Kurzfristiges Behalten visueller Reize: merkmalsspezifische und -unspezifische Interferenzeffekte

Gilbert Mohr & Johannes Engelkamp

FR-Psychologie, Universitaet Saarbruecken
Postfach 151150, 66041 Saarbruecken
E-Mail: gilbert@rz.uni-sb.de

In Untersuchungen zu Arbeitsgedaechtnisfunktionen lassen sich Dissoziationen zwischen visuell-raeumlichen und visuell-nichtraeumlichen Aufgaben demonstrieren. Elektrophysiologische Daten sprechen dafür, dass raeumliche und nicht-raeumliche visuelle Informationen in unterschiedlichen neuronalen Strukturen des praefrontalen Kortexes gespeichert werden. Delayed discrimination Anordungen, in denen nichtraeumliche visuelle Merkmale gespeichert werden mussten, sprechen darueber hinaus fuer merkmalsspezifische Speicherstrukturen innerhalb eines nichtraeumlichen Subsystems.
In einer Serie von Experimenten wurde versucht, merkmalsspezifische Dissoziationen in delayed discrimination Aufgaben zu demonstrieren. Die Versuchspersonen sollten die Uebereinstimmung zweier Reize bezueglich ihrer Helligkeit bzw. bezueglich elementarer Formmerkmale beurteilen. Die beiden zu vergleichenden Reize trennte ein Retentionsintervall von 6 s. Unter Kontrollbedingungen wurden im Retentionsintervall keine Reize praesentiert. Die Leistung unter Kontrollbedingungen wurde verglichen mit der Leistung unter verschiedenen Interferenzbedingungen. In der passiven Interferenzbedingung wurden Reize praesentiert, aber keine Reaktion auf diese Reize gefordert. In der aktiven Interferenzbedingung wurde eine Reaktion auf die Reize gefordert.
Fuer Helligkeitsurteile lassen sich merkmalsspezifische Interferenzeffekte zeigen. Diese merkmalsspezifischen Interferenzeffekte sind unabhaengig von der Art der Interferenzbedingung (aktiv vs. passiv). Fuer elementare Formmerkmale lassen sich keine Effekte der passiven Interferenzbedingung, wohl aber Effekte der aktiven Bedingung beobachten.
Die Ergebnisse sprechen dafuer, dass elementare visuelle Merkmale (Helligkeit) nicht gegen Einflüsse irrelevanter Reize geschuetzt werden koennen. Das trifft für kategoriale visuelle Merkmale (Formmerkmale) nicht zu. Die Befunde unterstuetzen Modelle visuell-raeumlicher Arbeitsspeicherfunktionen, die nicht nur horizontale merkmalsspezifische Differenzierungen fordern, sondern auch vertikale verarbeitungsspezifische.

Referat in der Gruppe Arbeitsgedächtnis, Mittwoch, 31. März 1999, 11:00, HS 17

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