Zeitliche Mechanismen in der Tonhöhenwahrnehmung

Christian Bering

Institut für Allg. Psy. I, Universität Leipzig
Seeburgstr. 14-20, 04103 Leipzig
E-Mail: cb@uni-leipzig.de

Während die spektrale Signalverarbeitung des Innenohrs bei der Tonhöhenwahrnehmung bereits recht gut erforscht ist, sind die dazu komplementären Mechanismen der temporalen Analyse Gegenstand aktueller Untersuchungen. In psychophysischen Experimenten benutzten Kaernbach & Demany (1998) hier Klickfolgen, die durch Filterung und Rauschunterlegung auf ihre temporal auflösbaren Bestandteile reduziert worden waren. Diese Signale haben gegenüber sinusförmig amplitudenmodulierten Stimuli den Vorteil höherer zeitlicher Präzision und Flexibilität.
In den vorliegenden Experimenten werden diese Stimuli analog zur Untersuchung von Houtsma & Smurzynski (1990) verwandt, um Obertonkomplexe verschiedener Frequenzen zu synthetisieren und den just noticeable difference (JND) der Tonhöhe in Abhängigkeit von der niedrigsten im Stimulus präsentierten Harmonischen zu bestimmen.
Es wird gezeigt, daß sich wie bei Houtsma & Smurzynski ein auf zwei Mechanismen der Tonhöhenwahrnehmung hindeutender Verlauf des JND in zwei 'Plateaus' herausbildet, also für bestimmte Verhältnisse von Grundfrequenz und niedrigster Harmonischer die Tonhöhe ausschließlich temporal bestimmt wird. Dieses Ergebnis wird im weiteren benutzt, um zu zeigen, daß auch bei solchen Stimuli eine Unterscheidung musikalischer Intervalle möglich ist, mithin von einem "musical pitch" gesprochen werden kann.

Referat in der Gruppe Auditive Wahrnehmung, Mittwoch, 31. März 1999, 14:30, HS 20

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