Inventio und Renovatio: Pablo Nerudas Lyrik und ein Paradigmenwechsel .
Internationales Kolloquium zum 100. Geburtstag Pablo Nerudas

Pablo Nerudas Werk ist trotz einer nicht mehr zu überblickenden Bibliographie in seiner Gesamtheit bis heute nicht erschöpfend analysiert und interpretiert. Dabei besteht kein Zweifel an der Originalität und Universalität seiner Lyrik. Nerudas lyrisches Werk, von 20 poemas de amor y una canción desesperada bis Fulgor y Muerte de Joaquín Murieta hat einen Paradigmenwechsel in der Lyrik herbeigeführt, der weit über Lateinamerika hinausging. Mit ihm ist der Begriff der „nueva poesía“ untrennbar verbunden. Neruda ist zweifelsohne für die Lyrik, was Picasso für die Malerei im 20. Jh. bedeutete. Es gab kaum ein Feld, das er nicht besang und kaum ein Feld, das durch seine Dichtung nicht eine tiefgreifende Transformation erlebte. Dieser „Paradigmenwechsel“ – oder die „nueva poesía“ – soll unter dem Aspekt der „Literarizität“ ins Zentrum des Jubiläumskolloquiums gestellt werden, ausgehend von folgenden Themen:

Nerudas Werk wird viel zu oft vorwiegend mit seiner politischen Tätigkeit in Verbindung gebracht (z.B. anlässlich der 30. Wiederkehr des Putsches Pinochets im September 2003), er wird oft in erster Linie als „Heimatlyriker“  und Dichter der Massen gepriesen, so dass sein literarisches Werk und seine Bedeutung als Universaldichter in den Hintergrund gerät.

Das Kolloquium will die Lyrik Nerudas in den Mittelpunkt des Interesses, die Bedeutung seiner Lyrik im lateinamerikanischen, aber auch im internationalen Kontext in den Vordergrund stellen. So sollen zunächst die literarischen Linien herausgearbeitet werden, aus denen Nerudas Lyrik hervorgegangen ist, so etwa der lateinamerikanische Modernismus französisch-parnassischer und lateinamerikanischer, Daríoscher Prägung, der mit Nerudas Residencia en la tierra zum Höhepunkt gebracht und zugleich abgeschlossen wurde, der lateinamerikanische Postmodernismus des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts, verbunden mit einer Neuauflage der Romantik, die Avantgarde, verbunden mit dem sogenannten Ultraismus (geprägt von Borges in seinen Anfängen). Neruda greift auf diese Traditionen zurück, steht aber außerhalb jeglicher literarischer Bewegung oder Schule (im Unterschied etwa zu Huidobro). Mit El habitante y su esperanza stellt sich Neruda an die Spitze einer neuen literarischen Bewegung, die Alazraki als „Postavantgarde“ im Sinne einer existenziellen, symbolistischen und intimen Lyrik bezeichnete. Neruda nimmt von diesem Moment an eine gewaltige Entgrenzung des Genres im gattungs-poetologischen, stilistischen, inhaltlichen Kontext vor. Er wird alle Grenzen niederreißen, seien diese mit literarischen Schulen, nationalen oder anderen Grenzen verbunden. Neruda wird konkrete Belange der Lyrik, der Sprache als Material, mit individuellen, kollektiven, allgemein-menschlichen und lokalen Themen verbinden.

Nerudas Lyrik hat alle erdenklichen Bereiche erfasst. Daraus sollen im Kolloquium folgende behandelt werden:

Konzept: Prof. Dr. Alfonso de Toro

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