Motivationale Auswirkungen beruflicher Ideale

Günter W. Maier & Joachim C. Brunstein

Institut für Psychologie der Ludwig-Maximilians Universität München
Leopoldstr. 13, 80802 München
E-Mail: maierg@psy.uni-muenchen.de

In dieser Studie wurde der Einfluß beruflicher Ideale auf die Motivation untersucht. Wir nahmen an, daß Personen, denen eine geringe Diskrepanz zu einem beruflichen Ideal salient gemacht wurde, nachfolgend berufsrelevante Aufgaben hoch motiviert bearbeiten sollten. Demgegenüber sollten Personen mit hoher Ideal-Diskrepanz eine geringere Aufgabenmotivation zeigen. Diese Auswirkungen der Ideal-Diskrepanz sollte darüber hinaus durch das Commitment an das Studienfach moderiert werden: Eine geringe Diskrepanz zusammen mit hohem Commitment sollte zu hoher Motivation führen, im Gegensatz zu hoher Diskrepanz bei geringem Commitment. Diese Fragestellung wurde mit einem ATI-Design an einer Stichprobe von N=69 BWL-Studenten überprüft. Das Studiencommitment wurde über einen Fragebogen erhoben. Die Ideal-Diskrepanz wurde durch zwei Experimentalgruppen und eine Kontrollgruppe manipuliert. Beide Experimentalgruppen sollten sich zuerst ein berufliches Ideal ("ideale Führungskraft") vergegenwärtigen. Anschließend wurden die Teilnehmer (TN) der Gruppe mit dem positiven Fokus aufgefordert, die drei Merkmale zu nennen, deren Erwerb ihnen besonders leicht fallen würde. In der Gruppe mit dem negativen Fokus nannten die TN die Merkmale, deren Erwerb ihnen besonders schwer fallen würde. Die Kontrollgruppe notierte die Merkmale idealer Mitarbeiter in einer Organisation. Nachfolgend nahmen die TN aller Gruppen schriftlich Stellung zu Problemfällen aus dem privaten oder beruflichen Kontext. Wie erwartet, arbeiteten die TN aus der Gruppe mit dem positiven Fokus zeitlich länger an den Berufsfällen und notierten mehr Worte zu den Berufsfällen, als die Gruppe mit dem negativen Fokus oder die Kontrollgruppe. Dieser Effekt war besonders bei Personen mit hohem Commitment ausgeprägt. Die Ergebnisse der Studie spezifizieren die motivationale Rolle von Idealen in Bereichen hoher persönlicher Bedeutsamkeit.

Referat in der Gruppe Motivation, Mittwoch, 31. März 1999, 11:00, HS 14

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