Wiederholungs-Priming bei der Verifikation komplexer Additionen?

Vinzenz Morger & Dieter Wallach

Psychologisches Institut, Universität Zürich und Institut für Psychologie, Universität Basel
Zürichbergstrasse 43, CH-8044 Zürich
E-Mail: vmorger@methpsy.unizh.ch

Aus der Forschung zum impliziten Gedächtnis ist bekannt, dass bei einer Reihe kognitiver Aufgaben die Wiederholung spezifischer Stimuli zu einer Verarbeitungserleichterung in Form eines Wiederholungs-Primings führt. Eine Sichtung der Literatur zur Automatizität und der Forschung zur kognitiven Arithmetik suggeriert, dass beim Lösen arithmetischer Aufgaben ebenfalls Priming-Effekte beobachtet werden. Es wird angenommen, dass Wiederholungen eine Verschiebung der Vorgehensweise von einer algorithmischen Lösungsstrategie zu einem direkten Abruf der Lösung aus dem Gedächtnis bewirken. In unseren Untersuchungen wurde geprüft, ob bei der Verifikation vorgegebener Additions- und Subtraktionsgleichungen auch dann eine Verarbeitungserleichterung gefunden wird, wenn eine früher bearbeitete Gleichung (z.B. 68 + 27 = 95) in einer transformierten Form (95 - 27 = 68) wiederholt wird. In Experiment 1 wurden Additionen und Subtraktionen in identischer Form wiederholt, ohne dass sich Priming-Effekte nachweisen ließen. Dieses Ergebnis könnte durch die Präsentation einer gemischten Liste von Additionen und Subtraktionen verursacht worden sein, weil dadurch die analytischen Anforderungen der Aufgabe derart ausgeprägt sind, dass der direkte Zugriff auf frühere Episoden nicht genutzt werden kann. In Experiment 2 wurden deshalb ausschließlich Additionsitems vorgelegt um so die analytischen Anforderungen zu verringern. Auch in Experiment 2 konnten keine Performanzunterschiede zwischen der Bearbeitung alter und neuer Gleichungen gefunden werden. Möglicherweise besteht eine Voraussetzung für das Auftreten von Wiederholungs-Priming bei arithmetischen Aufgaben darin, dass eine Gleichung als Einheit repräsentiert wird. Dies scheint bei komplexen Gleichungen (mit zweistelligen Summanden) im Gegensatz zu einfachen Gleichungen (z.B. 7 + 6 = 13) nicht der Fall zu sein. Diese Hypothese wird in gegenwärtig laufenden Experimenten geprüft.

Referat in der Gruppe Denken und Problemlösen II, Dienstag, 30. März 1999, 19:00, HS 20

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