Problemloesen mit "Kausalverstaendnis" bei Elstern

Christian Prehn, Helmut Prior & Onur Guentuerkuen

AE Biopsychologie, Ruhr-Universitaet Bochum
44780 Bochum
E-Mail: helmut.prior@ruhr-uni-bochum.de

Die Frage, inwieweit kognitive Leistungen von Tieren auf ein Verstaendnis von "Kausalitaet" hinweisen, wird bei Primaten u.a. mit der "tube and trap"-Aufgabe untersucht. Dabei befindet sich in einer transparenten Roehre eine Futterbelohnung, welche das Versuchstier erlangen kann, indem es mit Hilfe eines Stocks die Belohnung aus der Roehre stoesst. An einer Stelle der Roehre ist ein Loch im Boden, durch welches die Belohnung fuer das Versuchstier unerreichbar fallen kann, so dass dieser Aspekt in die Planung der Handlung einbezogen werden muss. Waehrend Schimpansen eine solche Aufgabe gut loesen (Limongelli et al., 1995, J. Comp. Psychol. 109, 18-26), ist dies bei Kapuzineraffen nicht der Fall (Visalberghi & Limongelli, 1994, J. Comp. Psychol. 108, 15-22). Mit einer analogen Aufgabe untersuchten wir das Problemloesen bei Elstern (Pica pica). Da diese Voegel beim Manipulieren vor allem ziehende Bewegungen machen, wurde die Aufgabe so angepasst, dass die Tiere die Futterbelohnung an einem Faden aus der transparenten Roehre ziehen konnten, wobei eine Zwischenwand in der Roehre erfolgreiche Loesungen nur in eine Richtung zuliess, so dass dieses in die Handlungsplanung einbezogen werden musste.
Die Elstern erlernten die Aufgabe schnell und waren auch dann erfolgreich, wenn die Stellung der Zwischenwand systematisch variiert wurde, so dass eine Problemloesung mit Hilfe einer blossen Distanzregel nicht moeglich war. Da Schimpansen, nicht aber Kapuzineraffen eine analoge Aufgabe meistern, deutet das Abschneiden der Elstern auf eine vergleichsweise hohe Faehigkeit zur Handlungsplanung bei dieser Rabenvogelart hin.

Referat in der Gruppe Denken und Problemlösen II, Dienstag, 30. März 1999, 14:30, HS 20

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