Prädiktoren des Rauchverlangens: Der Einfluß der Persoenlichkeit auf das Craving

Martin Reuter & Petra Netter

Institut fuer Psychologie I (Biologische- und Klinische-Psychologie), Universitaet Wuerzburg
Domerschulstrasse 13, 97070 Wuerzburg
E-Mail: reuter@psychologie.uni-wuerzburg.de

Die Rolle des dopaminergen (DA) Systems auf emotionale Prozesse und seine Bedeutung fuer die verstaerkende Wirkung psychotroper Substanzen mit Suchtpotential ist ein in der Literatur gut abgesicherter Befund, der jedoch vorwiegend aus tierexperimentellen Untersuchungen stammt.
Die vorliegende pharmakopsychologische Humanstudie untersuchte den Einfluß des dopaminergen (DA) Systems auf das Rauchverlangen. Das DA-System wurde mittels eines DA-Agonisten (Lisurid) und eines DA-Antagonisten (Fluphenazin) stimuliert und das Rauchverlangen nach Nikotindeprivation mittels drei verschiedener Craving-Maße erfaßt. Gerichtete Hypothesen in Bezug auf die Wirkrichtung der dopaminergen Substanzen wurden a priori nicht aufgestellt. Die pharmakologische Behandlung erfolgte als Meßwiederholungsplan und war placebo-kontrolliert (N=36 maennliche Raucher).
Als mögliche Mediator- bzw. Moderatorvariablen des Rauchverlangens wurden zahlreiche Persönlichkeitsmaße sowie peripherphysiologische und biochemische Maße erhoben.
Neben einer Analyse der Haupteffekte der Substanzen wurde in einem multivariaten Ansatz versucht, die wichtigsten Prädiktoren des Rauchverlagens nach Manipulation des DA-Systems zu ermitteln. Der Schwerpunkt bei der Erstellung der Praediktionsmodelle lag auf dem multimethodalen statistischen Vorgehen. Anhand drei verschiedener multivariater Verfahren (Diskriminanzanalyse, Logistische Regression und Praediktions-KFA) mit unterschiedlich restriktiven Voraussetzungen an das Datenmaterial wurde versucht, konsistente Praediktoren fuer die Zuordnung in Probanden mit hohem/niedrigem Rauchverlangen unter DA-Agonist und DA-Antagonist zu ermitteln.
Als konsistente Praediktoren des Rauchverlangens setzten sich folgende Persoenlichkeitsdimensionen und biochemische Masse ueber alle drei statistischen Methoden durch: unter Lisurid: Impulsivitaet, die Sensation-Seeking (SS)-Skala Thrill & Adventure Seeking und der Prolaktinspiegel und unter Fluphenazin: Neurotizismus, SS-Experience-Seeking und SS-Disinhibition.
Diskutiert werden u.a. die Vorteile eines multimethodalen statistischen Vorgehens bei der Ermittlung von Prädiktionsmodellen.

Referat in der Gruppe Psychopharmakologie/ -endokrinologie, Mittwoch, 31. März 1999, 14:00, HS 15

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