Objektzentriertes Inhibition of Return (IOR) in dynamischen Displays

Adrian von Mühlenen & Hermann J. Müller

Institut für Allgemeine Psychologie, Universität Leipzig
Seeburgstraße 14-20, 04103 Leipzig
E-Mail: vonmuehlenen@uni-leipzig.de

Nach Tipper, Driver und Weaver (1991) könne Selektionsmechanismen der visuellen Aufmerksamkeit auf objektzentrierte interne Repräsentationen zugreifen. Dieser Vorschlag basierte auf einem dynamischen Cueingparadigma mit drei gleichabständigen, sich im Kreis bewegenden Objekten, das Evidenz für objektzentriertes IOR erbrachte: Die Reaktionszeit auf einen Entdeckungsreiz war länger, wenn dieser im zuvor durch den Cue indizierten, aufgemerkten, Objekt erschien, auch wenn sich das Objekt in der Zwischenzeit an eine andere Stelle bewegt hatte.
Experiment 1 untersuchte, inwieweit die Erfahrung der Versuchsperson mit visuellen Entdeckungsaufgaben den IOR-Effekt beeinflussen kann. Es zeigte sich, dass objektzentriertes IOR nur bei unerfahrenen Versuchspersonen auftritt. In Experiment 2 wurde die Objektqualität der Stimuli variiert (verschiedenfarbige Quadrate oder schematische Gesichter) und die erste Versuchsitzung mit der zweiten verglichen (Übungsvariable). Es zeigte sich, dass der objektbasierte IOR-Effekt bereits in der zweiten Sitzung nicht mehr nachweisbar war, für beide Arten von Stimuli. In Experiment 3 wurden die Versuchspersonen durch gelegentliche Abfrage veranlasst, sich auf die differentiellen Objekteigenschaften (Farbe oder Gesichtsausdruck) zu konzentrieren. Trotz dieser Massnahme verschwand der IOR-Effekt nach der ersten Sitzung. In Experiment 4 wurde der Einfluss der Objektqualität weiter untersucht. Bei ungeübten Vpn nahm die Grösse der objektbasierten IOR-Effekte mit der Qualität der Objekte zu.
In ihrer Gesamtheit weisen diese Resultate darauf hin, dass objektzentrierte IOR-Effekte abhängig von der Objektqualität sind (d.h., ob die Versuchsperson die Objekte als „Objekte" konstruiert werden) und dass die Objektqualität im Verlaufe der Übung in den Hintergrund tritt zugunsten einer Optimierung der Entdeckungsleistung. Mit anderen Worten: der dynamische, objektzentrierte IOR-Effekt ist abhängig von der Aufgabenstrategie.

Referat in der Gruppe Räumliche Aufmerksamkeit, Mittwoch, 31. März 1999, 11:30, HS 22

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