Wann erlebt man eine Tätigkeit als anstrengend? Der Einfluß motivationaler und volitionaler Steuerungslagen

Kurt Sokolowski

Psychologie im Fb. 13, Universität Dortmund
Emil-Figgestr. 50, 44221 Dortmund
E-Mail: sokolowski@nvl1.fb13.uni-dortmund.de

Erfolgreiches zielgerichtetes Handeln hat zwei Voraussetzungen: erstens muß prinzipiell die Fähigkeit zum Handeln vorhanden sein (strukturelle Komponente); zweitens muß im Augenblick der passenden Gelegenheit die Aufmerksamkeit auf die handlungsrelevanten Aspekte gelenkt werden sowie die Handlungsenergetisierung erfolgen (dynamische Kompente). Letzteres kann wiederum automatisch ablaufen oder kontrolliert geschehen. Im ersten Fall handelt es sich um eine motivationale, im zweiten Fall um eine volitionale Steuerungslage. Eine motivationale Steuerungslage ist dadurch gekennzeichnet, daß das Handeln wie von allein abläuft und somit ein Anstrengungserleben entfällt (“Flußerleben”). Die situativ angeregten Motive konfigurieren hier die zur Handlungsausführung notwendigen strukturellen und dynamischen Komponenten. Wenn dagegen die situativ angeregten Motive für die Handlungsausführung ungünstig sind, ist eine volitionale von Anstrengungserleben begleitete Handlungssteuerung notwendig. Die Untersuchungshypothese war, daß sich Personen mit einer hohen Motivausprägung in einer entsprechenden gleichthematischen Situation in einer motivationalen Steuerungslage befinden, wogegen Personen mit niedriger Motivausprägung in denselben Situationen ihr Handeln volitional steuern müssen. Um dies empirisch zu prüfen, wurde im ersten Teil einer zweiteiligen Studie das Anschluß-, Leistungs- und Machtmotiv der Probanden (N = 51) mittels der Gitter-Technik erhoben. Aufgrund der Motivkennwerte wurden für jedes Motiv Personengruppen mit hoher und niedriger Motivausprägung gebildet. Eine Woche später wur-den den Probanden zwölf aus der "Ich"-Perspektive beschriebene Situationen vorgegeben: vier anschluß-, vier leistungs- und vier machtthematische Szenarien. In jeder Situation skalierten die Probanden die Intensität ihrer Emotionen, Art und Häufigkeit ihrer Gedanken, die erlebte Anstrengung sowie das Zeiterleben jeder Situation. Die Ergebnisse, über die berichtet wird, können die Hypothesen weitgehend bestätigen.

Referat in der Gruppe Motivation, Mittwoch, 31. März 1999, 11:30, HS 14

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