Grenzen der automatischen Reiz-Reaktions-Übersetzung

Beatrix Eglau & Bernhard Hommel

Universität Koblenz-Landau, Abt. Landau / Max Planck Institut für psychologische Forschung
Im Fort 7, 76829 Landau
E-Mail: TrixieEg@aol.com

In Doppelaufgaben-Experimenten hat sich gezeigt, daß die Reiz-Reaktions-Übersetzung automatisch und parallel stattfindet, hier also keine Kapazitätsbegrenzung vorhanden ist, wie sie in Flaschenhals-Modellen angenommen wird. Besteht eine kompatible Beziehung zwischen dem primären Stimulus (S1) und der sekundären Reaktion (R2), wird die primäre Reaktion (R1) schneller und mit weniger Fehlern ausgeführt. Dieser Rückwärts-Kompatibilitäts-Effekt belegt eine parallele und automatische Reiz-Reaktions-Übersetzung.
In dieser Studie wird der Frage nachgegangen, wie dieser Rückwärts-Kompatibilitäts-Effekt erklärt werden kann und ob sein Auftreten vom Belastungsgrad des Arbeitsgedächtnisses abhängt. Hierzu existieren zwei Modelle: Das Transient-Link-Modell geht davon aus, daß mehrere S-R-Verbindungen gleichzeitig im Arbeitsgedächtnis übersetzt werden, wohingegen das Direct-Link Modell annimmt, daß die automatische Reiz-Reaktions-Übersetzung über getrennte, gelernte Pfade außerhalb des Arbeitsgedächtnisses stattfindet.
In zwei Experimenten wurden Doppelaufgaben mit Gedächtnisaufgaben kombiniert: Im ersten Experiment mußten sich die Probenden Folgen von 8 Ziffern merken und diese nach Ausführung der Doppelaufgabe wiedergeben, im zweiten wurde die Anzahl der Reiz- und Reaktionsalternativen bei der Doppelaufgabe erhöht. Die Ergebnisse scheinen zunächst für das Direkt-Link-Modell zu sprechen, da die Rückwärts-Kompatibilitäts-Effekte durch die Belastung des Arbeitsgedächtnisses nicht vermindert wurden.
Weitere Experimente zeigten jedoch, daß sich der Rückwärts-Kompatibilitäts-Effekt bei einem Wechsel der S2-R2-Zuordnung sofort umkehrt, und bei einem Wegfall der zweiten Aufgabe unmittelbar verflüchtigt. Diese Ergebnisse sprechen für das Transient- und gegen das Direct-Link-Modell.
Hommel, B. (1998). Automatic Stimulus-Response Translation in Dual-Task Performance. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 24, 1368-1384.

Referat in der Gruppe Exekutive Funktionen, Dienstag, 30. März 1999, 14:30, HS 16

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