Konzeptuell-relationale Enkodierung bei Patienten mit Temporallappenepilepsie

U. Gleissner, C. Helmstaedter, M. Di Perna & C. E. Elger

Universitaet Bonn, Klinik fuer Epileptologie
Sigmund-Freud-Str.25, 53105 Bonn
E-Mail: psych@mailer.meb.uni-bonn.de

Um zu pruefen, inwieweit die bekannten verbalen Gedaechtnisdefizite von Patienten mit linkstemporaler Epilepsie auf Stoerungen der Enkodierung zurueckgehen, wurde der Einfluss einer gestuften Enkodierungshilfe auf die Gedaechtnisleistung in Patientengruppen mit verschiedenen hirnlokalen Schaedigungen evaluiert.
Praechirurgische Patienten mit rechtstemporalen (RTE, n=15) und linkstemporalen (LTE, n=20) Epilepsien, und eine hirngesunde Kontrollgruppe (KG, n=20) bearbeiteten 3 verbale Lernaufgaben unterschiedlicher Struktur. Die zu lernenden Wortlisten enthielten 1) unverbundene Woerter 2) interkonzeptuell/kontextuelle Cluster (z.B. Stadion, Zuschauer, Hymne) oder 3) intrakonzeptuell/taxonomische Cluster (z.B. Pflaume, Banane, Kirsche).
Bei RTE-Patienten und KG zeigte die Aufgabenvariation gleichartige Effekte: Lernleistung in 3>2>1. Die LTE-Patienten hingegen profitierten nur von den taxonomischen Clustern (Lernleistung in 3 > 2=1), obwohl die relationale Struktur auch in der kontextuellen Bedingung erkannt wurde. Die Auswertung der Reproduktionsstruktur zeigte bei den LTE-Patienten in der kontextuellen Bedingung ausserdem deutlich weniger vollstaendige Cluster.
Da sich im Unterschied zu den RTE-Patienten und der KG nur unter einer Bedingung ein lernfoerdernder Effekt der Clusterstruktur fuer die LTE-Patienten zeigte, ist zu diskutieren, ob die Ergebnisse auf eine Stoerung relationaler Enkodierungsprozesse oder auf einen materialspezifisch erschwerten Umgang mit interkonzeptuellen Relationen verweisen (gestoerte Prozesse versus defizitaere Wissensrepraesentation). Argumente fuer diese Erklaerungsmoeglichkeiten werden diskutiert.

Referat in der Gruppe Gedächtnis II, Mittwoch, 31. März 1999, 11:00, HS 16

Zur Programmübersicht

Zur Liste der Postergruppen, Referategruppen und Symposien

Zurück zur Teap '99-Homepage