Zur Wirkungsweise mehrtaegiger Rennstreckentrainings fuer Motorradfahrer

Hartmut Kerwien

Universitaet Bielefeld, Abteilung fuer Psychologie
Postfach 100131, D-33501 Bielefeld
E-Mail: hartmut.kerwien@post.uni-bielefeld.de#http://hartmut.kerwien@post.uni-bielefeld.de#

Allgemein sollen Sicherheitstrainings Risikoeinstellungen in die Richtung einer groesseren Sicherheitsorientierung veraendern. Dem steht eine haeufig geaeusserte Vermutung ueber einen gegenteiligen Effekt gegenueber. Einige Anbieter konzentrieren sich auf Rennstreckentrainings, um vor allem sportlich orientierte Fahrer anzusprechen. Diese Trainings bestehen anbieterspezifisch aus einem mehr oder weniger intensiv betriebenen, reinen Sicherheitstraining mit der anschliessenden Moeglichkeit, begleitet auf der jeweiligen Rennstrecke, Fahrerfahrungen zu sammeln. Bislang ist ueber die Wirkung solcher Trainings wenig bekannt.
Fuer die Wirksamkeitsuntersuchung wurde ein Fragebogen entwickelt, der neben demographi schen Angaben, Fragen zur Motorradnutzung, Unfaellen und Fahrstil enthielt. Einstellungen und Motivationen wurden ebenso erfragt wie situationale Einschaetzungen wichtiger Risikovariablen. So beinhaltete der Einstellungsfragebogen Kompetenz- und Kontrollskalen, Skalen zur Risikobereitschaft sowie zu fahrdynamischen Aspekten, fahrerischer Leistung, Eskapismus, Flusserleben, Rivalismus etc. Um situationale Risikoeinschaetzungen zu erhalten, wurden typische Motorradsituationen geschildert, in denen eine Risikoverhaltensentscheidung gefordert ist. Die situationsgebundenen Variablen bezogen sich auf Kompetenz- und Kontrolleinschaetzungen, subjekti ves Risiko, Risikoanreiz, Unfallwahrscheinlichkeit, Schaden, Angst vor einem Unfall und subjektive Normen.
Der erste Erhebungszeitpunkt lag in der Woche vor dem Trainingsbeginn. Direkt nach dem Training wurde der Fragebogen ein weiteres mal vorgegeben. Um laengerfristige Auswirkungen erfassen zu koennen, wurden die Teilnehmer acht Wochen nach dem Training noch einmal kontaktiert. Um den Einfluss zwischenzeitlichen Geschehens kontrollieren zu koennen, wurde zum Zeitpunkt der zweiten Nacherhebung eine Kontrollgruppe befragt, die bis zu diesem Zeitpunkt keine Trainingserfahrung aufwies.
Die Ergebnisse zeigen, dass es bemerkenswerte kurzfristige Wirkungen auf der Einstellungsebene gibt. Laengerfristige Einstellungsveraenderungen liessen sich allerdings nicht auf das Training sondern auf zwischenzeitliches Geschehen (2 Monate Fahrpraxis) zurueckfuehren. In einigen Einstellungsbereichen wirkte das Training "beschleunigend" auf Einstellungsveraenderungen, die sich auch ohne Training nach 2 Monaten eingestellt haetten. Auf Grundlage dieser Ergebnisse sollen Konsequenzen zur strukturellen Umgestaltung solcher Trainings diskutiert werden.

Referat in der Gruppe Verkehrspsychologie, Mittwoch, 31. März 1999, 14:00, HS 21

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