Wenn ein bewegter Reiz im visuellen Gesichtsfeld dargeboten wird und die Aufgabe eines Beobachters darin besteht, die wahrgenommenen Reizpositionen zu bestimmten Zeitpunkten anzugeben (z.B. beim Erscheinen oder Verschwinden des Reizes), so weisen die Lokalisationsurteile systematische Fehler auf. Beispielsweise wird beim Erscheinen eines Reizes seine erste wahrgenommene Reizposition in der Bewegungsrichtung verschoben lokalisiert. Dieses als Fröhlich-Effekt bekannte Phänomen wurde seinerzeit von uns mit Aufmerksamkeitsverlagerungen im visuellen Gesichtsfeld in Verbindung gebracht and -zumindest anteilig- erklärt (Müsseler & Aschersleben, Perception & Psychophysics, 1998, 60, 683-695). Eine vergleichbare Erklärung läßt sich aber auf Lokalisationsfehler in der Mitte (sog. Hazelhoff-Effekt) oder am Ende der Bewegung (sog. Repräsentationales Momentum) nicht anwenden. Die vorliegende Studie sollte daher klären, inwieweit die Lokalisationsfehler auf vergleichbare Mechanismen beruhen.
Die Aufgabe der Vpn bestand in einem ersten Experiment darin, die Position innerhalb einer Viertelkreisbewegung zu bestimmen, die mit dem Erscheinen eines visuellen Flankierreizes zusammenfiel. Hier traten am Anfang der Bewegung deutliche Lokalisationsfehler in Bewegungsrichtung auf, allerdings kehrte sich dieser Effekt am Ende der Bewegung um (inverses Repräsentationale Momentum). In den weiteren Experimenten entfiel daher der visuelle Flankiereiz und die Vpn sollten entweder nur den Anfang oder das Ende der Bewegung lokalisieren. Als Ergebnis war diesmal das in der Literatur berichtete Repräsentationale Momentum zu verzeichnen, allerdings verschwanden die Lokalisationsfehler am Anfang der Bewegung. Aufgrund dieser Befunde ist eine Modifikation des Aufmerksamkeitsansatzes oder gar dessen Zurückweisung angezeigt.
Referat in der Gruppe Räumliche Aufmerksamkeit, Mittwoch, 31. März 1999, 11:00, HS 22
