Verb- und Objektinformation bei der Rezeption von Handlungsanweisungen

Petra Weiss, Susanne Geister, Helmut Flitter & Kristin Allmaier

SFB 360, Universitaet Bielefeld
Postfach 10 01 31, 33501 Bielefeld
E-Mail: pweiss@nov1.lili.uni-bielefeld.de

Die Menge moeglicher Handlungen, die durch Verben beschreibbar sind, kann unterschiedlich gross sein. Spezifischere Verben haben einen hoeheren Informationsgehalt und schraenken die Handlungsmoeglichkeiten staerker ein als allgemeinere.
Verbinformation kann zur Aufloesung von Referenzproblemen beitragen. In Vorarbeiten zeigte sich, dass die Relevanz der Verbinformation kontextabhaengig variiert. Insbesondere in ambigen Situationen kann spezifischere Verbinformation zur Referenzaufloesung genutzt werden und beguenstigt somit die Verarbeitung entsprechender Anweisungen. Analog kann man fuer Objektbezeichnungen (Argumente) annehmen, dass eine spezifischere Benennung ebenfalls vor allem in kontextuell ambigen Situationen zu einer schnelleren Objektidentifikation fuehrt.
Verben und Objektbezeichnungen wurden zweistufig (spezifisch versus allgemein) variiert. Als Kontextvariablen wurden Farbe und Funktion eines Zielobjekts als referentiell eindeutig versus ambig variiert. Die Vpn sollten moeglichst schnell das in der Anweisung geforderte Zielobjekt auswaehlen. Die Reaktionszeiten hierfuer sowie die Anzahl richtiger und falscher Reaktionen wurden erhoben.
Die Vpn machten sehr wenige Fehler. Bei spezifischeren Verben erfolgt die Objektauswahl schneller als bei allgemeineren. Jedoch wird bei spezifischer Benennung des Zielobjekts langsamer reagiert als bei allgemeiner. Bei eindeutiger Farbe wird das Zielobjekt schneller ausgewaehlt als bei ambiger, bei eindeutiger Funktion sind die Zeiten dagegen laenger als bei ambiger.
Sowohl Verb- als auch Farbinformation (als salienteste Kontextinformation) leisten einen eigenstaendigen Beitrag bei der Verarbeitung von einfachen Montageanweisungen. Der erwartete Interaktionseffekt zwischen sprachlicher und visueller Information bleibt jedoch aus. Sprachliche und visuelle Information werden integrativ verarbeitet. Ist die Information dagegen eher redundant (spezifische Objektbenennung) oder in der gegebenen Situation u.U. wenig hilfreich (Funktion), kann sie sich sogar erschwerend auf den Aufbau einer angemessenen Situationsrepraesentation auswirken.

Referat in der Gruppe Sprache II, Dienstag, 30. März 1999, 11:30, HS 17

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