Elektrophysiologische Korrelate inhibitorischer Prozesse im Eriksen-Flankerparadigma

Bettina Rolke, Martin Heil, Frank Rösler, Juliane Wiegelmann, Christian Häußler & Erwin Hennighausen

Allgemeine und Biologische Psychologie, Philipps-Universität Marburg
Bettina Rolke, Gutenbergstraße 18, 35032 Marburg
E-Mail: rolke@mailer.uni-marburg.de#http://rolke@mailer.uni-marburg.de#

Exekutive, insbesondere inhibitorische Prozesse werden als Funktion des Frontalkortex angesehen. Eine Inhibition voraktivierter Reaktionen ist im Eriksen-Paradigma notwendig, bei dem wir in Experiment 1 die ereigniskorrelierten Potentiale ableiteten. Die Aufgabe der Versuchspersonen bestand darin, auf den mittig dargebotenen Zielbuchstaben mit einem der beiden Zeigefinger zu reagieren. Die nicht zu beachtenden Distraktorreize konnten der gleichen Reaktion wie der Zielreiz (kompatible Bedingung), keiner Reaktion (neutrale Bedingung) oder der dem Zielreiz entgegengesetzten Reaktion zugeordnet sein (inkompatible Bedingung). Eine Nogo-Bedingung wurde realisiert, indem ein Buchstabe als Zielreiz diente, der keine Reaktion erforderte.
Die Distraktorreize übten einen Einfluß aus: Die Reaktionszeiten der kompatiblen Bedingung waren am kürzesten, sie verlangsamten sich in der neutralen Bedingung und waren in der inkompatiblen Bedingung am längsten. Diese Reaktionszeiteffekte fanden ihre Entsprechung in einer Onsetverschiebung des lateralisierten Bereitschaftspotentials. Zusätzlich machte sich eine inkorrekte Reaktionsaktivierung bei inkompatiblen Reizen und bei Nogo-Reizen, die eine Reaktion erfordernde Flanker besaßen, bemerkbar. Die inkorrekte Reaktionsaktivierung wurde von einer verstärkten Negativierung im N200 Bereich des Elektroenzephalogramms an frontalen Elektrodenpositionen begleitet. Dieser N200-Effekt spiegelt möglicherweise einen die voraktivierten Reaktionen inhibierenden Prozeß wider.
In Experiment 2 nahmen wir eine Ableitung von 24 Elektrodenpositionen vor und ordneten vier Zielbuchstaben je zwei Fingern der beiden Hände zu. Diese Versuchsanordnung erlaubte eine größere Abstufung der Bedingungen nach ihrer Inkompatibilität: Die Reaktionszeiten unterscheiden sich in Abhängigkeit davon, ob die Distraktoren im Vergleich zu dem Target eine Reaktion des Fingers der gleichen Hand, des homologen Fingers oder des nicht-homologen Fingers der anderen Hand erfordern. Die Ergebnisse beider Experimente werden vorgestellt.

Referat in der Gruppe Exekutive Funktionen, Dienstag, 30. März 1999, 19:00, HS 16

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