Im S1-S2-Intervall kann ca. 400 ms nach einem Pfeil als S1 eine EEG-Negativierung über dem handmotorischen Areal der Hemisphäre gemessen werden, die kontralateral zur Pfeilrichtung liegt (hier "L-400" genannt = Lateralisierung nach 400 ms). Eimer (JEP:HPP 1995) zeigte dies und deutete die L-400 als automatische Aktivierung der Reaktion im Sinne von Kornblum et al. (JEP:HPP 1990). Um zu klären, ob die L-400 wirklich mit handmotorischer Aktivierung zusammenhängt, ließen wir in getrennten Blöcken Tastendruckreaktionen auf S2 vornehmen wie Eimer (1995), in anderen Blöcken Augenbewegungen (Sakkaden). Außerdem leiteten wir das EEG von mehreren Positionen auf der Kopfhaut ab, nicht nur über dem handmotorischen Kortex.
S1 war ein Pfeil nach links oder rechts (Zufallsfolge), S2 war ein + oder - , 1 s nach dem Pfeil. In verschiedenen Blöcken sollten die Probanden nach dem S2 gemäß dem Pfeil eine rechte/linke Taste drücken ("Hand") oder nach rechts/links blicken ("Auge").
Kontralaterale Negativierung 400 ms nach S1 = L-400 zeigte sich in den Hand-Blöcken über dem handmotorischen Areal. Jedoch lag ihr topografisches Maximum weiter anterior (bei FC3/FC4) als die Negativierung direkt vor der Reaktion (sog. LRP, um und nach S2), deren Maximum bei C3/C4 und C1/C2 lag. Im übrigen war die L-400 in den Hand-Blöcken nicht generell größer als in den Auge-Blöcken.
Die L-400 kann daher nicht automatische Aktivierung der manuellen Reaktion widerspiegeln und ist daher keine Bestätigung des Kornblum'schen Modells. Möglich wäre, dass die L-400, wie schon von Eimer (1995) alternativ diskutiert, Hemmung einer vorschnellen Reaktion ausdrückt, insbesondere Hemmung einer Sakkade, oder dass sie Richtungsverarbeitung widerspiegelt; beides könnte im Zusammenhang mit dem frontalen Augenfeld stehen. (Mit Unterstützung der DFG, Ve 110/7-1 und We 1284/9-1.)
Referat in der Gruppe Psychomotorik II, Dienstag, 30. März 1999, 11:30, HS 20
