R.Rausch, Horst.Rothe: Generierung deutscher Verbformen mit dem Computer
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1. Zielsetzung

Bei der Ver­mittlung der Verben im Fach Deutsch als Fremd­sprache (DaF) stehen Ausländer einer Fülle von Problemen gegenüber. Neben der richtigen Bildung der Formen spielen Fragen der unter­schied­lichen morpho­syn­taktischen Eigen­schaften, Re­flexivität, Wort­stellung, Ab­trenn­bar­keit von Kon­stituenten und die Funktionalität eine wichtige Rolle. Die vor­liegende Arbeit be­schäftigt sich nur mit einem Teil dieser Probleme - nicht aus didaktischer Sicht, sondern mit der Absicht, den Computer als Lehr- und Übungs­partner nutzbar zu machen. Damit der Rechner sich als geeigneter Partner erweist, muß er über die ent­sprechenden Regeln verfügen.

Ziel des vorgestellten Programmes ist es, zu allen deutschen Verben alle bildbaren Formen präsentieren zu können. Es erhebt sich die Frage, auf welche Weise die Menge aller deutschen Verben überhaupt zu ermitteln ist, ob Lehnwörter und von Fremdwörtern abgeleitete Verben gleichberechtigt aufgenommen werden sollen, und ob die Vielfalt der durch Präfigierung und Zusammensetzung bildbaren Verben überhaupt erfassbar sein kann. Tatsächlich behandelt der Algorithmus alle genannten Gruppen und besitzt die Fähigkeit, alle Formen von Onomatopoetica oder gar Neubildungen nach den Regeln der Konjugation deutscher Verben zu generieren.

Das Üben der Formen unter der Kontrolle des Computers kann nur dann zu be­friedigenden Er­geb­nissen führen, wenn der Algorithmus

  1. den gesamten Formen­bestand beherrscht und
  2. alle (geläufigen) Formen­varianten akzeptiert.
Grammatiken, Regeln und Lernwille genügen leider nicht, den gesamten Formen­bestand regelhaft ableiten zu können, da die in Nach­schlage­werken an­ge­gebenen Beispiele nicht immer generalisier­bar sind. Bei­spiels­weise gibt der Duden(21. Auflage 1996) keine Auskunft über die nicht problemlos aus dem Infinitiv ableitbare 1. Person Singular Präsens von "wissen". Die Vielzahl der Regeln, die Ver­änderungen des Basis­morphems verlangen oder Elisionen erzwingen, erlauben oder verbieten, ist für den Lerner nur schwer zu über­blicken (messen, du misst (vor der Reform: mißt), er maß, gemessen, miss! (vor der Reform: miß!), wandeln: ich wandle).

Die Fähigkeit des Algorithmus, alle Verbformen erzeugen zu können, bildet die Basis für ein Nach­schlage­werk sämtlicher Formen des Verbs im Präsens und im Präteritum sowohl im Indikativ als auch im Konjunktiv. Auch die Infinitive, Imperative und die beiden Partizipien fehlen nicht. Die physisch im Computer vor­handenen Listen sind auf ein Minimum beschränkt.

ursprüngliche Präsentation der Verbformen im alten DOS-Programm
ursprüngliche Präsentation der Verbformen im alten DOS-Programm

Algorithmus und Formenbildung

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