Mechanismen der streßinduzierten Veränderung von sIgA im Speichel

Alexandra Lucks, Christiane Köhres, Jürgen Hennig & Petra Netter

Fachbereich Psychologie, Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghelstr. 10, D-35394 Gießen
E-Mail: juergen.hennig@psychol.uni-giessen.de

In verschiedenen psychobiologischen Untersuchungsansätzen wird sekretorisches Immunglobulin A (sIgA) im Speichel herangezogen. Es wird implizit davon ausgegangen, daß Veränderungen der Proteinkonzentrationen Rückschlüsse auf die Immunreagibilität im Bereich des oberen Respirationstraktes zulassen. Hinsichtlich entspannungsinduzierter Veränderungen ist die Befundlage auch homogen, Streßuntersuchungen hingegen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Während milde Formen psychischer Belastung eher mit Reduktion der sIgA-Sekretionsrate verbunden sind, führen intensivere Stressoren offensichtlich zu einer Zunahme. Bezüglich des immunologischen Mechanismus ist aus psychoneuroimmunologischen Studien nicht bekannt, ob psychische Stimulationen die Antikörperproduktion oder den Transport von sIgA in den Speichel über die sekretorische Komponente (SC) beeinflussen. Die Rolle der Katecholamine als Indikator einer sympathischen Aktivierung ist ebenfalls bislang nicht sukzessive geprüft worden, obwohl es naheliegt, anzunehmen, daß die unterschiedliche Richtung der Veränderungen in Abhängigkeit von der Intensität der Belastung noradrenerg vermittelt sein könnte, da lokale Plasmazellen über beta2-Rezeptoren verfügen.
In der vorliegenden Studie wurden insgesamt 40 männliche Probanden einer modifizierten Form des „mental arithmetic"-Streß unterzogen und zusätzlich entweder einer Placebo- oder Betablocker-Behandlung (30 mg +/- Pindolol) zugeführt.
Die Ergebnisse zeigen, daß die Streßbedingung nicht nur subjektiv, sondern auch im Hinblick auf objektive Parameter wirksam war. Pindolol reduziert deutlich den Zuwachs der subjektiven Erregung und denjenigen der Herzrate. Während auch in dieser Studie die sIgA-Konzentrationen streßbedingt ansteigen, zeigt sich unter Pindolol eine deutliche Reduktion des Effektes. Desgleichen verursacht Streß eine Erhöhung der Konzentration der SC, Pindolol hat jedoch im Gegensatz zu den sIgA-Befunden einen global reduzierenden Effekt, d.h. reduziert unabhängig von der Streßphase die Konzentrationen der SC.
Zusammengefaßt zeigt sich, daß den pharmakologisch induzierten Variationen streßvermittelter Effekte auf sIgA und SC offensichtlich unterschiedliche Mechanismen zugrundeliegen, die Gegenstand der Diskussion sind.

Referat in der Gruppe Psychopharmakologie/ -endokrinologie, Mittwoch, 31. März 1999, 10:30, HS 15

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