Rektions-Bindungs-Theorie: Frage 1: Ich kann die Lesart, in der nicht 'John' Agens von 'believe' ist, sondern der Sprecher, nicht nachvollziehen (Folie 30, Transformationelle Komponente, Logische Form). Könnten Sie das evtl. nochmal erläutern?

Antwort: Die Lesarten unterscheiden sich darin, wem der Glaube an die Existenz der Person, die von *someone* denotiert wird, zugeschrieben wird: dem Sprecher oder John. Vielleicht etwas klarer sind folgende Paraphrasen:

(1) a. Es gibt ein x, x eine Person, so dass John glaubt, dass x im Keller ist.
(Sprecher glaubt an die Existenz von x)
b. John glaubt, dass es ein x gibt, x eine Person, so dass x im Keller ist.
(John glaubt an die Existenz von x, der Sprecher nicht notwendigerweise)

Frage 2: Ich habe die LF bis jetzt als abgetrennt von der Syntax verstanden. Im Chinesisch-Beispiel hat eine abstrakte Bewegung allerdings Ungrammatikalität zur Folge. In (23b-c) erfolgt ebenfalls abstrakte Bewegung, die die Sätze auch unter der intendierten Lesart inakzeptabel macht, aber der Satz (23-a) bleibt akzeptabel und grammatisch (Folie 28, Transformationelle Komponente, Logische Form). Inweiweit ist abstrakte Bewegung also bedeutsam für die Grammatikalität eines Satzes?

Antwort: Bewegung zur LF hin ist eine ganz normale syntaktische Bewegung, nur dass man sie nicht hören kann, weil sie nach der Bildung der S-Struktur erfolgt. Als eine solche Bewegung sollte sie damit auch den Beschränkungen für Move-alpha unterliegen, was wiederum durch (21-a-c) suggeriert wird. Ich habe jetzt auf Seite 3 nochmal etwas deutlicher gemacht, dass LF (und die Repräsentationen bis dahin) als syntaktische Repräsentationen gelten. (23-a) ist die S-Struktur, das was man hört. Davon ausgehend können zwei LFs durch zweifache Anwendung von QR (eine Instanz von Move-alpha) gebildet werden: (23-b,c). Die LFs generieren verschiedene Bedeutungen, erfüllen aber beide alle Beschränkungen für Bewegung (d.h. (23-a) wird unter beiden Lesarten als grammatisch beurteilt).

Synthese II: GB und Harmonischer Serialismus (zyklisch: der Satz): Frage 1: Ich Q-Mark als Beschränkung nicht richtig verstanden. Welche Phänomene soll sie ableiten? Welche Elemente tragen [Q+] und wie wird es zugewiesen? Wie sähe dabei eine korrekte FP Struktur aus?

Antwort: Q-Mark sorgt unter anderem daf¨r, dass sich (wenigstens) eine W-Phrase nach SpecF bewegt. Dort kann sie dann ihr Merkmal [+Q] (Q = question) auf den F-Kopf vererben (via Spezifikator-Kopf-Kongruenz), und dieser wiederum das Merkmal an seine Schwester zuweisen (durch einen nicht näher spezifizierten Prozess). Eine entsprechende Struktur wäre

(1) [FP wh[+Q] [F' F[+Q] [VP ... ]]]

Frage 2: Bei der W-Bewegung in eingebetteten Fragen im Tschechischen sind in dem Bäumen in (20) zwei FPs, bzw. eine tiefere Struktur als ich erwartet habe. Können Sie mir sagen, wie der Baum aussieht, wenn die Lexeme eingesetzt sind?

Antwort: Das Beispiel ist ein bisschen unglücklich gewählt, da abstrakt. Die eingebettete FP ist der Satz, aus dem herausbewegt wird, in die obere FP. Aber auch die obere FP ist selber eingebettet. Man kann sich vorstellen, dass (20-a,b) die (eingebetteten) Strukturen von einer Kette wie der in (2-a,b) repräsentiert (deutsche Lexeme, tschechische Syntax):

(2) (Petr möchte wissen ...)
a. ... [FP was [F' F [VP wer [VP Pavel [V' glaubt [FP F-dass t sah t ]]]]]]
b. ... [FP [ was wer ] [F' F [VP Pavel [V' glaubt [FP F-dass t sah t ]]]]]

Frage 3: In den Folien zum Thema Synthese II GB und Harmonischer Serialismus kam bei mir eine Verständnisfrage zu Q-Mark auf. Es geht um Tabelle T3, Folie 13. Ich verstehe nicht, warum O2 die Bedingung Q-Mark nicht verletzt, aber O3 schon. Insbesondere verbleibt *kogo* in O2 in situ. Warum verstößt dies nicht gegen die Bedingung Q-Mark?

Antwort: Das erschließt sich tatsächlich nicht ohne weiteres aus den Folien, und auch bei Ackema und Neeleman (1998) muss man hier ein wenig zwischen den Zeilen lesen (vgl. insbesondere Seiten 455-456 und Abschnitt 3.4). Zunächst einmal: O3 verletzt Q-Mark, weil der funktionale Kopf F, der [+Q] über Spezifikator-Kopf-Kongruenz mit der W-Phrase erhalten hat, dieses Merkmal nicht an eine Konstituente weitergeben kann, die eine Proposition ist. F kann [+Q] nur an seine Schwester weitergeben. Die Schwester von F ist aber eine VP, die eine *bewegte* W-Phrase (*kogo*) enthält. W-Phrasen werden, wenn sie bewegt wurden, automatisch als Operatoren gedeutet, und damit ist diese VP eine indirekte Frage (und keine Proposition). Wenn man das voraussetzt, dann wird auch klar, wieso O2 Q-Mark nicht verletzt, obwohl die VP, an die [+Q] zugewiesen werden soll, auch eine W-Phrase (wieder *kogo*) enthät. Denn dort ist diese W-Phrase nicht bewegt worden, sondern verbleibt in ihrer D-Struktur-Position. (In dieser Position wird sie dann durch den Prozess der unselektiven Bindung interpretiert; das ist aber nicht so wichtig.) Wichtig ist, dass damit die VP als Proposition gilt, wodurch Q-Mark erfüllt ist.