft’ (s.o.), also der Rekurs auf benachbarte Disziplinen, als die wissenschaftliche Arbeit an den Schnittstellen von Disziplinen;

3.    Hybridität als kulturtheoretische Kategorie, als Begegnung, Zusammenkunft von Kulturen, als kulturelle, ethnische, religiöse Vielfalt;

4.    Hybridität als transmediale Kategorie, als Einsatz verschiedener Medien: Zeichensysteme (Internet, Video, Film, sonstige Kommunikationsformen, virtuelle Metropolen und Welten, Analog- und Digitaltechniken usw.), Ästhetiken (Literatur, Theater, Essay), Mischbereiche (Literatur/Internet, Theater/Video/Film/Installationen), Produkte (bunte Palette heterogener Gegenstände), Geschmackskulturen, Kunst (Malerei, virtuelles Design) Architektur, Wissenschaft (Naturwissenschaften, z.B. Molekularbiologie), Linguistik.

5.    Hybridität als urbane Kategorie, als Organisationsform der Vielfalt: Städte, Unternehmen, Ökologie, Natur, Soziologisch-Gesellschaftliches, Religiöses, Politik, Lebensstil.

6.    Hybridität als Territorium und Körper-Kategorie, Körper als mediale Inszenierungsfläche.

In diesem Kontext können folgende Untersuchungskontexte der Hybridität und Mexikos vorgeschlagen werden

1.       Hybriditätstheorien

2.       Hybride Konstruktionen von Geschichtsmodellen/-diskursen

3.       Hybride Konstruktionen von Nationsbegriffen

4.       Hybride Identitäten

5.       Körper und Schrift, Körperinszenierung, Körper als hybrides mediales Konstrukt, als Geschichtsquelle, Körper als Wissen.

6.       Kulturell-soziale Organisationsformen im Kontext von Globalisierungs- und medialen Prozessen.

7.      Das Entstehen einer “Spanglish” Latino-Kultur in den USA und deren Auswirkungen auf Identität und Nationskonzepte sowie auf das Disziplinenkonzept der ‚Lateinamerikanistik’.

8.       Gay- und lesbische Literatur/Kultur als borderland

9.        ‘Metropole’/‘Natur’/‘Kultur’.

10.        Architektur, Kunst, Lichtinstallationen, Internet, Virtualität

11.        Migranten und Körperbewegungen in den Metropolen

12.        Crack-Kultur

Ein weiteres bedeutungsvolles Untersuchungsfeld soll der Bereich dessen sein, was man Blickpunkt/Stimme/Schrift nennen könnte, also die Verortung der Blick-, Diskurs-, und Schriftperspektive bei den Konstruktionen des Eigenen und des Fremden auf einer diachronen Achse:

1: Verortung der Stimme und Konstruktion/Invention des Eigenen und des Anderen in der Entdeckung und Eroberung

2: Verortung der Stimme und Konstruktion/Invention des Eigenen und des Anderen im kolonialen Zeitalter

3: Verortung der Stimme und Konstruktion/Invention des Eigenen und des Anderen in der Moderne

4: Verortung der Stimme und Konstruktion/Invention des Eigenen und des Anderen im postkolonialen Zeitalter

5: Verortung der Stimme und Konstruktion/Invention des Eigenen und des Anderen im postmodernen Zeitalter

6: Verortung der Stimme und Konstruktion/Invention des Eigenen und des Anderen im globalern Zeitalter

Konkrete Untersuchungsgegenständen können aus Bereichen entnommen werden wie:

1.    Telenovela

2.    Film/Video

3.    Bildende Kunst

4.    Tanz/Musik

5.    Literatur

6.    Chroniken

7.    Reiseberichte/-literatur

8.    Theater/Performance

9.    Werbung

10.  Kulinarisches, Mode und Rituale

Verantwortlich: Prof. Dr. Alfonso de Toro (Leipzig), Prof. Dr. Vittoria Borsò (Düsseldorf), Prof. Dr. Dieter Ingenschay (Berlin)

Anfragen an Dr. Cornelia Döll: doell@rz.uni-leipzig.de

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