Markierung der Vokallänge in der deutschen Orthographie

- Diskussion zur Rechtschreibreform -


Thorsten Meinecke
schrieb in de.etc.sprache.deutsch:
... Ebenso kennzeichnet die neue Eszet-Regelung eine Anzahl bisher unmarkierter Vokallängen in ihrer Schreibung,
was sicher zu begrüßen ist, auch wenn das Schriftbild oft noch etwas gewöhnungsbedürftig ist.
andere (die Homographen Weg /we:k/ und weg /wek/) bleiben uns erhalten.
Da sollte vielleicht auch die ck-Problematik erst noch einer Lösung zugeführt werden, damit weckwerfen nicht später erneut reformiert werden muß!

Es gibt derzeit noch mehr "Verstöße" gegen die allgemeine Regel der Markierung von langen und kurzen Vokalen:

Z. B. markiert ch leider generell keine Vokallänge
Sprache - Sache, Bruch - Buch, usw.
und bei tsch gibt es folgende Ausnahmen:
Latschen latschen Bratsche Watsche watscheln tratschen zutschen

Durch Doppelschreibung des Vokals könnte hier Klarheit geschaffen werden. Wäre das nicht ein Vorschlag für die nächste Reform (die vom Jahr 2095??)

Wachs-Tube oder Wach-Stube?

Ausgehend von der Schrift lassen sich für die Buchstabenkombination chs derzeit folgende Ausspracheregeln für das darin enthaltene ch geben:
  1. Wenn chs im Wortstamm auftritt, ist ch immer [k].
  2. Wenn das s von chs nicht zum Stamm gehört wird ch als [ç] bzw. [x] gesprochen. s kann dabei
Der Fall 1) tritt nur bei einer Handvoll Wörtern auf, die aber mitsamt ihren Ableitungen relativ häufig gebraucht werden und einen wesentlichen Bestandteil unseres Grundwortschatzes bilden, darunter ein Zahlwort (sechs), Bezeichnungen von Körperteilen (Achsel, Hachse), Tier- und Pflanzennamen (Dachs, Eidechse, Fuchs, Lachs, Luchs, Ochse; Buchs) und Begriffe der frühen Technik (Achse, Deichsel).

Thorsten Meinecke
schlägt vor:
Wäre es nicht an der Zeit, diesen etymologische Zopf abzuschneiden und konsequent (wie schon im Bairischen: Haxe) an dieser Stelle dem unterrepräsentierten Buchstaben -x- zu mehr Geltung zu verhelfen, ihn also für den Laut/die Lautkombination einzusetzen, für welche er eigentlich stehen soll? Waxtube und Wachstube!

Mein Reformvorschlag als Wortliste:

Achse, Achsel       Axe, Axel
Buchs, Buchse       Bux, Buxe,
Büchse              Büxe    
Dachs               Dax
Deichsel            Deixel
Drechsler           Drexler
Eidechse            Eidexe
Echse               Exe
Fuchs               Fux
Hachse              Haxe
Lachs               Lax
Luchs               Lux
Ochse               Oxe
sechs               sex (aber: sechzehn)
Wachs, wachsen      Wax, waxen 
Wuchs               Wux
wichsen             wixen
Wechsel             Wexel
Horst Rothe meint dazu:
Ich bin froh, daß nach der Neuregelung nun Eszet/ss eine Vokallängenmarkierung entsprechend der allgemeinen Regel vornimmt. Dein Vorschlag macht das Dilemma mit dem x bei der Vokallängenmarkierung deutlich. Das x markiert - soweit ich das ohne Tiefenprüfung beurteilen kann - den vorangehenden Vokal immer als kurz, obwohl es sich um einen Einzelkonsonanten (aber 2 Laute!) handelt. Wir würden also bei den von Dir vorgeschlagenen Wörtern diese Irregularität zementieren!

Sollte man also lieber auf das x verzichten und ks schreiben? Das Schriftbild wüde sich dadurch sicher nicht unerheblich ändern! Aber auch da gibt es Probleme:
"wuchs" (mit langem u) wäre in wuks kurz markiert! Hier schiene mir wux angebracht. Die Liste der Wörter mit chs müßte noch vervollständigt werden.

Man sieht an solchen Beispielen, wie schwierig es ist, sinnvolle Neuregelungen zu finden.


Horst Rothe
rotheh@rz.uni-leipzig.de
letzte Änderung: 09.10.1997 seit 24.07.1996