Dissoziation von Präparations- und Interferenzeffekten beim Aufgabenwechsel

Gesine Dreisbach, Hilde Haider & Rainer H. Kluwe*

Institut für Kognitionsforschung, Universität der Bundeswehr Hamburg,
Holstenhofweg 85, 22043 Hamburg
E-Mail: gesine.dreisbach@unibw-hamburg.de

In verschiedenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, daß die Vorgabe von Cues die Bearbeitungslatenzen beim Aufgabenwechsel substantiell reduziert (Meiran, 1996; Kluwe, Haider, Dreisbach & Kawski, 1998). Unklar ist jedoch, warum auch bei informativen Cues residuale Wechselkosten bestehen bleiben. Es wird vermutet, daß mit dem Cue-Onset eine Aufgabenumstellung eingeleitet wird (Präparation), daß aber zusätzlich bei stroopartigem Stimulusmaterial mit dem Stimulus-Onset automatisch zwei konkurrierende task-sets aktiviert werden. Dies führt dann zu den beobachteten Wechselkosten.
Ziel der zu referierenden Experimente ist die Beantwortung der Frage, ob Präparations- und Interferenzeffekte dissoziierbar sind. Zur Untersuchung ob Präparation unabhängig von Wechselkosten ist, wurde jede Aufgabe (Wechsel und Wiederholung) spezifisch mit abgestufter Wahrscheinlichkeit (P=100%, 75%, 50%, 25%) angekündigt. Es wurden stroopartige Aufgaben (2 Zahlen- und 2 Buchstabenaufgaben) in nicht antizipierbarer Reihenfolge dargeboten, das CTI auf 1500ms gesetzt.
Im Ergebnis findet man für Aufgabenwechsel und Aufgabenwiederholungen einen linearen Anstieg der Bearbeitungslatenzen als Funktion der Aufgabenwahrscheinlichkeit, wobei die Wechselkosten bei allen Cues konstant bleiben. Dies spricht dafür, daß Effekte präparatorischer Aktivität unabhängig von den Wechselkosten sind. Zur Stützung dieser Interpretation wurde in einem weiteren Experiment das CTI auf 500ms gesetzt. Das sollte die Möglichkeit zur vorbereitenden Umstellung verkürzen, die Zeit für die Umstellung aber nicht beeinflussen. Es wurde deshalb erwartet, daß die Bearbeitungszeiten für sichere Aufgabenankündigungen im Vergleich zum langen CTI steigen, für unsichere gleichbleiben oder sinken. Die Ergebnisse entsprechen weitgehend den Hypothesen, die Wechselkosten bleiben aber nur annähernd konstant.
Ziel weiterer Experimente ist es, zu prüfen, ob die bestehenden Wechselkosten bei disambiguiertem Stimulusmaterial verschwinden, die beobachteten Präparationseffekte aber konstant bleiben.
*gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bonn

Referat in der Gruppe Exekutive Funktionen, Dienstag, 30. März 1999, 14:00, HS 16

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