Vertrauen Kinder anderen Kindern, wenn sie sich selbst vertrauen?

Liliane Stegmann & Margit Oswald

Psychologisches Institut Universität Bern
Liliane Stegmann, Gurtenweg 51, CH-3095 Spiegel b. Bern
E-Mail: liliane.stegmann.1@sm-philhist.unibe.ch

Vertrauenstheorien gehen im Allgemeinen davon aus, dass Selbstvertrauen das Vertrauen in andere fördert. Wenn man jedoch das Fremdvertrauen danach unterscheidet, ob Personen in die Absichten oder aber in die Kompetenz des anderen Vertrauen haben, so ist zu fragen, ob Selbstvertrauen vielleicht nur mit Absichtsvertrauen, nicht aber mit Kompetenzvertrauen in andere positiv korreliert. Insbesondere in sozialen Dilemma-Situationen, in denen das Risiko eines absichtlichen Vertrauensmissbrauchs besteht, ist zu vermuten, dass Personen mit hohem Selbstvertrauen das Risiko des Missbrauchs geringer einschätzen. Hingegen gibt es keinen Grund für sie, die Kompetenz des "Konkurrenten" höher einzuschätzen als Personen mit niedrigem Selbstvertrauen.
Es wurde ein Klassenwettbewerb durchgeführt, welcher von den Konkurrenten auch ein Minimum an Kooperation forderte. Jeweils zwei Kinder mussten sich nacheinander eine zuvor eingeübte, unterschiedliche Faltfigur erklären. Es gewann dasjenige Kind, welches die vom anderen Kind erklärte Figur besser faltete. Somit ging das zuerst erklärende Kind das Risiko ein, vom Wettbewerbspartner anschliessend absichtlich eine schlechte Erklärung zu bekommen.
Die Vpn wurden anhand eines Vortestes in Gruppen mit hohem, mittlerem und tiefem Selbstvertrauen eingeteilt. Nachdem sie einen Vertrauensvorschuss geleistet hatten, wurde das Absichts- und das Kompetenzvertrauen situativ und situationsunabhängig erhoben.
Die Resultate belegen, dass Absichts-und Kompetenvertrauen offensichtlich Verschiedenes messen. Weiterhin konnte bestätigt werden, dass Kinder mit niedrigem Selbstvertrauen signifikant weniger den Absichten des anderen Kindes vertrauten als Kinder mit hohem Selbstvertrauen, während sich beim Kompetenzvertrauen keine Gruppenunterschiede nachweisen lassen.
Es wird diskutiert, welche praktischen Konsequenzen die Ergebnisse für den Schulalltag haben.

Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Meinung und Einstellung II, Mittwoch, 31. März 1999, 15:00, HS 18

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