Zur Dynamik der Rekonfigurierung

Guido Kusak & Herbert Hagendorf

Institut für Psychologie, Humboldt Universität Berlin
Oranienburger Str. 13, 13357 Berlin
E-Mail: h0098awg@rz.hu-berlin.de

Die Ergebnisse zur Rekonfigurierung des kognitiven Systems (Rogers & Monsell, 1995, Meiran, 1996, Hübner, 1998) lassen noch offen, ob diese Rekonfigurierung allein durch die Darbietung eines aufgabenrelevanten Reizes realisiert werden kann. Es soll einerseits gezeigt werden, daß über die Darbietung eines Reizes ein bestimmter Grad an interner Verarbeitung für die Rekonfigurierung erreicht werden muss. Andererseits wird gefragt, ob verschiedene exekutive Funktionen, die mit der Rekonfigurierung und Unterbrechung verknüpft sind, in Ressourcenkonkurrenz stehen.
Dazu wurden in die experimentelle Anordnung nach Monsell (1996) in 20% der 1280 Trials randomisiert Unterbrechungssignale eingestreut. Die Versuchteilnehmer hatten in diesen Trials die Bearbeitung nach 0, 150, 300 oder 400 ms abzubrechen. Die Zeit von der Unterbrechung bis zur nächsten Aufgabe bzw. von der erfolgreichen Bearbeitung einer Aufgabe bis zur nächsten betrug 400ms. Die Entscheidungszeiten und Fehler der Aufgabe nach eine erfolgreichen Unterbrechung wurden in Abhängigkeit davon analysiert, ob die Unterbrechung bei einer Wiederholungstrial oder einem Wechseltrial erfolgte.
Die Ergebnisse zeigen, daß mit zunehmender Verzögerung diese Unterbrechung bei Wiederholungstrials besser gelingt als bei Wechseltrials. Eine Aufgabe nach erfolgreicher Unterbrechung bei einem Wechseltrial wird dagegen zunehmend schneller bearbeitet. Dieses Resultat spricht dafür, daß bei ausreichender interner Verarbeitung der Rekonfigurierungsprozeß auch ohne offene Reaktion einsetzt. Auf der Basis der Fehlerdaten wurden über die Reaktionszeitverteilungen mit der Methode von Logan (1994) die Unterbrechungszeiten für Wechseltrials und Wiederholungstrials ermittelt. Das Ergebnis zeigt, daß die Unterbrechungszeiten bei Wechsel und Wiederholungstrials vergleichbar sind. Wenn eine Ressourcenkonkurrenz zwischen Unterbrechen und Rekonfigurieren bestehen würde, dann wären Unterschiede zu erwarten gewesen. Die beiden Kontrollfunktionen stehen nicht in Ressourcenkonkurrenz.

Referat in der Gruppe Exekutive Funktionen, Dienstag, 30. März 1999, 17:00, HS 16

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