Kognititve Prozesse bei Framing-Effekten: Weshalb eine hohe Motivation rationale Entscheidungen verhindern kann

E. R. Igou & H. Bless

Universität Heidelberg, Universität Trier
Hauptstr. 47-51, 69117 Heidelberg
E-Mail: Eric_Igou@psi-sv2.psi.uni-heidelberg.de

In der Entscheidungsforschung wurde oft dokumentiert, dass Präferenzen für Alternativen eines Entscheidungsproblems von der Darstellung dieser Alternativen abhängen, obwohl dies den Axiomen des "rationalen Denkens" (von Neumann & Morgenstern, 1947) widerspricht. In diesem Sinne sind Framing-Effekte zu verstehen, die häufig anhand des "Asian disease"-Problems (siehe Tversky & Kahneman, 1981) beschrieben und mit Hilfe der Prospect Theory (Kahneman & Tversky, 1979) erklärt werden. Die Prospect Theory erlaubt nur begrenzt Ableitungen hinsichtlich der kognitiven Mechanismen, über die Framing-Effekte vermittelt sind, so dass uns hierzu weitere Annahmen erforderlich erscheinen. Wir nehmen an, dass Framing-Effekte u.a. auftreten, weil Personen aufgrund des begrenzten informativen Gehalts der präsentierten Informationen das Entscheidungsproblem mit zusätzlichen Informationen "anreichern". Wir denken, dass dieser Prozess des "going beyond the information given" von einigen Aspekten abhängt, z.B. von der Mehrdeutigkeit des Problems, der zugestandenen Bearbeitungszeit, den impliziten Aufforderungen der Situation, das Problem "anzureichern", der Motivation, sich mit dem Problem zu beschäftigen und einigen Persönlichkeitseigenschaften des Entscheiders. In einer Untersuchung bearbeiteten Vpn das "Asian disease"-Problem. Wurde die Verarbeitungsmotivation experimentell erhöht, trat der Framing-Effekt verstärkt auf. Wir vermuten, dass diese Verstärkung des Framing-Effekts u.a. durch die gesteigerte Anreicherung von Informationen zustande gekommen ist. Das Ergebnis und deren Implikationen sollen diskutiert werden.

Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Meinung und Einstellung I, Dienstag, 30. März 1999, 17:00, HS 18

Zur Programmübersicht

Zur Liste der Postergruppen, Referategruppen und Symposien

Zurück zur Teap '99-Homepage