Wie unwahr sind Halbwahrheiten?

Jeannette Schmid

Psychologisches Institut, UniversitSigmat Heidelberg
Hauptstrasse 47-71, 69117 Heidelberg
E-Mail: zdy9@psi-sv1.psi.uni-heidelberg.de

Erst in juengerer Zeit ist neben der Frage, wann und weshalb kommunikative Taeuschungen (Luegen) initiiert werden, die Thematik der Luegentechnik ebenfalls zum Forschungsgegenstand geworden. Eine der zentralen Fragestellungen ist die nach der Natur der Halbwahrheiten.
Ausgehend von einer Definition von Halbwahrheiten als einem Gemisch von korrekten und inkorrekten Informationen innerhalb einer Aussage wurden in zwei Experimentalserien sowohl die Auswirkung des Ausmasses der Informationsverfaelschung als auch die Art der Informationsverfaelschung (Veraenderung, Hinzufuegung und Weglassung) auf das Wahrheitsurteil bezueglich der Gesamtaussage untersucht.
Insgesamt 216 Probanden wurden Bilder vorgelegt, die jeweils zw/lf Elemente enthielten. Mit jedem Bild war eine Beschreibung zu vergleichen, in der 3, 6 oder 9 Elemente inkorrekt uebermittelt wurden. Die Wahrheitsurteile wichen systematisch von den erwarteten Urteilen ab: Falsche Elemente wurden beim Urteil staerker beruecksichtigt als richtige Elemente. Dieser Bias verringerte sich mit steigender Zahl falscher Elemente. Ein Vergleich der verschiedenen Verfaelschungstechniken zeigte, dass der Bias am deutlichesten bei der Technik 'Veraenderung' und am schwaechsten bei der Technik 'Weglassung' auftrat.
Dieser Befund laesst sich analog zu einem Negativitaetseffekt verstehen. Er wirft auch ein neues Licht auf die Debatte der strengeren moralischen Bewertung von Handlungen im Vergleich mit Unterlassungen.

Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Meinung und Einstellung II, Mittwoch, 31. März 1999, 14:00, HS 18

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